Geschlechtsspezifische Prädiktoren der Mortalität bei Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD)
Geschlechtsspezifische Unterschiede von Prädiktoren der Mortalität sind bei der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (chronic obstructive pulmonary disease; COPD) noch nicht ausreichend untersucht. Die Prävalenz der dritthäufigsten Todesursache weltweit steigt bei Frauen stetig, weshalb die Notwendigkeit zu weiteren Analysen besteht. Als Hauptzielgröße wurde die 6-Minuten Gehstrecke (6MWD) bestimmt. Die Untersuchung ist einfach, kostengünstig und bei einer Minimal Important Difference von bis zu 30 m wenig störanfällig. Die Gehstrecke wurde absolut in Metern, relativ als Sollwert nach Troosters und nach Enright gemessen. Als Nebenzielgrößen wurden die Sauerstoffsättigung und die Pulsfrequenz während des Gehtestes, Alter, Einsekundenkapazität (FEV1) und body mass index (BMI) untersucht. Das Überleben wurde mittels Kaplan-Meier-Analyse und Cox-Regression bestimmt.
550 Patienten mit COPD wurden retrospektiv für 53,4 ± 25,0 Monate beobachtet. Davon waren 264 Frauen und 286 Männer (48 % und 52 %). Am häufigsten (57,8 %) lag Krankheitsstadium IV nach der Klassifikation der Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease vor (FEV1 32,3 ± 18,5 %). Es wurden geschlechtsspezifische Subkollektive gebildet. Frauen waren jünger und hatten ein geringeres FEV1 sowie einen niedrigeren BMI. Im Gesamtkollektiv war die Gehstrecke 314,6 ± 103,1 m und nur bei Verwendung der Sollwerte nach Troosters (Troosters: 45,9 ± 15 %; Enright: 58,4 ± 20,3 %) zeigten Frauen eine geringere Gehstrecke.
Alle Varianten der 6MWD stellten sich in der uni- und multivariaten Analyse als signifikante Prädiktoren der Mortalität für beide Geschlechter heraus (≥ 300 m, Troosters ≥ 50 %, Enright ≥ 50 %: jeweils p < 0,001). Darüber hinaus war nur die Sauerstoffsättigung vor dem Test in allen Kollektiven prädiktiv (Gesamtkollektiv und Frauen p < 0,001, Männer p = 0,009). Die FEV1 zeigte lediglich in den univariaten Analysen signifikante Ergebnisse. Zusätzlich war bei Frauen die Sauerstoffsättigung am Ende des Gehtests prädiktiv (p = 0,022), bei Männern waren es die Differenz der Sauerstoffsättigung über den Gehtest (p = 0,028) und der BMI (p = 0,014). Die Pulsfrequenz war kein Prädiktor für Mortalität bei COPD. Als der am einfachsten zu bestimmende, wenig fehleranfällige und bei beiden Geschlechtern signifikante Parameter zur Prädiktion der Mortalität bei Patienten mit COPD konnte somit anhand der vorliegenden Studie die 6MWD bestätigt werden.