Die primäre ZNS-Vaskulitis (PCNSV) und deren Differentialdiagnosen im Vergleich – genetische Hintergründe, klinische, diagnostische und therapeutische Daten sowie Outcome

Die primäre Vaskulitis des zentralen Nervensystems (PCNSV) ist eine sehr seltene und bislang unzureichend verstandene Erkrankung mit einer Entzündung und Zerstörung der mittleren und kleinen Gefäße ausschließlich des zentralen Nervensystems, deren klinische Präsentation unspezifisch und Diagnosesicherung schwierig und invasiv ist. Ziel dieser Untersuchung war heraus zu finden, ob sich innerhalb eines Kollektivs mit der Zuweisungsdiagnose PCNSV klinische, diagnostische oder genetische Faktoren prädiktiv oder protektiv für eine PCNSV erweisen. In 36,2% wurde die Diagnose einer PCNSV gesichert (72% bioptisch, 28% angiographisch), in 63,8% fand sich eine andere Erkrankung. Anhand der klinischen Symptomatik konnte nicht zwischen einer PCNSV und ihren Differentialdiagnosen unterschieden werden, ein schlechteres klinisches Outcome war jedoch assoziiert (p = 0.005). Die Untersuchungsergebnisse waren mit den in der Literatur für PCNSV vorbeschriebenen kongruent, jedoch nur in der Zusammenschau geeignet, die Differentialdiagnosen abzugrenzen. Statistisch signifikant zwischen den Kollektiven unterschieden Biopsieergebnis (p = 0.004), Kontrastmittelanreicherung (p = 0.000) oder tumorartige Massenläsion (p = 0.008) in der Magnetresonanztomographie (MRT), intrathekale IgG-Erhöhung (p = 0.020), unauffälliger Duplexbefund der Hirnarterien (p = 0.022) und die Befundung der Angiographie (p = 0.010) durch einen erfahrenen Neuroradiologen. Prädiktive genetische Assoziationen im Humanen Leukozyten Antigen (HLA) im PCNSV-Kollektiv vs. Allgemeinbevölkerung zeigten sich für HLA-A*69 (p = 0.002). Potentiell prädiktiv, da auffällig aber statistisch nicht signifikant, waren HLA-B*49 und DRB1*03, in diesem Sinne potentiell protektiv war HLA-DRB1*01. Um HLA-assoziierte prädiktive und vielleicht auch protektive Faktoren, die ein wichtiger diagnostischer Baustein sein könnten, zu bestätigen oder zu widerlegen, ist eine Untersuchung mit höherer Fallzahl erforderlich. Aufgrund der Seltenheit der Erkrankung könnte diese nur multizentrisch und bei einheitlichen Diagnosestandards generiert werden.
Primary central nervous system vasculitis (PCNSV) represents a very rare and poorly understood disease. It is an autoimmune mediated disease affecting medium- to small-sized vessels only of the central nervous system. Clinical presentation is nonspecific and diagnosis difficult and invasive. The intent of this study was to analyse clinical features, diagnostic findings and genetic factors predictive or protective for PCNSV. In 36,2% of suspected PCNSV the diagnosis was confirmed by predetermined diagnostic criteria based on biopsy (72%) or angiography (28%). 63,8% of the patients turned out to have other diagnoses. Clinical presentation was not able to discriminate between PCNSV and its differential diagnoses. However, a worse clinical outcome was associated with PCNSV (p 0.005). Diagnostic results were congruent with previous data reported on PCNSV. Biopsy (p 0.004), contrast enhancement (p 0.000) or tumor-like mass lesion (p 0.008) in magnetic resonance imaging (MRI), intrathecal IgG increase (p 0.020), normal Duplex findings of cerebral arteries (p 0.022) and conventional angiography (p 0.010) were able to distinguish between the two cohorts statistically significant. HLA frequencies within the PCNSV patient group versus general population could clearly show higher frequencies for the HLA-A*69 (p 0.002) and the HLA-B*49 (p 0.027) alleles in PCNSV. For the HLA-B*49 and DRB1*03 alleles a trend to a higher frequency in PCNSV could be observed, whereas a lower frequency for HLA-DRB1*01 in PCNSV might play a role as a protective factor. It remains to be seen whether HLA analysis will constitute an additional diagnostic tool in PCNSV in the future. An investigation in a larger, multicentric cohort using uniform diagnostic standards is required, since our findings are limited by the small sample size.

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