Genderwirkungen der Förderung der Wertschöpfungskette Cashew in Ghana
Der Cashewsektor nahm in Westafrika, so auch in Ghana, in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung zu. In Ghana wird der Großteil der Cashewnüsse in kleinbäuerlichen Betrieben produziert und zu etwa 90% unverarbeitet nach Asien exportiert, womit das Land ein großes Potenzial ungenutzt lässt. Das von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) durchgeführte Vorhaben „Marktorientierte Wertschöpfungsketten für Jobs und Wachstum in der ECOWAS Region“ (MOVE) möchte dieses ändern und hat zum Ziel, entlang marktorientierter und resilienter Wertschöpfungsketten (WSK) Einkommens- und Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen.
Das AVE-Forschungsvorhaben untersuchte im April/März 2025 in einer qualitativen Studie die Genderwirkungen von MOVE. Die WSK Cashew ist für die Förderung von Geschlechtergerechtigkeit eine gute Wahl, weil sie zum einen durch die vielen vor- und nachgelagerten Bereiche und eine relativ große Bandbreite an aus Cashew herstellbaren Produkten viele Beschäftigungsmöglichkeiten – vor allem für Frauen - bietet. Zum anderen ist in der WSK bereits eine hohe Anzahl an Frauen als selbständige, zumeist Klein- und Kleinstunternehmerinnen sowie als Angestellte und Arbeiterinnen beschäftigt, was gute Ansatzpunkte für die Förderung bietet.
MOVE arbeitet in erster Linie über die Kapazitätsverbesserung von öffentlichen und privaten Partnerorganisationen, die ihrerseits häufig in direktem Kontakt zur Zielgruppe der Bäuer*innen oder Klein- und Mittelunternehmer*innen stehen. MOVE unterstützt seine Partner dabei, die zur Erreichung der Ziele notwendigen innovativen Aus- und Fortbildungsangebote zu überarbeiten oder neu zu entwickeln, zu institutionalisieren und zu verbreiten. Für die vom Projekt geförderten Fortbildungen hat MOVE an seine Partner die Forderung erhoben, zu mindestens 50% Frauen daran teilhaben zu lassen. Die Fortbildungen selbst regen die Teilnehmer*innen dazu an und befähigen sie dazu, über Geschlechtergerechtigkeit in der WSK nachzudenken und Lösungsansätze in ihrem eigenen Umfeld anzustoßen.
So wurde im Rahmen der Feldforschung mit ehemaligen Teilnehmer*innen gesprochen, die in ihren Betrieben z.B. eine Kinderbetreuung für die angestellten Mütter anbieten und auch mit den Vätern und Ehemännern der Frauen sprechen, um diese von den Vorteilen einer Erwerbstätigkeit für die Frauen zu überzeugen. Ein anderer Teilnehmer setzte sich im Norden Ghanas mit Erfolg für das Recht für Frauen ein, eigenes Land zu besitzen und mit Cashew zu bewirtschaften. Eine Reihe von Teilnehmerinnen gründete nach dem Training einen eigenen Betrieb zur Anzucht und Veredelung von Cashewsetzlingen oder zur Verarbeitung von Cashewäpfeln. Letztere werden von den Bauern und Bäuerinnen in der Regel lediglich als Abfall betrachtet. MOVE möchte das ändern und fördert die Verarbeitung des an Vitamin C reichen Cashewapfels zu Saft, Marmelade und anderen Produkten.
Durch die Förderung der WSK Cashew werden zahlreiche Arbeitsplätze geschaffen. So wurden z. B. in jedem in der Untersuchung erfassten Klein(st)betrieb drei bis fünf (zumeist) Frauen – allerdings informell – beschäftigt. Die Frauen erzielen ein eigenes Einkommen, über das sie nach eigenem Gutdünken verfügen können. Häufig wird es neben Haushaltsausgaben und Schulbildung für die Kinder in den Betrieb oder aber in andere einkommenschaffende Aktivitäten investiert, um die Einkommensquellen zu diversifizieren und das saisonale Einkommen durch Cashew über das Jahr zu ergänzen. Die Erwirtschaftung eines eigenen Einkommens geht häufig einher mit mehr Entscheidungsmacht und einem höheren Status innerhalb der Familie und häufig auch in der Gemeinde. Der Einfluss in der Gemeinde wird zusätzlich erhöht, wenn mehrere Frauen sich zur Gruppe zusammenschließen und in dieser Funktion an die Behörden, Nichtregierungsorganisationen (NRO), Kirchen oder den Dorfvorsteher herantreten, um finanzielle Unterstützung, Räumlichkeiten oder Land zu erhalten.
Generell ist es für Frauen schwierig, an finanzielle Mittel zu gelangen für die Gründung oder die Ausweitung eines Betriebs oder die Bewirtschaftung einer Cashewpflanzung, die Setzlinge, Arbeitskräfte und andere Ausgaben erfordert. Die Zinsen für Kredite sind in Ghana recht hoch und die Laufzeiten vor allem für bäuerliche Betriebe unangepasst. Die Sparguthaben und Kreditmöglichkeiten der informellen Spar- und Kreditgruppen sind in der Regel für solche Ausgaben zu gering. Daher empfehlen wir MOVE, den Teilnehmenden ihrer Fortbildungen in Form eines revolvierenden Fonds und gegen Vorlage eines gut ausgearbeiteten Geschäftsplans ein Startkapital zu verschaffen.
