Korruption als globales Phänomen und seine Ausprägungen in Ostasien : Korruption und Korruptionsdiskurse
Die "Asienkrise" hat das Phänomen der Korruption in Ost- und Südostasien wieder deutlicher in den Vordergrund
treten lassen. Aufgrund wirtschaftlicher Entwicklungserfolge wurde sie dort lange Zeit als zu vernachlässigende
Komponente angesehen. Ja, die ostasiatische Korruption wurde eher als der Wirtschaftsentwicklung förderliches
"speed money" begriffen, weniger als Negativfaktor.
Dieser Beitrag setzt sich das Ziel, die Problematik der Korruption am Beispiel Ostasiens zu verdeutlichen. Dabei
gehen wir davon aus, dass das Phänomen kein "asiatisches", sondern ein globales ist, wenn auch mit signifikanten
Unterschieden hinsichtlich der Erscheinungsformen, Ausprägungen und Folgen. Zentrale Fragen der
wissenschaftlichen Debatte in den letzten Jahre bilden die nach Ursachen und Funktion, nach der Rolle kultureller
Faktoren, nach regionalen Unterschieden und nach der Rolle, die Korruption in Modernisierungs- und
Demokratisierungsprozessen spielt. Diese Fragen werden daher in der folgenden Untersuchung in den Mittelpunkt
gestellt. Zugleich wollen wir die Problematik an zwei Länderbeispielen (China und Vietnam) untersuchen, d.h. anhand
zweier Staaten, die sich in einem grundlegenden Prozess sozialen Wandels befinden, bei gleichzeitig anwachsender
Korruption. Das Korruptionsausmaß und seine Folgen hat in beiden Ländern einen Korruptionsdiskurs in Gang gesetzt,
in dessen Rahmen nicht nur Ursachen und Folgen, sondern Bekämpfungsstrategien sowie institutionelle und politische
Veränderungen vorgeschlagen werden. Während die vietnamesische Diskussion noch am Anfang steht, findet in China
bereits ein breiter öffentlicher Diskurs statt, der sich inzwischen mit dem Diskurs über politischen Wandel und politische
Reformen verbindet. Von daher muß dieser Diskurs auch als Beitrag zur Demokratisierungsdiskussion verstanden
werden.