Ehrenamt - ein komplexes Aufgabenfeld für Volkshochschulen

Im Fortgang der vorgelegten Studie erweitert sich das – zu Beginn auf den sozial-politischen Handlungsraum des bürgerschaftlichen Engagements begrenzte – Thema „Ehrenamt“ zu der anthropologischen Frage: „Wie sollen wir handeln?“. Ergebnis dieses Transformationsprozesses ist ein bildungs-theoretisches Paradig-ma, wonach das „Ehrenamt“ als ein den Sozialstaat erhaltendes Engagementfeld zur bildungspolitischen Aufgabe der kommunalen Volkshochschulen wird. Geprägt durch Institutionalisierungsprozesse durchläuft „das soziale Handeln“ – von der Antike bis zur Moderne in „oikos“ und „polis“ v. a. Handlungsfeld der Frauen – eine Entwicklung der „Verberuflichung“. Vor allem seit dem 19. Jahrhundert generiert „ehrenamtliches Handeln“ eine politisch-emanzipatorische Kraft, mit der Integration und Partizipation auch für Mädchen und Frauen eingefordert wird. Von jetzt ab universeller Anspruch auf Beteiligung, erweist sich das Ehrenamt als Fundament des modernen Staates. „Soziale Empathie“, „net-working“ und „Kommunalität“ erweisen sich in der Analyse aktueller Berichte aus der VHS-Praxis als zukunftsorientierte Weiterbildungsquali-täten. In einer „Volkshochschule neuen Zuschnitts“ ist damit Professionalität in einen veränderten Weiterbildungskontext gestellt, welcher einen Wandel im Selbstver-ständnis der Volkshochschulen diskursiv einfordert. In ihm wird zu berücksichtigen sein, dass sich vor allem für Frauen Qualifizierung für ein soziales Ehrenamt, nun allerdings reflexiv auf die tradierte Frauenrolle bezogen, als eine Biografie prägende individuelle „neue Lernchance“ erweisen kann. Die der „Politischen Bildung“ inhärente Ethikorientierung steht in Kontinuität zur sozialen Frage des 19. Jahrhun-derts, der sozialen Not Nachkriegsdeutschlands und der andauernden Krise des deutschen Sozialstaates. D. h. die vielfach konstatierte „Hilfsbedürftigkeit“ bildungs- und zugleich sozialpolitisch fokussierend können Volkshochschulen sich nun bun-desweit als „Zentren für soziale Weiterbildung“ positionieren. Diese befinden sich dann allerdings spannungsreich zu einer ubiquitär wahrnehmbaren Marktorientierung bzw. „Merkantilisierung“ der öffentlich verantworteten Weiterbildung.

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