Sporttherapie bei Morbus Parkinson : Der Einfluss von Nordic Walking Training auf die Symptomatik und körperliche Leistungsfähigkeit von Parkinsonpatienten

Morbus Parkinson ist eine neurodegenerative Erkrankung des fortgeschrittenen Lebensalters. Zu den zentralen motorischen Beeinträchtigungen gehört der schlurfende, kleinschrittige und langsame Gang mit zunehmender Stand- und Gangunsicherheit aufgrund der Reduktion posturaler Reflexe. Der zentrale Bestandteil der Therapie dieser Erkrankung ist eine dopaminerge Medikation, die sehr kostenaufwändig ist. Obwohl sich die Sporttherapie bei chronischen Erkrankungen bereits gut etabliert hat, besteht für die Parkinsonkrankheit diesbezüglich noch viel Forschungsbedarf. Gehirnforscher konnten zeigen, dass das Gehirn trainierbar ist, und dass es insbesondere durch körperliche Aktivität sowie sensorisch sehr gut stimuliert werden kann. In verschiedenen Tiermodellen wurden sehr erfolgsversprechende Ergebnisse gefunden. Leider sind in der Literatur nur wenige sporttherapeutische Interventionsstudien zu finden, die zeigen, dass die Leistungsfähigkeit von Parkinsonpatienten durch körperliche Aktivität verbessert werden kann. Es ist jedoch immer noch unklar, welche Trainingsmethode für welches Patientenklientel am besten geeignet ist. Außerdem bleibt die Frage offen, ob die Parkinsonpatienten ähnlich trainierbar sind wie gesunde Kontrollen. Das Primärziel der vorliegenden Studie war, die Effekte eines 12-wöchigen Nordic Walking Trainings auf die Symptomatik, die Gangfähigkeit, die Aufstehleistung, die Oberschenkelkraft und die respiratorische, sowie metabolische Leistungsfähigkeit zu untersuchen. Das Sekundärziel bestand darin, die Effekte des Trainings zwischen Parkinsonpatienten und gleichaltrigen gesunden Kontrollpersonen zu vergleichen. Mithilfe einer 3D-Kinematik Analyse wurden bei 18 Patienten und 18 gesunden Kontrollen das Gangbild und die Aufstehleistung untersucht. Um die Symptomatik der Parkinsonpatienten zu beurteilen, wurde der UPDRS (Unified Parkinson’s Disease Rating Scale) für den motorischen Bereich erhoben. Desweiteren führten alle Probanden eine isokinetische Kraftmessung der Oberschenkelkraft und eine Leistungsdiagnostik mit Spriroergometrie und Laktatmessung auf dem Laufband durch. Die Bewegungsanalyse und die UPDRS Untersuchung wurden im medizinischen OFF-Zustand durchgeführt, während der Krafttest und der Laufbandtest im medizinischen ON-Zustand durchgeführt wurden. Alle Probanden nahmen an einem 12-wöchigen Nordic Walking Trainingsprogramm teil und trainierten 3 mal wöchentlich jeweils 60 Minuten. Die Untersuchungen fanden vor und nach der Trainingsphase statt. Das 12-wöchige Nordic Walking Training bewirkte bei den Patienten eine durchschnittliche Verbesserung des UPDRS Scores um 2 Punkte, was eine statistische Tendenz darstellt. Dabei wurde in den Ergebnissen eine hohe Variabilität festgestellt, was darauf hinweist, dass die Patienten in ihrer Krankheitssymptomatik trotz ähnlichem Hoehn & Yahr Stadium (Range 2-2,5) sehr inhomogen waren. Die durchschnittliche Leistung der Patienten im Gangverhalten und im Aufstehen blieb nach dem Training unverändert. Dabei konnte insbesondere in der Ganganalyse eine hohe Leistungsheterogenität beobachtet werden, die auf eine Responderanalyse hinweist. Auf diese wurde jedoch aufgrund der dadurch zustande kommenden kleinen Gruppengröße verzichtet. In der Literatur sind verschiedene Strategien für das Aufstehen bei Parkinsonpatienten oder anderen körperlich eingeschränkten Personen beschrieben. Diese stimmen jedoch nicht mit den Ergebnissen der vorliegenden Studie überein. Die Patienten zeigten stattdessen ähnliche Bewegungsmuster wie Gesunde, nur in einer verlangsamten Ausführung. Nach dem 12-wöchigen Training erhöhte sich in allen isokinetischen Arbeitsweisen die Oberschenkelkraft der Patienten. Dadurch kann gefolgert werden, dass ein mittelfristiges, kraftunspezifisches Training zu deutlichen Verbesserungen der statischen wie dynamischen Oberschenkelkraft führt. Zwischen dem mehr und dem weniger betroffenen Bein konnten keine Leistungsunterschiede beobachtet werden. Durch die Leistungsdiagnostik konnte gezeigt werden, dass sich die Patienten in ihrer Sauerstoffaufnahmekapazität und in ihrer Leistung an den Laktatschwellen LT und IAS durch das Training verbesserten. Es konnten jedoch keine Anpassungserscheinungen in den metabolischen Messgrößen (z.B. Gehökonomie, Laktatkonzentration) beobachtet werden. Im Vergleich zu den Normwerten erreichten die Patienten das altersgerechte Leistungsniveau, jedoch des unteren Bereichs. Auf der Basis der statistischen Analyse aller kinematischen, isokinetischen und respiratorischen, sowie metabolischen Messgrößen wurden keine Unterschiede zwischen den Trainingseffekten der Parkinsonpatienten und den gleichaltrigen gesunden Kontrollen gefunden. Jedoch zeigte sich ein tendenzieller Gruppenunterschied in der Gangleistung: Während die gesunden Kontrollen ihre Gehgeschwindigkeit und Schrittlänge verbesserten, blieben die Patienten darin unverändert. In der Aufstehleistung konnte ebenfalls in beiden Gruppen keine Leistungsverbesserung erreicht werden. Jedoch verbesserten beide Gruppen ihre Oberschenkelkraft, während die Patienten dabei tendenziell mehr Kraftzuwachs erzielten als die gesunden Kontrollen. Die Ergebnisse aus der Spiroergometrie und dem Laktattest deuten darauf hin, dass die Patienten dazu fähig sind, die Leistung der gesunden Kontrollen zu erreichen, jedoch scheint es, dass eine erhöhte Atemfrequenz und anaerobe Energieutilisation bei den Patienten dafür verantwortlich sind. Das Nordic Walking Training hatte darauf keinen Einfluss. Zusammengefasst legen die Ergebnisse der vorliegenden Studie dar, dass sich die Symptomatik von Parkinsonpatienten durch Nordic Walking Training tendenziell verbessern lässt. Desweiteren konnte nachgewiesen werden, dass die körperliche Leistungsfähigkeit durch Training bei Parkinsonpatienten verbessert werden kann, ähnlich wie bei gleichaltrigen gesunden Kontrollen. Neben der medikamentösen Therapie zeigt sich die Sporttherapie als vielversprechende Zusatztherapie bei Morbus Parkinson und sollte in die Behandlung dessen intensiver mit eingebunden werden. Hierfür hat sich das Nordic Walking als eine sichere und einfach durchführbare Trainingsmethode gezeigt.
