Die langfristige Auswirkung der Rahmenbedingungen elterlicher Scheidung auf depressive und (psycho) somatische Symptome bei Erwachsenen, die als Kinder betroffen waren

Eine Trennung bzw. Scheidung der Eltern bedeutet für das Kind, dass die Familie nicht mehr unter einem Dach, sondern getrennt lebt. Dies ist für das Kind oft schmerzhaft. Vor, während und nach der Trennung bzw. Scheidung entsteht eine Vielzahl von damit verbundenen Rahmenbedingungen, neuen Veränderungen und Beziehungen, auf sie sich sowohl Eltern als auch Kinder einstellen müssen.<br> Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Untersuchung der langfristigen Auswirkungen einer Reihe von Rahmenbedingungen der elterlichen Scheidung in der Kindheit auf sowohl das psychische als auch physische Wohlbefinden der betroffenen Kinder im jungen Erwachsenenalter. Somit ist es ein wesentliches Ziel dieser Untersuchung, herauszufinden, ob und welche Scheidungsmerkmale langfristig mit dem Auftreten von depressiven und somatischen Symptomen bei betroffenen Erwachsenen korrelieren. Weiterhin wird untersucht, ob es dabei geschlechtsspezifische Unterschiede gibt. Die Untersuchung wurde daher unter Studierenden aus Scheidungsfamilien durchgeführt. Hierfür umfasste die Stichprobe 89 Studenten, die die Trennung bzw. Scheidung ihrer Eltern in der Kindheit (bis 12 Jahren alt) erlebt hatten. Das durchschnittliche Alter der Befragten lag bei der Trennung bzw. Scheidung der Eltern bei 6,5 Jahren und zum Zeitpunkt der Studie bei 23,5 Jahren. Das bedeutet, dass die vorliegende Studie die Folgen der Rahmenbedingungen elterlicher Trennung/Scheidung im Durchschnitt 17 Jahre nach der Scheidung untersucht.<br> Die Erhebungsinstrumente dieser vorliegenden Untersuchung bestanden aus drei Teilen, nämlich erstens ein Fragebogen, der von der Autorin entwickelt wurde, um Daten über persönliche Merkmale der Befragten und über Rahmenbedingung elterlicher Trennung/Scheidung zu erfassen. Zweitens kam die Allgemeine Depressions Skala (ADS) zum Einsatz, um depressive Symptome bei den befragten Personen zu untersuchen. Zusätzlich zu diesen beiden Instrumenten wurde die Freiburger Beschwerdenliste (FBL) zur Erfassung der Häufigkeit bzw. Intensität körperlicher Beschwerden bei den Befragten angewendet. <br><br> Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung zeigten, dass es Zusammenhänge zwischen bestimmten elterlichen Scheidungsmerkmalen und dem Auftreten von depressiven und körperlichen Symptomen bei betroffenen Kindern im Erwachsenenalter gibt.<br> Die Scheidungsbedingungen, die am deutlichsten positiv mit dem Auftritt von depressiven bzw. somatischen Symptomen korrelieren, sind:<br> • Streitereien zwischen Eltern vor der Scheidung, die Gewalt begleitet sind;<br> • das Erleben der elterlichen Scheidung im Grundschulalter;<br> • die Übernahme des Sorgerechts durch den Vater /das gemeinsame Sorgerecht;<br> • Umzüge wegen Scheidung;<br> • häufige Konflikte zwischen Eltern nach der Scheidung;<br> • die Übernahme von Verantwortung für den Vater nach der Scheidung;<br> • die Anwesenheit der Halbbrüder.<br> Während von den Scheidungsbedingungen, die negativ mit dem Auftritt von depressiven bzw. somatischen Symptomen korrelieren, sind:<br> • Die Gespräche mit dem Kind über die nach der Scheidung neuen Veränderungen;<br> • die Übernahme des Sorgerechts für die Kinder durch die Mutter;<br> • die Berufstätigkeit von Müttern nach der Scheidung;<br> • die gute Qualität der Beziehung zum nicht sorgeberechtigten Elternteil sowie die Häufigkeit der Besuchszeiten des getrennt lebenden Elternteils;<br> • die gute Qualität der Beziehung zum Stiefvater;<br> • die gute Qualität der Beziehung zum Familienkreis der Mutter nach der Scheidung;<br> • die soziale Unterstützung nach der Scheidung.<br> Ein konkretes Ergebnis der Studie ist die erhebliche langfristige positive Auswirkung der Berufstätigkeit von Müttern nach der Scheidung auf das psychische und physische Wohlbefinden der betroffenen Erwachsenen. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie haben auch angezeigt, dass es geschlechtsspezifische Unterschiede bezüglich der langfristigen Einflüsse von elterlichen Scheidungsbedingungen auf das Auftreten von depressiven sowie körperlichen Symptomen bei den Probanden gibt. Aber wichtig hervorzuheben sind die positiven Einflüsse der Erwerbstätigkeit der Mutter nach der Scheidung, der guten Beziehung sowie des häufigen Kontakts zum nicht sorgeberechtigten Elternteil und der Unterstützung von Verwandten auf die psychische und körperliche Verfassung beider Geschlechter.
