Die japanische Familie der Gegenwart - Wandel und Beharrung aus demographischer Sicht
Seit Beginn der neunziger Jahre hat sich der Schwerpunkt des Interesses an Japan in den westlichen
Industriestaaten unübersehbar verlagert. Es ist nicht mehr allein der "Wirtschaftsgigant" Japan, der im
Vordergrund steht und Debatten darüber entfacht, wie man von Japan lernen kann oder umgekehrt, welche
Gegenmaßnahmen geeignet sind, die angebliche japanische Gefahr wirksam einzudämmen. Die nunmehr schon
seit 1991 andauernde Stagnation der japanischen Volkswirtschaft, aber auch Ereignisse wie der Zusammenbruch
der fast vierzig Jahre bestandenen Alleinherrschaft der konservativen Liberaldemokratischen Partei (LDP) im
Sommer 1993 haben vielmehr das Thema "Japan im Umbruch" in den Mittelpunkt der Diskussion gerückt.
"Umbruch" wird dabei in der Regel im Sinne einer nunmehr endgültigen Angleichung an die Verhältnisse in den
anderen modernen Industriestaaten interpretiert. Während bislang die oben genannten Bereiche das
journalistische wie wissenschaftliche Hauptinteresse auf sich gezogen haben, will der vorliegende Aufsatz die
These des sich den westlichen Staaten angleichenden Japan am Beispiel der Familie überprüfen und damit einen
Bereich aufgreifen, der innnerhalb Japans selbst heute noch oft als ein Kernstück japanischer Identität angesehen
wird.