Nutzung des Internet durch Patienten, Ärzte und Studierende der Medizin am Universitätsklinikum Essen

Im Zeitraum Dezember bis Januar 2000 wurden insgesamt 635 Personen (Patienten, Ärzte, Studierende der Medizin) aus dem Bereich Medizin zur Nutzung des Internet im Interviewverfahren befragt. Der Rücklauf lag bei durchschnittlich 83,3 %. Zu den verschiedenen Gruppen wurden unterschiedliche Fragebögen entwickelt um eine möglichst detailgenaue Abbildung der individuellen Nutzung von Internet-Ressourcen zu gewährleisten. Das Internet gewinnt zunehmend an Bedeutung in der Beschaffung von Informationen und in der Kommunikation im medizinischen Bereich. 1. Fragestellung: Wird das Internet zunehmend genutzt? Wird der Patient zunehmend informierter durch das Medium Internet und ist ihm die Entwicklung eines speziell auf ihn ausgerichteten Angebotes wichtig? Nutzt der Arzt das Internet und die Vorteile der aktuellen Informationsbeschaffung? Ist darüber hinaus das Internet für ihn ein wichtiges Kommunikationsmedium innerhalb der eigenen Gruppe, mit Patienten und Studierenden? Nutzt der Studierende das Internet als Kommunikationsmedium innerhalb der eigenen Gruppe und mit Lehrenden? Wird außerdem das Internet als aktuelles Lehrmedium genutzt? Welche Internet-Ressourcen werden durch die verschiedenen Gruppen genutzt? 2. Methode: Hierzu wurden mit Hilfe eines 2 DIN A4 Seiten umfassenden Fragebogens alle stationären Patienten und Ärzte der Inneren Medizin des Universitätsklinikums Essen, Studierende des 3. vorklinischen, 2. und 6. klinischen und Studierende im Praktischen Jahr der Medizinischen Fakultät Essen im Interviewverfahren befragt. Antwortmöglichkeiten waren: sehr wichtig, wichtig, mittel, nicht so wichtig und unwichtig, bzw. sehr häufig, häufig, mittel, selten und nie. 3. Ergebnisse: Insgesamt wurden 186 Patienten, 73 Ärzte und 134 Studierende des 3. vorklinischen Semester, 98 Studierende des 2. klinischen Semester, 84 Studierende des 6. klinischen Semester und 60 Studierende im Praktischen Jahr befragt. Für die Gruppe der Patienten und der Studierenden der Medizin ist es die bislang größte uns bekannte Untersuchung in Deutschland. Der Rücklauf der ausgefüllten Fragebögen der eigenen Untersuchung hat sich als hoch herausgestellt: Patienten 78%, Ärzte (inklusive Chef- und Oberärzte) 82%, 3. vorklinisches Semester 87%, 2. klinisches Semester 99%, 6. klinisches Semester 98%, Praktisches Jahr 47%. Neu in dieser Untersuchung ist, dass die eigene Untersuchung nicht an einem Kollektiv von bereits intensiven Nutzern des Internet, sondern ohne Vorselektion stattfand. Dies ist ein fundamentaler Unterschied zu bisherigen Untersuchungen. Patienten: Die Altersverteilung zwischen weiblichen und männlichen Patienten ist nahezu identisch. Die Untersuchungen zeigen, dass ein Fünftel der Patienten Zugang zum Internet hat. Patienten, die das Internet nutzen, sind in der Regel unter 60 Jahren (Altersverteilung der Patienten: unter 40 Jahren 14%, 40-50 Jahre 22%, 50-60 Jahre 15%, ³ 60 Jahre 49%), männlich und Mitglied in einer Privatversicherung. In der Gruppe der unter 60 jährigen sind etwa 50% der Patienten mit diesen Merkmalen auch Nutzer des Internet. Insgesamt zeigt die Bewertung der verschiedenen Internetressourcen eine bei den unterschiedlichen Fragen ähnliche Verteilung. Es lässt sich feststellen, dass Internetnutzer viele Anwendungen für "wichtig" halten. Die Antworten zur Wichtigkeit von Seiten über Therapiemöglichkeiten, die Wichtigkeit eines Online-Ratgebers und die Wichtigkeit einer Beratung zur Wahl der Klinik zeigt ein bimodales Antwortverhalten. Als am "wenigsten wichtig" wurde ein virtueller Rundgang im Krankenhaus eingestuft (17%). Nur 50% der Patienten mit Zugang zum Internet haben schon medizinische Seiten besucht. 25% besuchten die Seiten einer Selbsthilfegruppe oder die Seiten des Universitätsklinikums Essen. Nur 12,5% der Patienten mit Internetzugang hat schon die Seiten der eigenen Krankenkasse besucht. Ärzte: Unsere Untersuchung zeigt, dass vor dem Jahr 1996 Internetnutzung selten war. Heute ist kaum noch ein Arzt ohne Internet (3%). Eine eigene Mailingliste benutzen mehr Chefärzte, Oberärzte, Fachärzte unddies ist Ihnen auch wichtiger als den Assistenten und den Ärzten im Praktikum (AiP). Ein Expertenaustausch im Chat, Austausch mit Studierenden und eine Online Beratung von Patienten findet "mittel" bis "nie" statt. Unbedingt "wichtig" und "häufig" frequentiert ist das Medium Internet zur Literatursuche (95%) und Medline (95%). Auch als Nachschlagewerk (48%) und zur Informationsgewinnung zu Veranstaltungen und Kongressen (35%) findet das Internet häufig Verwendung. Chefärzte, Oberärzte und Fachärzte gebrauchen das Internet häufiger als Nachschlagewerk: 57% versus 44% bei den Assistenzärzten und AiP. Nutzt ein Arzt länger als 4,9 Stunden das Netz, nutzt er es eher beruflich. Studierende der Medizin: Auch hier zeigt die Untersuchung, dass vor dem Jahr 1996 Internetnutzung selten war. Interessant ist, dass die weiblichen Studierenden, die das Internet benutzen einen ehemaligen Rückstand in der Nutzung aufholen (bis 1996 männlich/weiblich=1,8; bis 1999 männlich/weiblich=0,86). Wichtig für die Studierenden ist die Literatursuche (68%) und E-Mail (60%) mit anderen Studierenden. E-Mail wird insgesamt am Häufigsten frequentiert (45%). Das Aussuchen einer Doktorarbeit via Internet finden die Studierenden ebenfalls wichtig (28%). Wir können auch feststellen, dass die Versorgung mit Internet in den höheren Semestern zunimmt (3.vkl.: 57%, 2.kl.: 83%, 6.kl.: 88% PJ: 100%). Nutzt ein Studierender länger als 4,9 Stunden das Netz, nutzt er es eher privat. 4. Schlussfolgerungen: Die Bedeutung des Internet für Patienten, Ärzte und Studierende der Medizin hat zugenommen. Die Zahl der Nutzer des Internet steigt stetig. Es gibt gruppenspezifische Unterschiede in der Nutzung von Internet-Ressourcen.

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