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Boris Becker :
Empirische Untersuchung zur Einschätzung von Trommeln und
zum Erleben von Trommelklängen. Bedeutung und Einsatzmöglichkeiten
der Trommel in der Pädagogik.
Dissertation angenommen durch: Gerhard-Mercator-Universität Duisburg,
Fakultät für Gesellschaftswissenschaften, Institut für Erziehungswissenschaft,
2001-10-31
BetreuerIn: Prof. Dr. Reinhard Brunner , Gerhard-Mercator-Universität
Duisburg, Fakultät für Gesellschaftswissenschaften, Institut
für Erziehungswissenschaft
GutachterIn: Prof. Dr. Reinhard Brunner , Gerhard-Mercator-Universität
Duisburg, Fakultät für Gesellschaftswissenschaften, Institut
für Erziehungswissenschaft
GutachterIn: Prof. Dr. Norbert Linke , Gerhard-Mercator-Universität
Duisburg, Fakultät für Geisteswissenschaften, Kunst/Musik
Schlüsselwörter in Deutsch: Trommeln, Trommel, Wahrnehmung,
Musikpädagogik,
Musiktherapie, emotionale Bildung,soziale Kompetenz, Aggressivität,
Kreativität, Kommunikation, soziale Sensibilität, Emotionalität,
Konzentrationsfähigkeit, Körperbeherrschung, Bewegungskoordination,
motorische Aktivierung, akustische Sensibilisierung
Schlüsselwörter in Englisch: drumming, drum, perception,
music education, music therapy, emotional education, social authority,
aggression, creativity, communication, social sensitivity, emotionality,
movement co-ordination, body control, concentration ability, kinetic activation,
acoustic sensitization |
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Abstrakt in Deutsch
Die
Trommel ist ein weltweit verbreitetes Musikinstrument, das sich zunehmend
größerer Beliebtheit erfreut. Ziel der vorliegenden Arbeit
ist es, herauszufinden, worauf die 'Faszination der Trommel' beruht, wie
die Trommel - im Vergleich zu anderen Musikinstrumenten - wahrgenommen
und eingeschätzt wird, wie Trommelklänge erlebt werden und wie
die Trommel pädagogisch wirksam eingesetzt werden kann. Ein besonderes
Augenmerk liegt dabei auf den Möglichkeiten des Trommelns zur Förderung
emotionaler Bildung. Nach einleitenden Betrachtungen zur Definition, Entstehung
und Beschreibung der Trommel, ihrer historischen Bedeutung - archaischer
und ritueller Gebrauch von Trommeln - und ihrer verschiedenartigen Wirkungen
werden zwei richtungsweisende Untersuchungen zu physiologischen Auswirkungen
von Trommelklängen dargestellt. Der erste Schwerpunkt der Arbeit liegt
auf eigenen empirischen Untersuchungen zur Einschätzung von Musikinstrumenten
unter besonderer Berücksichtigung der Trommel durch unvoreingenommene
Personen (musikalische Laien) beiderlei Geschlechts, verschiedener Altersstufen
und unterschiedlicher Vorbildung (89 Vpn). Zu diesem Zweck wurde ein Fragebogen
entwickelt. Die charakteristischen Unterschiede in der Wahrnehmung und
Wirkung der Instrumente, insbesondere der Trommel, werden differenziert
herausgearbeitet. Der zweite Schwerpunkt der Arbeit liegt auf empirischen
Untersuchungen zum Erleben von Trommelklängen. Vom Versuchsleiter
wurde einer Versuchsgruppe auf einer afrikanischen Trommel (Djembe) - in
einer Kontrollgruppe auf einer lateinamerikanischen Trommel (Conga) - ein
gleichbleibender Rhythmus vorgespielt, währenddessen die Befragten
(68 Personen in der Versuchsgruppe und 9 Personen in der Kontrollgruppe)
die Fragebögen ausfüllten und ihre Eindrücke wiedergaben.
Es wird dargestellt, wie die Befragten den Trommelklang erlebten, welche
Klangqualitäten sie wahrnahmen und welche Gestimmtheiten die Trommelklänge
bei ihnen auslösten. Es zeigt sich, dass Trommelklänge vielfältige
Möglichkeiten einer Wahrnehmungserweiterung bieten. Ein dritter Schwerpunkt
der Arbeit liegt in der Untersuchung der Frage, auf welche Weise Trommeln
pädagogisch - und darüber hinaus auch therapeutisch - wirksam
angewendet werden. Dabei werden zunächst beispielhaft einige bewährte
Konzepte (Meyberg, Nordoff/Robbins, Wilson) und Projekte (Dembowski, Smaglinski)
beschrieben. Im Anschluss wird auf eigene Erfahrungen beim Einsatz der
Trommel zurückgegriffen. Es werden Beispiele aus verschiedenen Handlungsfeldern
dargestellt: bei Kindern, bei Jugendlichen, bei Erwachsenen, bei Senioren,
bei Behinderten. Zwei Fallstudien, eine aus dem schulischen Bereich, die
andere aus einer Justizvollzugsanstalt für Jugendliche, werden ausführlich
beschrieben. Die Intentionen und mögliche Wirkungen werden zusammenfassend
dargestellt. Ein vierter Schwerpunkt der Arbeit liegt auf einer Untersuchung
der Möglichkeiten des Trommelns zur Förderung einer emotionalen
Bildung. Dabei wird zunächst geklärt was "Emotionalität"
bedeutet. An zwei Beispielen wird verdeutlicht, welche pädagogischen
Gesichtspunkte zur Entwicklung einer emotionalen Bildung eine Rolle spielen.
