Der Effekt von Interferon-Alpha auf die Knochenmarkstromafunktion
Für Patienten mit CML in erster chronischer Phase wurde bei einer längeren Vorbehandlung mit IFN-Alpha vor einer allogenen Knochenmarktransplantation ein erhöhtes Risiko transplantationsassoziierter Komplikationen beobachtet. In dieser Arbeit wurde untersucht, inwieweit IFN-Alpha einen negativen Effekt auf die Funktion der Knochenmarkstromazellen hat, der sich nachhaltig auf die Entwicklung der Hämatopoese auswirken könnte.
Das in - vitro - Modell der zweistufigen Knochenmarklangzeitkulturen ermöglichte die Beurteilung der mit IFN-Alpha vorbehandelten Stromazellen ohne den direkten Einfluss von IFN-Alpha auf die hämatopoetischen Vorläuferzellen. Dazu wurden aus dem Knochenmark gesunder Spender in 29 Ansätzen insgesamt 119 Knochenmarklangzeitkulturen angelegt. Die konfluenten Stromalayer wurden innerhalb eines Ansatzes über 4 Wochen mit IFN-Alpha in verschiedenen Dosierungen behandelt, anschließend bestrahlt und mit mononukleären Zellen überschichtet. Im folgenden wurde die Entwicklung der Hämatopoese durch wöchentliche GM-CFC-Assays erfasst. Mittels Zytozenrifugenpräparaten wurde nach 5 Wochen zusätzlich die Zusammensetzung der Stromalayer untersucht.
Eine Vorbehandlung der Knochenmarklangzeitkulturen mit IFN-Alpha in höheren Dosierungen führte in dieser Arbeit zu einer deutlich verminderten Anzahl koloniebildender Zellen. So verringerte sich die Anzahl der GM-CFC nach 5 Wochen bei 2x10000U auf 80%, bei 2x15000U auf 25% und bei 2x100000U IFN-Alpha wöchentlich auf 10% der jeweiligen Kontrollkulturen in der ersten Woche. Dabei zeigte sich ein Einfluss von IFN-Alpha auf die Zusammensetzung des Knochenmarkstromas in Form einer signifikanten dosisabhängigen Abnahme der Anzahl makrophagozytärer Zellen im Stromalayer. IFN-Alpha scheint demnach ab einer Dosis von 2x10000U zu einer nachhaltigen Beeinträchtigung des hämatopoetischen Mikromilieus zu führen. Die Verminderung der makrophagozytären Zellen als wesentliche Quelle hämatopoetischer Zytokine und Wachstumsfaktoren spielt dabei möglicherweise eine entscheidende Rolle und könnte das klinisch beobachtete erhöhte Infektionsrisiko sowie die deutlich verzögerte Regeneration der Leukozyten und Thrombozyten nach allogener Transplantation erklären.
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