Transformative Genderwirkungen : Unternehmerinnen in Usbekistan

Seit rund 20 Jahren unterstützt die Deutsche Sparkassenstiftung für internationale Kooperation (SKS) in Usbekistan den Aufbau bedarfsgerechter Finanzdienstleistungen. Vor allem durch Aus- und Fortbildungsprogramme wurden und werden ökonomische und finanzielle Kompetenz sowie unternehmerisches Handeln unterstützt. Konkret trug ein gerade 2024 ausgelaufenes Förderprogramm in den letzten Jahren dazu bei, vor allem junge Leute dazu zu befähigen, eigene Geschäftsideen zu entwickeln, auf der Basis von konkreten Geschäftsplänen dafür Kredite zu erlangen und Arbeitsplätze gerade auch in ländlichen Regionen zu schaffen.

Die Studie des Verfassers „Mikrofinanzierung in Usbekistan, „Das Länderprogramm der deutschen Sparkassenstiftung“ (Bliss 2022), durchgeführt 2022 in Usbekistan, bescheinigte dem Programm der SKS erheblichen Erfolg bei der Qualifizierung der Zielgruppe und der effektiven und effizienten Umsetzung des Gelernten in Form der Gründung neuer oder der Erweiterung bestehender (elterlicher) Betriebe in eigener Regie. Mit relativ geringen Kreditvolumina und erheblichen Eigenleistungen konnten sich u. a. zahlreiche junge Frauen beispielsweise mit Gewächshäusern oder dem Ankauf und der Haltung von Vieh selbständig machen.

Institutionell begleitete dabei die SKS den usbekischen Verband der Geschäftsfrauen Tadbircor ayol (engl.: Business Women’s Association of Uzbekistan) bei seinem Aufbau und der Bereitstellung von Dienstleistungen für die Mitglieder der Organisation. Im Kontext der dritten Phase des INEF–BMZ-Forschungsvorhabens „Wege aus Armut, Vulnerabilität und Ernährungsunsicherheit“ mit einem Fokus auf feministische Entwicklungszusammenarbeit (FemEZ) gelangte bei der Suche nach guten Beispielen für EZ-Projekte mit nachgewiesenen transformativen Gender-Wirkungen das SKS-Programm in Usbekistan erneut in den Fokus des Interesses. Auch nach Abschluss der Maßnahmen seitens der Stiftung zeigte sich der Verband nicht nur weiterhin aktiv, sondern konnte seine Aktivitäten und auch die Mitgliederzahlen erheblich ausweiten. Entsprechend konnte nun ein abgeschlossenes Projekt mit Blick auf die Nachhaltigkeit und eben die Gender-Wirkungen untersucht werden, wobei erstmals der Partner nicht eine EZ-Organisation war, sondern eben der geförderte Verband Tadbircor ayol.

Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden in Usbekistan im April 2025 in drei Oblasten mit insgesamt 35 Geschäftsfrauen, ganz überwiegend Mitglieder von Tadbircor ayol, Interviews geführt und rund die Hälfte der den Frauen gehörenden Betriebe auch vor Ort besichtigt. Angesichts dieses relativ kleinen Samples haben die hier dargestellten Ergebnisse auf Grundlage dieser Interviews vor allem einen qualitativen Charakter. Dabei ist festzuhalten, dass viele Bewertungen der usbekischen Rahmenbedingungen und Berichte über die Wirkungen der durch den Unternehmerinnenverband verstärkt fortgesetzten Unterstützungsbeiträge für die Mitglieder nahezu gleichlautend sind. Trotz des kleinen Samples sind die meisten Ergebnisse am Ende daher doch relativ repräsentativ für viele Unternehmerinnen in Usbekistan.

