Die janusköpfige Islamisierung Malaysias
Malaysia erlebt wie andere Staaten der islamischen Welt seit den 1970er Jahren eine kontinuierliche
Islamisierung in Politik und Gesellschaft. Diese Islamic resurgence hat sich besonders in der Phase
wirtschaftlicher und politischer Instabilität während und nach der „Asienkrise“ und der innenpolitischen
„Anwar-Krise“ bemerkbar gemacht. Die Betonung islamischer Werte und Verhaltensnormen offenbart sich vor
allem in der dominanten ethnischen Gruppe der Malaien und wird im politischen Parteienspektrum durch die
Islamische Partei Malaysias (PAS) repräsentiert. Die islamische Politik der PAS geht indes einher mit den
Forderungen nach demokratischen Reformen, die sich in den Reihen der großen, nicht-malaiisch dominierten
Oppositionsparteien sowie in der multiethnischen Reformbewegung reformasi äußern. Da ein offener politischer
Diskurs in den mainstream-Medien des Landes kaum möglich ist, vollzieht sich die politische Diskussion verstärkt
in Moscheen, Gebetshäusern und über das neue Medium Internet. In diesen realen und virtuellen
Diskussionsräumen verbinden sich die islamisch ausgerichteten mit den nicht-islamischen Parteien und
Strömungen und artikulieren gemeinsam ihre Forderungen nach politischem Wandel.