Operative Therapie der endokrinen Orbitopathie
Die endokrine Orbitopathie (EO) ist eine schwerwiegende immunologische
Entzündungsreaktion des retroorbitalen Binde-, Fett- und Augenmuskelgewebes. Die EO
tritt nur im Rahmen von Immunthyreopathien auf und bildet deren häufigste
extrathyreoidale Manifestation. Die typischen Symptome der EO sind Folge der
Volumenzunahme des retrobulbären Binde- und Fettgewebes sowie der interstitiellen
Verdickung der Augenmuskel. Klinisch zeigt sich ein Spektrum von zunehmend
schwerwiegenden Orbitaveränderungen, wie Lid- und Bindehautinfiltration,
Exophthalmus, Muskelverdickung, Hornhautschädigungen und Sehnervbeteiligung mit
Visusabfall. Bei einer Funktionsstörung des Sehnervs (Optikuskompression) stellt die
Orbitadekompression häufig die einzige Chance dar.
Von Januar 1992 bis August 1998 wurden 17 Patienten (34 Orbitae) mit Visusminderung
und verlängerten Latenzzeiten der visuell evozierten Potentiale aus einem Kollektiv von
über 600 Patienten mit EO chirurgisch behandelt. Alle Gesamtbehandlungsdaten wurden
prospektiv dokumentiert. Die chirurgische Intervention wurde nur in den Fällen
durchgeführt, in denen trotz Retrobulbärbestrahlung und hochdosierter
Glukokortikoidtherapie ein progressiver Visusverlust bestand. Die chirurgische Therapie
beinhaltet eine 3-Wand-Dekompression der medialen, inferioren und lateralen
Orbitawände und des Orbitainhalts über einen bikoronaren und gegebenfalls anterioren
Zugang.
Die Langzeitergebnisse der Patienten zeigen verbesserte oder gleiche Visusverhältnisse
bei 28 der 34 postoperativ untersuchten Augen. Der Prozeß des Visusverlustes konnte
demnach durch die Operation zuverlässog gestoppt werden. Ebenso ließ sich der
Exophthalmus signifikant reduzieren. Parameter wie Visus, Exophthalmus, VECP,
Augenmotilität, Diplopie und Gesichtsfeld wurden prä- und postoperativ dokumentiert.
Postoperative Abweichungen der Bulbusachsen waren nur bedingt vorhersagbar und
wurden durch sekundäre Augenmuskelverlagerungen korrigiert. Es zeigten sich keine
nennenswerten Komplikationen. Für Extremfälle therapieresistenter endokriner
Orbitapathien mit progredientem Visusverlust hat sich in unseren Händen die 3-Wand-Dekompression als Methode der Wahl bewährt.
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