Im Ergebnis ist zweierlei vor allem festzustellen: Hinsichtlich des Verbandes ist nicht nur eine erhebliche Ausweitung der Mitgliederbasis, sondern eine flächendeckende Vertretung von Tadbircor ayol in Usbekistan zu verzeichnen. Der Verband leistet erfolgreich Servicebeiträge für seine Mitglieder wie Wirtschafts- und Kreditinformationen zu Förderprogrammen der Regierung oder von internationalen Geberorganisationen, zudem können von rund 200 Ausbilder*innen (zumeist Frauen) Aus- und Fortbildungsleistungen bedarfsgerecht abgerufen werden. Zugleich verfügt der Verband über gute Beziehungen zur Regierung, ist Mitglied im größten Wirtschaftsgremium des Landes und bietet über die Grenzen Usbekistans hinaus Netzwerkkontakte, was einerseits den Mitgliedern wirtschaftliche Vorteile erschließt, zum anderen politischen Einfluss ermöglicht und so auch im regulativen Bereich wirkt. Hier liegt auf institutioneller Ebene also eine sehr überzeugende transformative Wirkung vor, die sich zumindest teilweise auf die Beratungstätigkeit der SKS zurückführen lässt.

Mit Blick auf die Situation der Geschäftsfrauen in Usbekistan allgemein hat sich durch die massive Unterstützung seitens der Regierung die Situation von Unternehmerinnen im Lande in den letzten Jahren, vor allem seit dem Wechsel der Präsidenten 2016 eine Reihe von erheblichen Verbesserungen ergeben, die sowohl im rechtlichen Bereich als auch bezüglich der Förderungsprogramme für junge Unternehmer*innen und besonders für Frauen zu finden sind. Dies hat zu einer massiven Ausweitung weiblichen Unternehmertums geführt. Was die Mitglieder von Tadbircor ayol betrifft, so hat sich für viele auch und besonders durch die Aus- und Fortbildungsmaßnahmen ihr Betriebsmanagement sowie der Zugang zu Krediten professionalisiert, auch hier ein Outcome der Unterstützung durch die SKS, die das System eingeführt und eine Zeitlang auch finanziell unterstützt hatte.

Die im Rahmen dieser Studie befragten Unternehmerinnen sprechen von teilweise erheblichen Ausweitungen ihrer Tätigkeit. Es konnten in den letzten drei Jahren nach Angaben des Verbandes in den Mitgliedsunternehmen an die 70.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden, die meisten im formellen Sektor und damit mit Sozialversicherungs- und z.B. Urlaubsanspruch. Bezahlt wird nach den Angaben der Geschäftsfrauen durchgängig und teilweise deutlich über dem usbekischen Mindestlohn.

Verbesserungen sind natürlich jederzeit erwünscht, etwa der noch zügigere Abbau von weiterhin in Usbekistan verbreiteter Diskriminierung von Frauen in Betrieben. Bemängelt wird dagegen weder die Bürokratie bei Betriebsgründungen und -führung noch die Besteuerung, die mit 12% auch relativ bescheiden ausfällt. Allerdings beklagen sich fast alle Geschäftsfrauen über die hohen Zinsen von 28–35% für „normale“ Geschäftskredite, auch wenn viele bisher von Regierungsprogrammen mit deutlich niedrigeren Zinsen profitieren konnten. Letztere seien aber nicht immer verfügbar und mit den normalen Krediten seien Investitionen z. B. in landwirtschaftliches Gerät nicht möglich. Unter dem Strich herrscht unter den Mitgliedern von Tadbircor ayol allerdings ein Optimismus, den man sich unter Unternehmerinnen in anderen Ländern nur wünschen kann.

For around 20 years, the “Deutsche Sparkassenstiftung für internationale Kooperation” (German Sparkassenstiftung for International Cooperation, SKS) has been supporting the development of needs-based financial services in Uzbekistan. Economic and financial competence as well as entrepreneurial action have been and are being supported, above all through training and further education programmes. Specifically, a funding programme that has just expired in 2024 has contributed in recent years to enabling young people in particular to develop their own business ideas, obtain loans for them on the basis of concrete business plans and create jobs, especially in rural regions.