Darüber hinaus wird untersucht, inwieweit Musikerziehung das emotionale
Lernen fördern kann. Das Trommeln wird als Möglichkeit zur Förderung
der emotionalen Bildung und der sozialen Kompetenz systematisch beschrieben
und durch Anwendungsbeispiele in acht Wikungsfeldern veranschaulicht. Es
zeigt sich, dass das Trommeln unter kompetenter Anleitung - allein und
in Gemeinschaft mit anderen - zur individuellen Bedürfnisbefriedigung
und zum emotionalen Lernen beitragen kann. Durch das Trommeln werden die
Menschen angeregt (Jugendliche ebenso wie Erwachsene, gesunde und kranke
Menschen), auf ungewohnt neue und besondere Art aktiv zu werden, sich selbst
und ihr Verhalten bewusst wahrzunehmen und spielerisch neue Verhaltensweisen
zu erproben. Hierdurch werden Lernprozesse ausgelöst und andere Formen
der Erlebnisverarbeitung erschlossen. Trommeln ermöglicht dem Menschen,
seine Emotionen auszudrücken und sich - unabhängig von verbaler
Kommunikation - mit anderen sozialverträglich zu verständigen.
Angesichts der Beobachtung, dass in den letzten Jahren zunehmend aggressive
Verhaltensweisen, Gewalttätigkeiten und die Eskalation von Konflikten
vor allem bei Kindern und Jugendlichen festzustellen sind, bietet sich
die Trommel als geeignetes Musikinstrument zur Aggressionsabfuhr, zum Abbau
von Stress und zur Förderung der Kommunikationsfähigkeit geradezu
an. Die Selbst- und Fremdwahrnehmung wird geschärft und die
Selbständigkeit gestärkt. Der Einsatz der Trommel - gegebenenfalls
eingebunden in eine planmäßige Musikerziehung - ermöglicht
'emotionales Lernen' und kann wesentlich zur Förderung sozialer Kompetenz
beitragen.
Abstrakt in Englisch
The
drum is a musical instrument that can be found all over the world. Its
popularity is increasing constantly. The target of this work is to investigate
the fundamental reasons for the "fascination of the drum", how the drum
- compared to other musical instruments - is perceived and evaluated, how
drum sounds are experienced, and how the drum can be used effectively in
an educational context. Special attention has been drawn on drumming as
a means to enhance emotional education. After introductory reflections
on the definition, emergence, and description of the drum, its historical
meaning - the archaic and ritual use of drums -, and its various effects,
two investigations are being presented that point the way to the physiological
effects of drum sounds. The first emphasis of the work lies on my own empirical
investigations as to how musical instruments, under special consideration
of the drum, are evaluated by impartial persons (without any professional
relation to music) of both sexes, different age groups, and different educational
background (89 Vpn). For this purpose a questionnaire has been developed.
The characteristic differences in the perception and the effects of the
instruments, in particular the drum, have been worked out in detail. The
second emphasis of the work deals with empirical investigations on experiencing
drum sounds. While listening to a continuous rhythm played on an African
drum (Djembe) - a Latin American drum (Conga) for the control group - a
test group of 68 persons (the control group consisted of 9 persons) had
to fill in the questionnaires, thereby conveying their impressions respectively.
It is shown how the test persons experienced the drum sound, which sound
qualities they perceived, and which moods the drum sounds produced. It
is shown that drum sounds offer a great variety of possibilities of extended
perception. A third emphasis of the work is situated in the investigation
of the question, in what way drums are applied effectively in an educational
– and, also, therapeutical - context. Exemplarily, some established concepts
(Meyberg, Northoff/Robbins, Wilson) and projects (Dembowski, Smaglinski)
are being described, followed by my own experiences when using the drum
in such contexts. Examples from different action fields are being represented:
children, adolescents, adults, elderly people, handicapped. Two case studies,
one from the school area, the other from a penitentiary for young people,
are being described in detail. The respective intentions and possible effects
are being summarized. A fourth emphasis of the work investigates the possibilities
of the drum as a means to enhance emotional education. First the term "emotionality"
is being clarified. Then two examples show which educational criteria are
relevant for the development of emotional education. Furthermore it is
examined in what extent musical education can enhance emotional learning.
Drumming is being described systematically as a possibility to enhance
emotional education as well as social competence. Sample applications in
eight spheres of activity are being given as an illustration. It is shown
that drumming under competent guidance – alone as well as in a group –
can contribute to the satisfaction
of one’s individual needs as well as to emotional learning. Drumming stimulates
people (be they young, adults, healthy or ill) to become active in unusually
new and special ways, to become more aware of themselves and their actions,
and to try out new kinds of behaviour playfully. Learning processes are
being triggered off and new forms of assimilating experiences are being
opened. Drumming enables human beings to express their emotions and to
communicate with each other in a sociable manner without the use of verbal
language In view of the fact that in the last years aggressive behaviour,
acts of violence and the escalation of conflicts particularly with children
and adolescents are to be observed increasingly, the drum provides a suitable
musical instrument to remove aggression and stress and to enhance the ability
to communicate. One’s perception of oneself and the other is being sharpened
and the one’s independence is being strengthened. Using the drum - if necessary
in the context of regular musical education - enables 'emotional learning'
and can contribute substantially to enhance social competence. |
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