Strategische Organisationsentwicklung an der Schnittstelle von Politik und Wirtschaft. Eine Analyse des Senats der Wirtschaft.

Der Wunsch nach einer guten Zusammenarbeit zwischen politischen und wirtschaftlichen Akteuren scheint groß zu sein. In einer immer komplexer und interdependenter werdenden Welt gibt es eine große Anzahl von Themen, die sowohl Politik als auch Wirtschaft gleichermaßen betreffen. Die Voraussetzungen erscheinen ideal, um befriedigende Lösungen für eine größtmögliche Anzahl an Akteuren zu finden: Denn neben dem wachsenden politischen Bedarf an wirtschaftsnaher Expertise und Beratung, steigt das Angebot in dem Bereich der politischen Beratung sowie der Wunsch nach mehr Partizipationsmöglichkeiten von nichtstaatlichen Akteuren. Diese auf dem ersten Blick komfortable „win-win-Situation“ birgt aber insbesondere für politische Entscheider einen Konflikt. Denn vor allem wirtschaftsnahe und ressourcenstarke Organisationen, so der Vorwurf, würden Zugang zu politischen Akteuren erhalten. Das Gemeinwohl würde daher keinen Eingang in die Zusammenarbeit von Politik und Wirtschaft bekommen. Verschiedene Organisationen haben in den letzten Jahren versucht diesen Konflikt zu lösen. Mit unterschiedlichen Konzepten und Ideen sollten neue Möglichkeiten eines Multi-Stakeholder-Dialoges initiiert werden, die den Bedarf an einer an allgemeinen Interessen orientierten Beratung decken sollen. Einer dieser Akteure ist der Senat der Wirtschaft Deutschland, der erst in 2009 gegründet wurde und sich als wirtschaftsnahe Organisation in einer dicht besetzten Branche etablieren will. Mithilfe einer Einzelfallanalyse soll in der vorliegenden Arbeit versucht werden, die strategische Organisationsentwicklung des Senats der Wirtschaft zu analysieren. Konkret sollen die Ziele, Strukturen und Instrumente des Senats der Wirtschaft untersucht werden. Dabei lautet die zentrale Frage: Mithilfe welcher Instrumente versucht der Senat der Wirtschaft eine am Gemeinwohl orientierte politische Beratung an der Schnittstelle von Politik und Wirtschaft zu ermöglichen? Zur Beschreibung der strategischen Organisationsentwicklung des Senats seit seiner Gründung in 2009/2010 wird auf die teilnehmende Beobachtung, die sich über mehrere Jahre streckt, sowie Experteninterviews und Dokumentenanalysen zurückgegriffen. Die so gesammelten Daten werden anhand eines eigens entwickelten Analyse-Schemas aufbereitet. Daraus werden Aussagen über einen möglichen innovativen Charakter der eingesetzten Instrumente dargestellt sowie Erkenntnisse für die strategische Entwicklung anderer Organisationen, die an der Schnittstelle von Politik und Wirtschaft Beratung anbieten wollen, abgeleitet. Eine zentrale Erkenntnis liegt darin, dass Organisationen trotz komplexen Einflussfaktoren stets die Balance zwischen Schein und Sein bewahren müssen.
The pursuit of a good collaboration between political and economic stakeholders seems to be great. In a more and more complex and interdependent world, a vast range of different topics are equally affecting politics as well as the economy. The conditions seem to be ideal in order to find satisfying solutions for the majority of these stakeholders. Besides the growing political demand for economic expertise, a noticeable growth of political consultation as well as the aim for more participation opportunities of non-governmental stakeholders is observable. At first sight, it seems to be a convenient win-win-situation; nevertheless it also implies a conflict for political decision-makers in particular. Especially organizations which are closely business-related and imply high levels of resources, so the accusation, are granted access to political stakeholders. Therefore, the common welfare would not get admission to the collaboration of politics and economy. In the past few years, several organizations have been trying to solve this conflict. New possibilities of a multi-stakeholder dialogue are initiated by different concepts and ideas to cover the need of a consultation focusing on common interests. One of the stakeholders is the Senate of Economy. It has been founded in 2009 and wants to establish itself as a business-related organization in a densely occupied sector. Using a single-case analysis, this thesis analyzes the strategic organizational development of the Senate of Economy. To be precise, aims, structures and instruments of the Senate of Economy are to be illustrated and examined. The key question is: Which instruments are enabling the Senate of Economy to facilitate a common well-being oriented political consultation at the interface between politics and economy focusing on common interest? In order to describe the strategic organizational development of the Senate of Economy since its foundation in 2009/2010, a long-term participation observation, expert interviews as well as an analysis of documents have been applied. Hence, statements about the innovative character of the applied instruments and also findings for a strategic development for similar organizations are derived. The selected data is evaluated with a self-developed analytical scheme. Despite complex influencing factors, a central finding implies that organizations need to keep the balance between appearance and reality.

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