Parkinsonism is a neurodegenerative disease in elderly people. The main motor impairments are shuffling, small stepping and slowed walking movements with insecurity in balance and walking due to the reduction of postural reflex. In the first instance this disease is treated with dopaminergic medication, which is very expensive. Even though the sport therapeutic treatment is effective in chronic diseases, it is still unestablished in Parkinson’s disease. Brain scientists proofed that the brain can be trained and is more efficient by physical activity and motor plus sensory stimuli. Research in different animal models have shown promising results. Unfortunately, only few sport therapeutic intervention studies are found in the literature, showing that patients with Parkinsonism are able to improve their corporal capacity by physical training. It is still unclear which training methods are most appropriate for which patient population. Furthermore the question remains, whether patients with Parkinsonism can be trained by similar physical training as healthy controls. The primary goal of the present study was to investigate the effects of 12 weeks Nordic Walking training on the pathology of Parkinsonism, the ability of walking, the ability of sit to stand performance, the thigh muscle strength and the respiratory plus metabolic capacity. The secondary goal was to compare the effects of the training between patients with Parkinsonism and same aged healthy controls. With 3D kinematics analysis 18 patients with Parkinsonism and 18 healthy controls were investigated according to their ability to walk and sit to stand performance. The pathology of the disease was tested by UPDRS (Unified Parkinson’s Disease Rating Scale) motor part. Furthermore all participants were conducting isokinetic strength measurement of the thigh muscles and a performance diagnosis with spiroergometry and lactate test on a treadmill. The patients performed the kinematics analysis and the UPDRS test in the medicinal OFF-status, while the strength test and the treadmill test were conducted under the medicinal ON-status. All participants took part in a 12-week Nordic Walking training program and trained 3 times per week for 60 min each. They were tested before and after training. The 12-week Nordic walking training generated in the patients a mean improvement of the UPDRS Score of two points, which shows the tendency of statistical significance. The results were highly variable, indicating that the patients differ considerably in their disease pathology despite their homogeneous Hoehn & Yahr stage (range 2-2.5). The mean performance of the patients in the ability of walking and sit to stand performance was unchanged after training. Especially in the results of the walking analysis high heterogeneity was realized, referring to a responder analysis. However it was resigned to conduct a responder analysis because the arising sample size would be too small for scientific analysis. In literature different strategies for sit to stand performance of patients with Parkinsonism or other physical impaired persons are presented,which don’t correspond with the results of the present study. The patients showed instead similar motion patterns to healthy controls, but with slowed execution. In all isokinetic contraction modes the thigh muscle strength increased in patients after the 12-week training period. These results demonstrate that medium-term, strength unspecific Nordic Walking training leads to clear improvements of static and dynamic thigh muscle strength. No differences between the more and less affected leg were observed. The performance diagnosis revealed that the patients improved in oxygen uptake as well as in power at the lactate threshold LT and IAS by training. No adaptations were found in the metabolic variables (for example economy of movement and lactate). In accordance to normal ranges, the patients achieved age-based efficiency, however in the lower ranges. On the basis of the statistical analysis of all kinematics, isokinetic and respiratory plus metabolic measurements no differences were found in the training effects between patients with Parkinsonism and healthy controls of the same age. However a difference between the groups in walking has been identified: Whereas the healthy controls increased their gait speed and step length, the patients remained unchanged. During sit to stand performances both groups revealed unchanged. However the patients as well as the controls improved their thigh muscle strength. The improvement of the patients tend to be higher than in the control group. The spiroergometry and lactate tests indicate that patients are able to reach the performance level of healthy controls by training. But it seems that elevated respiratory frequency and increased anaerobic energy supply are responsible for this achievement in patients. The Nordic Walking training did not have any influence on this. In summary the results of the present study demonstrate that the pathology of Parkinsonism can improve by Nordic Walking training. Additionally there is evidence that the physical performance can be improved by training, similar to healthy controls in the same age. Beside the medicinal therapy in Parkinson’s disease it becomes apparent that the sport therapy is a promising add-on therapy and should be more extensively implicated into Parkinson’s disease therapy. For this purpose Nordic Walking proofed to be a safe and easy performable training method.

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