Bloom-Syndrom : Klinik und Genetik einer seltenen, genetisch bedingten Krankheit mit ausgeprägten phänotypischen Merkmalen und erhöhtem Tumorrisiko.

In dieser Arbeit werden die Ergebnisse einer Nachuntersuchung von 18 Patienten mit Bloom-Syndrom vorgestellt. Dies sind fast alle bisher in Deutschland dokumentierten Fälle. In dem in New York geführten Bloom´s Syndrome Registry (BSR; G. German, M. Sanz, E. Passarge) sind derzeit 266 Patienten dokumentiert. Bloom-Syndrom ist eine seltene, autosomal rezessiv erbliche Erkrankung mit klinischen und zellulären Manifestationen genomischer Instabilität, die ein über diese Erkrankung hinausgehendes Interesse beanspruchen. Bloom-Syndrom resultiert aus homozygoten Mutationen im BLM-Gen auf Chromosom 15q26.1, das für eine DNA-Helicase codiert (OMIM 210900). Das Spektrum der bisher beobachteten Mutationstypen bei 12 in New York untersuchten Patienten entspricht dem im BSR: Substitutionen 9 (BSR: 38), Insertionen 2 (BSR: 9), Deletion 1 (BSR: 17). Die in dieser Arbeit vorgestellten Patienten sind 6 - 36 Jahre alt, mit einem Durchschnittsalter von 20 Jahren (BSR: 21,3 Jahre). Von den 18 Patienten leben gegenwärtig noch zehn, zwei Patienten verstarben während Erstellung dieser Arbeit. Von den 1971 - 1993 verstorbenen sechs Patienten standen umfangreiche Daten für die Analyse zur Verfügung. Die hier beschriebenen 18 Patienten wiesen die typischen Merkmale des Bloom-Syndroms auf: (1) ausgeprägte prä- und postnatale Wachstumsretardierung (18/18) mit einem niedrigem Geburtsgewicht bei normaler Schwangerschaftsdauer (Durchschnitt: 1922 g) und Größenwachstum unterhalb der 3. Perzentile (18/18), (3) schmales Gesicht mit Dolichocephalie (18/18), (4) charakteristisches, sonnenlichtempfindliches teleangiektatisches Erythem im Gesicht (17/18), (5) Fütterungsprobleme mit neonataler und frühkindlicher Nahrungsverweigerung begleitet von ösophagealer Regurgitation (11/18), (6) Infektanfälligkeit vor allem des Respirationstraktes (13/18) mit variabler Hypogammaglobulinämie (9/18) und Aufmerksamkeitsdefizit mit Neigung zu motorischer und mentaler Unruhe (5/18). In den letzten 3-4 Jahren wird bei erwachsenen Patienten das Auftreten eines Diabetes mellitus Typ 1 oder Typ 2 beobachtet (1/18; BSR: 42/266). Eine zentrale Manifestation des Bloom-Syndroms ist ein drastisch erhöhtes Risiko für das Auftreten maligner Tumoren (6/18; BSR: 122/266). Die Verteilung der Tumorarten entspricht der in der Bevölkerung: verschiedene Leukämien und Lymphome im Kindes- und Jugendalter (bei 3/18; BSR: 66/266), solide Tumoren, vor allem Adenocarcinome des Gastrointestinaltrakts (bei 2/18; BRS: 92/266), aber auch anderer Lokalisationen. Die Ursachen für das erhöhte Tumorrisiko dürfte in der durch die DNA-Helicasedefizienz ausgelöste genomische Instabilität zu suchen sein. Somatischer Rekombination und somatische Mutationen sind eine direkte Folge. Dies ist Grundlage eines die Diagnose beweisenden cytogenetischen Tests, eine etwa um das 10-fache erhöhte Rate von Austauschen zwischen zwei Schwesterchromatiden, sowie andere Strukturaberrationen in Metaphasechromosomen, wie bei allen hier beschriebenen 18 Patienten beobachtet.

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