Die Wirkung von Qualitätsmanagement-Systemen in sozialwirtschaftlichen Unternehmen unter Berücksichtigung mikropolitischer Aspekte : Eine empirische Untersuchung in sozialrehabilitativen Organisationen und Einrichtungen im Dritten Sektor

Gegenstand der Dissertation ist die Untersuchung mikropolitischer Prozesse bei der Implementation von Qualitätsmanagement-Systemen in Sozialen Diensten. Wir gehen von dem Leitgedanken aus, dass aufgrund der mikropolitischen Komplexität der Gestaltung von Implementationsprozessen in der Form diskursiver Auseinandersetzungen in Arenen mindestens ebensoviel Aufmerksamkeit geschenkt werden muss, wie dem Instrument und den Zielen der Implementation selbst. Die vorliegende Studie ist in vier Kapitel gegliedert. In Kapitel 1 werden makropolitische Aspekte sozialrehabilitativer Organisationen und Einrichtungen im Dritten Sektor beschrieben. Wir fokussieren dabei in besonderer Weise die Intermediarität des Dritten Sektors als eines Bereiches zwischen staatlichen und marktwirtschaftlichen Organisationen. In Kapitel 2 beschreiben wir die aktuell geführte Diskussion zum Thema Qualitätsmanagement und stellen Modelle vor, die in sozialrehabilitativen Dienstleistungsorganisationen im Dritten Sektor Anwendung finden. Wir fokussieren dabei in besonderer Weise die Interessen der beteiligten korporativen Akteure. Anschließend beschreiben wir Qualitätsmanagement im Kontext der aktuell geführten Modernisierungsdebatte. Soziale Qualität im Bereich rehabilitativer Arbeit definieren wir als komplexen Begriff, der sowohl die Verbesserung von Lebensqualität umfasst als auch Rahmenbedingungen beschreibt, die zur Erbringung qualitativ wertvoller Betreuung, Unterstützung und Förderung erforderlich sind. In Kapitel 3 setzen wir uns zunächst mit dem Paradigmenwechsel in der Organisationssoziologie auseinander, der durch eine Abkehr vom „One best way“-Denken gekennzeichnet zu sein scheint. Mit STEFAN KÜHL beschreiben wir die paradoxe Entwicklung, dass in der neuen Managementliteratur die Komplexität organisationaler Entscheidungsprozesse zwar erkannt, letztlich aber mit trivialen Mitteln bekämpft und damit nicht als Herausforderung für die Akteure akzeptiert wird. Wir betrachten die Implementation von Qualitätsmanagement kritisch aus der Sicht der Akteure und nehmen dazu eine mikropolitische Perspektive ein. Wir orientieren uns dabei an den Überlegungen von CROZIER/FRIEDBERG zu den Zwängen kollektiven Handelns sowie an ORTMANNs kritischer Auseinandersetzung mit diesem Ansatz und seiner Weiterentwicklung. In Anlehnung an CROZIER/FRIEDBERG stellt sich die Frage, wie die beteiligten Akteure auf den Versuch reagieren, durch Festschreibung von Prozessabläufen und gesteigerte Prozesstransparenz in bestehende Ungewissheitszonen und damit in die Machtressourcen der Akteure einzugreifen. Die Anregungen von CROZIER/FRIEDBERG zur strategischen Organisationsanalyse beeinflussen unser methodisches Vorgehen bei Planung und Durchführung von 18 Expertengesprächen in vier Organisationen. Dieses Vorgehen beschreiben wir in Kapitel 4. Wir nutzen die mikropolitische Perspektive zu einer Diskussion der Risiken und Chancen von Qualitätsmanagement am Beispiel der DIN EN ISO 9000- Familie und weisen auf potentielle Stolpersteine bei der Implementation hin. Wir kommen zu dem Resümee, dass die Implementation eines Qualitätsmanagement-Systems sozialpolitisch nur im Rahmen des komplexen Zusammenspiels von Akteursgruppen und auf der Ebene der Organisation nur als Eingriff in ein soziales Handlungssystem zu begreifen ist. Qualitätsmanagement hat in den befragten Organisationen Irritationen ausgelöst, die zu Innovationen führten, die aber zu einem großen Teil nicht intendiert waren und dass gerade der gelungene Implementationsprozess des Qualitätsmanagements fast unweigerlich in eine Krise gerät, wenn er beginnt sein Potential als soziales Lernfeld zu entfalten.

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