Aufbau, Transfer und Nutzung von Wissen und dessen Anwendung im Bereich der IT-Unternehmensberatung

Die vorliegende Arbeit zeigt die Entwicklung und teilweise Umsetzung eines Konzeptes zum Einsatz von Wissensmanagement in Unternehmensberatungen im Bereich der Informationstechnologie. Auf Grund der immer komplexer werdenden Softwaresysteme, die im Bereich der unternehmensweiten EDV eingesetzt werden, nutzt die Mehrheit der Unternehmen für die Auswahl, Konzeption und Einführung solcher Systeme die Dienstleistungen von Unternehmensberatungen, die sich auf den IT-Sektor spezialisiert haben und über entsprechende Erfahrungen verfügen. Das Kapital dieser Unternehmensberatungen ist das Wissen ihrer Mitarbeiter sowohl über die verwendeten Softwareprodukte als auch über die Art und Weise wie diese Softwareprodukte erfolgreich in einem Unternehmen eingeführt und betrieben werden. Da besonders im Umfeld der IT-Technologie ein enormer Innovationsdruck herrscht, ist das Thema der Wissensverwaltung für ein Beratungsunternehmen von zentraler strategischer Bedeutung. Generell wird das Thema Wissensmanagement heute jedoch nicht in der erforderlichen Tiefe als Aufgabe erkannt, beziehungsweise praktiziert. Ausgehend von der Darstellung der typischen Organisations- und Mitarbeiterstrukturen einer IT-Unternehmensberatung werden zunächst die unterschiedlichen Ebenen erarbeitet, auf denen relevantes Wissen im Unternehmen vorhanden ist. Daraus folgt die Feststellung, dass aus Sicht einer Unternehmensberatung die verschiedenen vorhandenen Kenntnisse und Erfahrungen den Charakter eines Produktes aufweisen, welches von dem Beratungsunternehmen vertrieben wird. Die Gegenüberstellung mit einem Standardprozess, welcher für die Durchführung von Beratungsprojekten gültig ist, zeigt deutlich die herrschenden Defizite im Bereich des Wissensmanagements auf. Eine Analyse dieser Defizite vor dem Hintergrund der Teilbereiche des Wissensmanagements führt zu der Formulierung von Anforderungen an ein Konzept, welches den Einsatz von Wissensmanagement unter Berücksichtigung der Randbedingungen des Absatzmarktes erlaubt. Dieses Konzept basiert einerseits auf der Entwicklung eines geeigneten theoretischen Modells für die methodische Umsetzung der Teilbereiche des Wissensmanagements, wie beispielsweise Wissensentwicklung, Wissensnutzung und Wissensbewahrung, und führt zu einer neuen Organisationsform für Unternehmensberatungen, welche in der Lage ist, aktiv Wissensmanagement umzusetzen. Da die entwickelten Methoden eine tiefe Einbindung in alle Bereiche der Projektbearbeitung erfordern, widmet sich der zweite Bereich des Konzeptes der Entwicklung eines Softwaresystems, welches die Umsetzung der festgelegten Methoden gewährleistet. Nach einer vergleichenden Betrachtung der heute verfügbaren EDV-Systeme wird die Architektur dieses Systems entworfen. Dabei werden geeignete Mechanismen der bereits vorhandenen PLM-Systeme in das IT-Konzept übernommen. Auf der Basis moderner, objektorientierter Softwareentwicklungsmethoden wird ein Programmsystem entwickelt, welches über Workflow-Mechanismen in alle Phasen einer Projektbearbeitung integriert ist und die Verwaltung aller projektrelevanten Dokumente und Informationen umfasst. Dazu wird als Basis ein objektorientiertes Datenmodell definiert, welches auf mehreren Ebenen eine dynamische Wissensverwaltung ermöglicht. Dieses Datenmodell bildet die komplexen Zusammenhänge einer realen Projektsituation mit Hilfe geeigneter Objekte ab, welche durch verschiedenartige Beziehungen miteinander verbunden werden. Die Programm-Module des Konzeptes sorgen dafür, dass im Laufe einer Projektbearbeitung durch ein IT-Beratungsunternehmen, sowohl neu gewonnene Kenntnisse in die Datenbasis aufgenommen werden, als auch dafür, dass relevantes Wissen vom System zur Verfügung gestellt wird. Die Bedeutung des hier entwickelten Konzeptes wird auch durch die Akzeptanz durch die IT-Beratungsunternehmen unterstrichen. So wird in einem ausgewählten Unternehmen die Umsetzung des Gesamtkonzeptes durchgeführt. Da dies neben der softwaretechnischen Realisierung auch umfangreiche organisatorische Umstrukturierungen und die Durchführung eines ersten Kundenprojektes beinhaltet, wird aus zeitlichen Gründen die Beschreibung der Einführung des Konzeptes auf die Phasen der Entwicklung und Implementierung beschränkt. Bereits hier zeigt sich, dass die beabsichtigten Effekte auch in der Praxis erreicht werden. Da durch die Einbindung der Software-Komponenten des Konzeptes in alle Prozesse der Projektbearbeitung das Thema Wissensmanagement ein Teil der regulären Tätigkeiten der Mitarbeiter der IT-Beratung wird, empfinden die Mitarbeiter das System nicht als zusätzliche Belastung bei der täglichen Arbeit, sondern erkennen vielmehr die Arbeitserleichterung und den Nutzen des Systems. Dadurch wird die Akzeptanz des Systems deutlich erhöht, was eine unabdingbare Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung des Konzeptes ist.

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