Erziehung zwischen Konfuzianismus und Bismarck : Schule und Erziehungssystem in Japan
Da ich das Bildungswesen im gesellschaftlichen Kontext darstellen möchte, wende ich bei der Beschreibung des
japanischen Bildungssystems einen Raster an, der sich an die funktionalistische Systemtheorie von Talcott
PARSONS anlehnt und in Deutschland vor allem von Helmut FEND und Volker LENHART weiter erarbeitet wurde.
Diese Theorie geht davon aus, daß die Erziehung bzw. die Schule (also die Erziehung in der Moderne) gegenüber den
vier gesellschaftlichen Teilbereichen Wirtschaft, Politik, gesellschaftliche Gemeinschaft und Kultur, die sich erst in der
Moderne voll ausdifferenziert haben, entsprechend vier Funktionen hat, nämlich die Qualifikationsfunktion, die
Legitimationsfunktion, die Selektions- bzw. Allokationsfunktion und die Interpretationsfunktion.
Erstens vermittelt die Schule neuen Gesellschaftsmitgliedern die Qualifikation, die das Wirtschaftssystem benötigt.
Zweitens vermittelt sie ihnen die Werte und Einstellungen, die in der Gesellschaft vorherrschen, damit sich möglichst
viele Bürger an den gesellschaftlichen Aktivitäten beteiligen und so den Staat mittragen können. Dadurch wird die
Gesellschaft stabilisiert.
Drittens übernimmt die Schule die Zuweisung sozialer Positionen an neue Gesellschaftsmitglieder. In der vormodernen
Gesellschaft wurden diese noch durch die Geburt bestimmt.
Viertens vermittelt die Schule neuen Gesellschaftsmitgliedern die Fähigkeit, die eigene Kultur weiterzupflegen und
diese wieder neu zu interpretieren.