Randomisierte, kontrollierte Studie zur Wirkung der F. M. Alexandertechnik bei chronischen Nackenschmerzen : eine Pilotstudie

Chronische Nackenschmerzen sind häufig. Es mangelt weitgehend an Evidenz für den Nutzen der verschiedenen Therapien. Die Alexandertechnik (AT) ist eine Methode der Körperschu­lung, die die Propriozeption schult und eine aufrechte Haltung fördert. Es bestehen erste Hinweise auf einen Nutzen der AT bei chronischen Rückenschmerzen (Little et al. 2008). Die vorliegende Pilotstudie wurde durchgeführt, um zu prüfen, ob (a) die AT zur Therapie chroni­scher Nackenschmerzen geeignet ist und (b) ob ggf. eine Beschwerdereduktion auf einem spezifischen (Lern-) Effekt der AT beruht. In dem Zeitraum von Dezember 2007 bis August 2008 wurde eine dreiarmige, monozentrische, randomisierte Interventionsstudie mit fester Fallzahl an der Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin in Essen durchgeführt. 72 Patienten (m:f = 7:65) mit unspezifischen, chronischen Nackenschmerzen (> 3 Monate) erhielten entweder 5 Unterrichtsstunden in AT, fünf Ingwer-Wärmeauflagen im Bereich des Nackens (Thermotherapie, TH) (= Standardtherapie bei Nackenschmerzen) oder 5 Einzel­stunden in Geleiteter Imagination (GI) (= Kontrolle für unspezifische Effekte wie menschli­che Zuwendung) über einen Zeitraum von 5 Wochen. Primäres Zielkriterium war die Nackenschmerzintensität auf einer VAS von 0 bis 100 mm im Schmerztagebuch (Wochen­mittelwerte vor und nach 5 Interventionen). Sekundäre Zielkriterien waren der Neck Disability Index (NDI), der Pain-related-to-Movement-Fragebogen (PRM), der SF-36® akut und die Schmerzmedikation. Testung mittels geordneter Hypothesen: H 1: AT besser als TH; H 2: AT besser als GI; H 3: TH besser als GI. <br> Für das primäre Zielkriterium waren sowohl die AT als auch die TH der GI überlegen. AT und TH unterschieden sich nicht, d.h. H 1 konnte nicht bestätigt werden. Für die sekundären Zielkriterien zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen AT und TH nur im körperlichen Summenscore sowie den Subskalen körperliche Funktion und Gesundheitswahrnehmung des SF-36®. Die AT war hier jeweils überlegen. Die Zufriedenheit der Patienten mit ihrer Inter­vention war in der AT-Gruppe am größten. Die höheren Kosten der AT gegenüber der TH sprechen gegen einen routinemäßigen Einsatz der AT bei chronischen Nackenschmerzen. Gleichzeitig ist der Effekt der AT wahrscheinlich auf einen spezifischen Lerneffekt zurückzu­führen und somit möglicherweise nachhaltiger als der Effekt aktueller Standardtherapien bei chronischen Nackenschmerzen. Weitere Forschung diesbezüglich ist wünschenswert.

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