Gesundheitsförderung in der Grundschule -Möglichkeiten und Grenzen bei der Zusammenarbeit mit außerschulischen Institutionen am Beispiel eines vierjährigen Evaluationsprojektes
Die Arbeit widmet sich der Frage, welche Möglichkeiten die Zusammenarbeit mit außerschulischen Einrichtungen für die Gesundheitsförderung an Grundschulen eröffnet. Den Kern der Arbeit bildet die Evaluationsstudie zum Projekt „Gut drauf! - Sicherheit und Gesundheit für Kinder in der Primarstufe“ (2002-2006), welche die Wirksamkeit eines ganzheitlichen, umfassenden und langfristig angelegten Konzeptes zur Gesundheits- und Sicherheitserziehung in der Grundschule von der ersten bis zur vierten Klasse untersuchte. <br><br>
Das Interventionsprojekt zielte darauf ab, durch über den gesamten vierjährigen Grundschulzeitraum hinweg durchgeführte Unterrichtsbeiträge außerschulischer Institutionen (Polizei, Feuerwehr, gesetzliche Krankenkasse, regionales Energieversorgungsunternehmen, regionaler Anbieter im Öffentlichen Personennahverkehr), die Sicherheit und Gesundheit von Kindern in zwei Versuchsklassen (aus zwei Versuchsschulen) gegenüber einer aus acht Schulklassen (aus den beiden Versuchsschulen und weiteren zwei Kontrollschulen) bestehenden Kontrollgruppe nachhaltig zu verbessern. <br><br>
Die Wirksamkeit der Maßnahmen wurde im experimentellen Design mit jährlichen Erhebungen in den Versuchs- und der Kontrollgruppen erfasst. Die Ausgangslage vor Projektbeginn wurde mit der Erhebung zu Beginn des 1. Schuljahres ermittelt, die weiteren Erhebungen fanden jeweils am Ende des jeweiligen Schuljahres statt. Insgesamt wurden an fünf Zeitpunkten die Daten von Schülern und deren Eltern erhoben. Über die Einzugsgebiete der ausgewählten Schulen sollten unterschiedliche soziale Milieus an je einer Versuchs- und je einer Kontrollschule vertreten sein. Bei den jährlichen Befragungen wurden regelmäßig drei verschiedene Erhebungsinstrumente (Motorik-Test, Kinderbefragung, Elternfragebogen) eingesetzt. Bei der Untersuchung zu Beginn des 1. Schuljahres wurden zudem die Daten der Schuleingangsuntersuchungen berücksichtigt. Weitere Daten trugen die Verkehrsunfallstatistik und die Kriminalitätsstatistik der Polizei EN bei. Die Gesamtstichprobe umfasste zum Einschulungszeitpunkt etwa 250 Schüler aus zehn Klassen der am Projekt beteiligten vier Schulen. <br><br>
Die Ergebnisse der Evaluationsstudie zeigten, dass der von den beteiligten außerschulischen Institutionen durchgeführte Unterricht einen wichtigen Beitrag zur Vergrößerung des Gefahren- und Gesundheitswissens und zum Aufbau von sicherheits- und gesundheitsrelevanten Verhaltensweisen von Grundschulkindern leisten konnte. Dieser Unterrichtserfolg war jedoch immer nur „spezifisch“, d.h. auf die jeweiligen Unterrichtsziele und -inhalte bezogen. Eine Transferleistung auf andere - im Unterricht nicht thematisierte - Gefahren- und Gesundheitsbereiche war nicht zu beobachten. Die Gefahrenkognition in nicht behandelten Gefahrenbereichen war in der Versuchsgruppe nicht höher, die Unfallbelastung nicht geringer als in der Kontrollgruppe. <br><br>
Die Ergebnisse weisen auf die Potenziale hin, die in der Zusammenarbeit mit außerschulischen Einrichtungen für die Gesundheitsförderung an der Grundschule bestehen, ohne dabei die Grenzen einer solchen Einflussnahme aus dem Blick zu verlieren. Abseits der umfangreichen Evaluationsergebnisse soll die Arbeit zudem den relevanten gesundheitswissenschaftlichen Erkenntnisstand und aktuelle Diskurse reflektieren. Indem gesundheitssoziologische und gesundheitspsychologische Fragestellungen auf das Projekt „Gut drauf – Sicherheit und Gesundheit für Kinder in der Primarstufe“ abgebildet werden, lässt sich die Darstellung des Projektes durchaus auch als eine Fallstudie zur projektförmigen Gesundheitsförderung in der Grundschule lesen.
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