Zur weiteren Verbreitung der Verarbeitung von Cashewäpfeln kann es hilfreich sein, die Wirtschaftlichkeit dieser Tätigkeit hervorzuheben. Die im Rahmen dieser Feldforschung erstellten Berechnungen nach Informationen von Produzentinnen ergaben, dass es bei einer für Frauen üblichen Flächengröße von bis zu zwei acres Cashewbäumen im Vergleich wesentlich lukrativer ist, die Cashewäpfel zu verarbeiten und die Produkte zu vermarkten als die unverarbeiteten Nüsse zu verkaufen.
Obgleich dem Vorhaben das Empowerment von Frauen und eine hohe Gendersensibilität bescheinigt werden kann, können gendertransformative Wirkungen von MOVE durch seine Fortbildungen lediglich angestoßen bzw. punktuell erzielt werden. Jedoch ist MOVE mit zahlreichen Partnerorganisationen im behördlichen, NRO und privaten Bereich vernetzt und dadurch in der Lage, durch diese z. T. richtungsweisenden Institutionen gendertransformative Wirkungen auch in systematischer Weise und flächendeckender erreichen zu können.
In recent years the cashew sector has become increasingly important in West Africa, including Ghana. In Ghana, the majority of cashew nuts are produced by smallholder farmers, and around 90% are exported to Asia unprocessed, which way the country leaves much potential unexploited. The project "Market-oriented value chains for jobs and growth in the ECOWAS region" (MOVE), implemented by the Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), wants to change this situation and aims to create income and employment opportunities along market-oriented and resilient value chains.
In April/March 2025 the AVE research project conducted a qualitative study to examine the gender impacts of MOVE. The cashew value chain is a good choice for promoting gender equality because, on the one hand, it offers many employment opportunities – especially for women – thanks to its many upstream and downstream sectors and a relatively wide range of products that can be made from cashews. On the other hand, a large number of women are already employed in the value chain as self-employed, mostly small and micro-entrepreneurs, as well as employees and workers, which offers good starting points for promotion.
MOVE works primarily to improve the capacity of public and private partner organisations, which in turn are often in direct contact with the target group of farmers or small and medium-sized entrepreneurs. MOVE supports its partners with revising or newly developing, institutionalising and disseminating the innovative training and further education programmes necessary to achieve the project objectives. For the training courses funded by the project, MOVE has required its partners to allow at least 50% of women to participate. The training courses themselves encourage and empower participants to consider gender equality in the value chain and to initiate solutions within their own environment.
In the course of field research, former participants were interviewed who, for example, offer childcare for employed mothers in their businesses and also talk to the fathers and husbands of these women, to convince them of the advantages of women's employment. Another participant in northern Ghana successfully campaigned for women's right to own land and cultivate cashews. After the training a number of participants set up their own businesses to grow and graft cashew seedlings or to process cashew apples. The latter are usually considered waste by farmers. MOVE wants to change this and promotes the processing of vitamin C-rich cashew apples into juice, jam and other products.
The promotion of the cashew value chain creates numerous jobs. For example, each small (micro-) business included in the study employed three to five (mostly) women, albeit informally. The women earn their own income, which they can spend as they see fit. In addition to household expenses and schooling for children, it is often invested in the business or other income-generating activities in order to diversify sources of income and supplement the seasonal income from cashews throughout the year. Earning their own income often goes hand in hand with greater decision-making power and higher status within the family and often also in the community. Their influence in the community is further increased when several women join together to form a group and, in this capacity, approach the authorities, non-governmental organisations (NGOs), Churches or the village chief to obtain financial support, premises or land.
In general, it is difficult for women to obtain the financial resources to start or expand a business or to cultivate a cashew plantation, which requires seedlings, labour and other expenses. Interest rates on loans are quite high in Ghana and the terms are unsuitable, especially for agricultural businesses. The savings and credit facilities offered by informal savings and credit groups are generally too small for such expenses. We therefore recommend that MOVE provides participants in its training courses with start-up capital in the form of a revolving fund and upon presentation of a well-developed business plan.
To further promote the processing of cashew apples, it may be helpful to emphasise the economic viability of this activity. Calculations made in the course of this field research based on information from producers showed that, with a typical area of up to two acres of cashew trees for women, it is comparatively more lucrative to process cashew apples and market the products than to sell the unprocessed nuts.
Although the project can be credited with empowering women and demonstrating a high degree of gender sensitivity, the gender-transformative effects of MOVE can only be initiated or achieved selectively through its training courses. However, MOVE is networked with numerous partner organisations in the governmental, NGO and private sectors and is thus able to achieve gender-transformative effects in a systematic and comprehensive manner through these institutions, some of which are trend-setting.
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