The author's study "Microfinance in Uzbekistan. The Country Programme of the German Sparkassenstiftung" (Bliss 2022), conducted in Uzbekistan in 2022, attested to the considerable success of the SKS programme in qualifying the target group and effectively and efficiently implementing what has been learned in the form of setting up new or expanding existing (parental) businesses on their own. With relatively small loan volumes and considerable personal contributions, numerous young women were able to set up their own businesses, for example with greenhouses or the purchase and keeping of livestock.

In institutional terms, the SKS supported the “Business Women's Association of Uzbekistan” (Tadbircor ayol) in its development and the provision of services for the organisation's members. In the context of the third phase of the INEF–BMZ research project “Ways out of poverty, vulnerability and food insecurity” with a focus on feminist development cooperation (FemDC), the SKS program in Uzbekistan once again became the focus of interest in the search for good examples of development cooperation projects with proven transformative gender impacts. Even after the Foundation's project activities were completed, the association not only remained active, but was also able to significantly expand its activities and membership figures. Accordingly, a completed project could now be examined with a view to sustainability and gender impact, whereby for the first time the partner was not a development cooperation organisation, but the sponsored women's business association Tadbircor ayol.

As part of this study, interviews were conducted with a total of 35 businesswomen in three Oblasts in Uzbekistan in April 2025, most of them members of Tadbircor ayol. Around half of the businesses owned by the women were also visited on site. In view of this relatively small sample, the results presented here based on these interviews are primarily of a qualitative nature. However, it should be noted that many assessments of the Uzbek framework conditions and reports on the effects of the support contributions for members, which are increasingly being continued by the women's business association, are almost identical, i. e. in the end most of the results are relatively representative of many women entrepreneurs in Uzbekistan.

As a result, two main things can be noted: With regard to the association, there has not only been a significant expansion of the membership base, but also a nationwide representation of Tadbircor ayol in Uzbekistan. The association successfully provides services for its members, such as economic and credit information on funding programmes from the government or international donor organisations, and around 200 trainers (mostly women) can provide training and further education services as required. At the same time, the association has good relations with the government, is a member of the country's largest economic body, and offers networking contacts beyond the borders of Uzbekistan. This has a very convincing transformative effect at an institutional level, which can be attributed at least in part to the advisory activities of the SKS.

With regard to the situation of businesswomen in Uzbekistan in general, massive support from the government has led to a number of significant improvements in the situation of female entrepreneurs in the country in recent years, especially since the change of presidents in 2016, both in the legal field and in terms of support programmes for young entrepreneurs and especially for women. This has led to a massive expansion of female entrepreneurship. As far as the members of Tadbircor ayol are concerned, their business management and access to loans has become more professional for many of them, particularly as a result of the training and further education measures, which is also an outcome of the support provided by the SKS, which introduced the system and also provided financial support for a time.

The entrepreneurs interviewed as part of this study speak of a considerable expansion of their activities in some cases. According to the association, around

70,000 new jobs have been created in member companies in the last three years, most of them in the formal sector and therefore with social security and, for example, vacation entitlements. According to the businesswomen, wages are paid consistently well above the Uzbek minimum wage.

Improvements are of course always desirable, such as the elimination of discrimination against women in companies, which is still widespread in Uzbekistan. On the other hand, neither the bureaucracy involved in setting up and running a business nor the taxation, which at 12% is also relatively modest, is criticised. However, almost all businesswomen complain about the high interest rates of 28–35% for “normal” business loans, even though many have so far been able to benefit from government programmes with significantly lower interest rates. Unfortunately, the latter are not always available and investments in agricultural equipment, for example, are not possible with normal loans. All in all, however, there is an optimism among the members of Tadbircor ayol that one could only wish for among female entrepreneurs in other countries.

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