The present study conserns on the investigation of long-term consequences of frame conditions of parental divorce on mental and physical well-being of children in young adulthood. Thus, it is a major goal of this study to find out whether and which conditions of parental divorce are correlated with an occurrence of depressive and somatic symptoms among adult children and secondly if there are gender-related differences.<br> A sample consisted of 89 university students who had experienced the parental separation or divorce in childhood (before 13 years of age). An average age of students was 6.5 years at the time of parental separation/divorce and an average age of students was 23.5 years at the time of their participation in this study.<br><br> For achieving the goal of this study, three questionnaires are used 1. A questionnaire to collect Information on the framework conditions of the <br> parental separation/divorce. <br> This questionnaire is developed by the author of this study. The developed questionnaire includes questions about family background und personal characteristics. The family background includes questions related to the frame conditions during the phases of the parental divorce, namely, pre- divorce, transition, and post-divorce. <br> The questions of this related questionnaire are for example about pre- and post-divorce conflicts, the custody arrangement, the contact between nonresident fathers and children, economic status, remarriage, social support from relatives and friends, etc.<br> 2. Allgemeine Depressionsskala (ADS) as measurement of the depressive symptoms. <br> 3. Freiburger Beschwerdenliste (FBL) as measurement of the psychosomatic symptoms.<br><br> The results of this study show that there are correlations between specific conditions of the parental divorce and depressive and physical symptoms among adult children.<br> Many divorce conditions are positively correlated with appearance of depressive symptoms and somatic symptoms such as: <br> • huge parental marital conflict prior to divorce, <br> • father custody / joint custody, <br> • taking the child the responsibility for his parents after the divorce, <br> • moving, <br> • frequency of post-divorce conflict.<br><br> While the conditions, which are negatively related to depressive and somatic symptoms include for example, <br> • The conversations between parents and child about new and expected changes after the divorce, <br> • mothers' custody, <br> • the employment of mothers after divorce, <br> • frequency of visitation of the noncustodial parent and the good relationship with the noncustodial parent, <br> • good relationship with the stepfather, <br> • the presence of step-brothers, and<br> • support from relatives.<br><br> An important concrete result of this study is that the significant long-term positive effect of the employment of mothers after divorce on the mental and physical well-being among subjects of both genders.<br><br> This study show statistically significant gender differences with respect to some relationships between the frame conditions of parental divorce and depressive and somatic symptoms.<br><br> The study reveal that factors of parental divorce such as experience parental divorce in pre-school age, joint custody, the remarriage of the mother and the presence of half-brothers, are positively correlated with somatic symptoms among subjects of females and males. <br> Furthermore, the findings show that the quality of current relationship of the Participants with their mothers are better than with their fathers.

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