Reversierung nicht-depolarisierender Blocker der neuromuskulären Übertragung durch Enkapsulierung mit Calabadion

Nicht-depolarisierende Blocker der neuromuskulären Übertragung spielen im klinischen Alltag eine bedeutende Rolle. Ihr Einsatz ist mit Risiken verbunden, wie beispielsweise der residuellen Blockade oder einer tödlichen Apnoe, wenn nach Injektion eines Muskelrelax- ans keine Intubation oder Maskenbeatmung möglich ist. Zur Vermeidung dieser Risiken ist ihre Reversierung klinisch bedeutsam. Typischerweise werden Acetylcholinesterase-Inhibitoren verwendet, welche zu einer Erhö- hung des Neurotransmitters Acetylcholin führen. Konsekutiv kommt es zu einer Reversie- rung der Effekte nicht-depolarisierender Hemmstoffe der neuromuskulären Übertragung mittels kompetitiver Inhibition. Nachteile sind die unzureichende Wirksamkeit bei tiefer neuromuskulärer Blockade und eine sehr geringe therapeutische Breite. Die in dieser Arbeit durchgeführten Experimente dienten dazu, die Effektivität des enkapsulierenden Medikamentes Calabadion 2 zu ermitteln. Es erfolgten Versuchsreihen in vitro, ex vitro, und in vivo. Die dosis-abhängigen Effekte von zwei Calabadionpräpara- ten, einem Cyclodextrin (Sugammadex) und einem Acetylcholinesteraseinhibitor (Neostigmin) zur Reversierung von Vecuronium-, Rocuronium- und Cisatracurium- induzierter neuromuskulärer Blockade wurden untersucht. In vitro wies Calabadion 2 eine 89-fach höhere Affinität gegenüber Rocuronium auf, als Sugammadex. Im Zusammenspiel mit den ex vivo Versuchen konnte bei Rocuronium ge- zeigt werden, dass Sugammadex und Calabadion über einen 1:1 Bindungsmechanismus agieren. In vivo reversierte Calabadion 2 in kurzer Zeit alle induzierten neuromuskulären Blockaden und wurde über den Urin eliminiert. Insgesamt wird die Bedeutung molekularer Container zur Reversierung neuromuskulärer Blockaden weiter an Bedeutung zunehmen. Bei der Entwicklung neuer Medikamente soll- ten stets in vitro, ex vivo und in vivo Ergebnisse einbezogen werden, um die Effektivität zu bestimmen. Bei dem Ansatz der molekularen Enkapsulierung muss bedacht werden, dass bei nicht optimaler Bindingsselektivität sogenannte „Displacementnebenwirkungen“ auftreten können. Wird nämlich nach erfolgreicher Reversierung einer neuromuskulären Blockade ein anderes Medikament verabreicht, welches ebenfalls an ein Enkapsulierungsmedikament bindet, so kann es zu einer sogennanten „Recurarisierung“, einem Wiederauftreten einer neuromsukulären Blockade kommen. Dementsprechend weist die hohe Effektivität und Bindungsaffinität von Calabadion auf ein klinisch günstiges Wirkprofil hin.

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