Die Konsumprävalenz synthetischer Cannabinoide unter Cannabisabhängigen
Synthetische Cannabinoide gehören zu den Neuen Psychoaktiven Substanzen. Ihr Konsum ist mit großen physischen und psychischen Risiken assoziiert. Sie ahmen die Wirkung von pflanzlichem Cannabis und seinem Hauptwirkstoff Tetrahydrocannabinol nach. Da sie von herkömmlichen Drogenscreenings nicht erfasst werden, lässt sich aus Routineurinuntersuchungen keine Aussage über die Verbreitung des Konsums synthetischer Cannabinoide treffen. Ziel dieser Untersuchung war, die Konsumprävalenz synthetischer Cannabinoide bei Cannabisabhängigen in Therapie zu erheben. Hierfür wurden Urinproben von cannabisabhängigen Patienten hinsichtlich der Metaboliten von synthetischen Cannabinoiden analysiert sowie eine Befragung der Teilnehmer bezüglich ihres Konsumverhaltens, soziodemographischer Merkmale und ihrer Deliktbelastung durchgeführt. Es konnten 96 Probanden im Alter von 18 bis 65 Jahren in die Studie eingeschlossen werden. Der Konsum synthetischer Cannabinoide war gering (Lebenszeitprävalenz n=6). Eine Abhängigkeit von synthetischen Cannabinoiden bei einem vorrangigen Konsum dieser Substanzen wurde bei keinem Patienten festgestellt. In der Urinprobe eines Patienten wurden synthetische Cannabinoide nachgewiesen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass synthetische Cannabinoide von Cannabisabhängigen nicht regelmäßig konsumiert werden. Möglicherweise ist dies auf die im Vergleich zu pflanzlichem Cannabis unattraktivere Wirkung bei höherer Rate schwerer Nebenwirkungen sowie auf die zunehmende rechtliche Beschränkung des Vertriebs synthetischer Cannabinoide zurückzuführen. Limitierend ist anzuführen, dass in dieser Studie eine klinische Stichprobe in Therapie untersucht wurde. Möglicherweise ist der Konsum synthetischer Cannabinoiden in Gruppen, deren Zugang zu Suchtmitteln eingeschränkt ist, höher. Weitere Studien, beispielsweise in Forensisch-psychiatrischen Einrichtungen, sollten folgen. Zusätzlich zeigte sich eine erhebliche Deliktbelastung der befragten Cannabisabhängigen mit einer Lebenszeitprävalenz kriminellen Verhaltens von 79%. Cannabisabhängige scheinen in hohem Maße schwerwiegende Straftaten zu begehen, auch jenseits der Delikte die unmittelbar durch den Erwerb und Besitz von Cannabis bedingt sind. Weitere Studien sind jedoch nötig, um die Zusammenhänge zwischen Cannabisabhängigkeit und kriminellem Verhalten besser zu verstehen.