Imperative der Friedenskonsolidierung : Plädoyer für ein entschlossenes Engagement in Nachkriegsländern
Krieg stellt ein eklatantes Entwicklungshemmnis, die Konsolidierung von Nachkriegsgesellschaften eine zentrale Herausforderung für die internationale Staatengemeinschaft dar. Bürgerkriege verursachen erhebliche soziale und ökonomische Kosten und setzen typischerweise “a prolonged process of development in reverse” in Gang1. Bei den menschlichen Opfern bildet die Zahl der unmittelbar durch bewaffnete Gewalt Getöteten einen wichtigen Referenzpunkt. Zugleich wird durch die entsprechenden Angaben das Ausmaß des Leids nur äußerst unzureichend erfasst. Denn bei innerstaatlichen Konflikten sterben die meisten Menschen mittelbar infolge von Krankheit, Seuchen, Unterernährung und mangelndem Zugang zur sozialen Infrastruktur.
Ein in der Ökonomie verankerter Forschungszweig bemüht sich neuerdings um eine Monetarisierung von Kriegskosten. Einen wichtigen Ausgangspunkt bildet die Schätzung, dass am Ende eines Bürgerkrieges das Pro-Kopf-Einkommen in der Regel etwa 15% niedriger als unter Friedensbedingungen liegt. Eine entwicklungspolitisch besonders besorgniserregende Folge ist, dass der Anteil der in absoluter Armut lebenden Menschen etwa 30% höher als unter Friedensbedingungen liegt. Auch die Nachbarstaaten haben mit den Folgen bewaffneter Gewalt zu kämpfen, die sich zum Teil ebenfalls näher quantifizieren lassen. So vermindert sich das Wirtschaftswachstum, Rüstungswettläufe verdrängen Gesundheits- und Sozialausgaben, Flüchtlingsbewegungen führen zur Verbreitung infektiöser Krankheiten – in den tropischen Regionen insbesondere von Malaria. So ergeben sich auf 1000 internationale Kriegsflüchtlinge in den jeweiligen Gastländer zusätzlich etwa 1400 Malaria-Fälle.
Auf Basis dieser Argumentation lässt sich Bürgerkrieg als „a regional public bad“ bezeichnen. Konzertiertes internationales Handeln ist folglich ein Gebot der Stunde ist. Dieses ist umso dringlicher, als Nachkriegsländer einem hohen „Rückfallrisiko“ ausgesetzt sind.