Familienähnlichkeiten in Chinas langfristiger sozio-ökonomischer Entwicklung : Vier Etüden für das „China-Handbuch“: Sozialstruktur – Wirtschaftsordnung – Eigentum – Unternehmensformen und Unternehmensführung
Aufgrund der Wechselwirkung zwischen den Kräften der Modernisierung und des Systemwandels befinden sich die Formen des chinesischen Unternehmens und seiner Führung im Fluß. Dennoch ist bemerkenswert, wie stark die traditionellen Elemente fortwirken. Dies erklärt sich ohne Zweifel durch ihre Leistungs- und Anpassungsfähigkeit unter den herrschenden Umweltbedingungen. Taiwanesische Unternehmen sind etwa bei Auslandsoperationen im asiatisch-pazifischen Raum signifikant erfolgreicher als in Europa. Insofern ist die Evolution der Unternehmensformen nur als pfadabhängiger Prozeß zu begreifen, bei dem traditionelle Faktoren, organisatorische Innovationen und Umwelteinflüsse Richtung und Geschwindigkeit des Wandels bestimmen.
Insbesondere nach der Asienkrise von 1997 sind freilich die Konzepte der Konglomerate
und der industriepolitischen Lenkung von Unternehmensstrukturen diskreditiert. Insofern
dürften sich in entwickelten Marktwirtschaften wie Taiwan die Trends zu einer deutlichen
Ausdifferenzierung des privaten vom öffentlichen Sektor weiter verstärken. In der VR China
sind Vorstellungen von der Transformation der Staatsunternehmen unter Bewahrung der Eigentumsverfassung
weiter unter Druck geraten. Angesichts der überragenden Bedeutung des
ländlichen Raumes für die künftige Entwicklung Chinas wird also das privatwirtschaftlich
verfaßte Familienunternehmen die bedeutendste Unternehmensform des chinesischen Kulturraums
bleiben.
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