Aspekte der Gynäkologie, Urologie und Familienplanung bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen

Die chronisch entzündliche Darmerkrankung (CED) beeinflusst sowohl die Lebensqualität als auch die psychosoziale und körperliche Entwicklung von Betroffenen. Beziehungen zwischen der CED - Erkrankung und systemischen Beschwerden, die die geschlechtliche Entwicklung und männer- und frauenspezifische Erkrankungen betreffen wurden beurteilt. Ferner wurde untersucht, wie die Krankheit den Wunsch nach leiblichen Kindern und die Familienplanung beeinflusst. Zufällig ausgewählte Mitglieder der Patientenorganisation (Deutsche Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung, DCCV), konsekutive Patienten mit CED am Universitätsklinikum, gesunde Freundkontrollen der DCCV Mitglieder und eine Zufallsstichprobe der AOK Bayern nahmen an der postalischen Befragung teil. Die Ergebnisse sind als altersadjustierte Odds-Ratio mit 95% CI mittels binär logistischer Regression dargestellt. 20 % der Männer und 19 % der Frauen erkrankten vor dem 18. Lebensjahr. Lediglich bei den Morbus Crohn - Frauen konnte eine frühe Erkrankung mit einer späten Menarche in Verbindung gebracht werden. Bei den Frauen traten weder eine primäre noch eine sekundäre Amenorrhoe auf. Menstruationsdauer, Zyklusdauer, verstärkte, unregelmäßige oder schmerzhafte Blutungen unterschieden sich im Vergleich zu gesunden Kontrollen nicht. Ebenfalls ähnelten sich Postmenopause, Fertilitätsphase und Hysterektomie zwischen Fällen und Kontrollen. Die Gebärmutter wurde allerdings häufiger bei den Morbus Crohn - Kranken hysterektomiert als in allen anderen Gruppen. Bei einem CED Ausbruch vor dem 18. Lebensjahr kamen die Jungen später in den Stimmbruch als bei einem späteren Krankheitsausbruch. Leistenhoden, Leistenbruch und Zeitpunkt der 1. Rasur gaben keinen Anhaltspunkt für eine CED Erkrankung. Des weiteren zeigte sich, dass CED kranke Männer nicht häufiger an urologischen Erkrankungen leiden als gesunde Kontrollpersonen. Die mittlere Anzahl von leiblichen Kindern ist ebenso wie der Anteil der Kinderlosen dem Bundesdurchschnitt sehr ähnlich. Lediglich die Frauen der beiden Fallgruppen hatten einen deutlich geringeren Wunsch nach Kindern. Sowohl Abraten von einer Schwangerschaft als auch der Verzicht auf eine Schwangerschaft aus gesundheitlichen Gründen ist bei den Frauen stark mit der Erkrankung an CED assoziiert. Schwangerschaftsabbruch, Fehlgeburten und Infertilität unterschieden sich nicht zwischen Kranken und Gesunden. Die Studie ergab, dass sich Menschen mit einer CED nur wenig in gynäkologischen und urologischen Teilbereichen sowie in der Familienplanung von der gesunden Bevölkerung unterscheiden.

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