Cognitive Bias bei Opioidabhängigkeit und komorbiden psychiatrischen Störungen
In der vorliegenden Arbeit wurde an insgesamt 60 Probanden, die sich zum einen aus aktuellen Heroinkonsumenten und zum anderen aus stabil Substituierten zusammensetzten, untersucht, inwiefern ein substanzbezogenes Annäherungs- oder Vermeidungshalten vorlag, ob es Unterschiede zwischen den beiden Gruppen gab und ob komorbide psychiatrische Störungen einen Einfluss auf kognitive Prozesse haben könnten. Die Messungen wurden mithilfe des Approach Avoidance Task durchgeführt.
Die Auswertung ergab, dass für beide Gruppen kein eindeutiges substanzbezogenes Annäherungs- oder Vermeidungsverhalten zu beobachten war. Es zeigte sich allerdings eine deutliche substanzbezogene Aufmerksamkeitsverzerrung unabhängig von der Art der Reaktion bei den aktuellen Heroinkonsumenten. Die Ergebnisse korrelierten ebenfalls mit erhöhtem Craving und erhöhter subjektiver Entzugssymptomatik. Bezüglich der komorbiden psychiatrischen Störungen konnte gezeigt werden, dass ein Interaktionseffekt zwischen dem Score für eine wahrscheinlich vorliegende Posttraumatische Belastungsstörung und der Art der Reaktion vorlag.
Die Ergebnisse der Studie sprechen insgesamt dafür, dass eine stabile Substitutionstherapie einen positiven Effekt auf kognitive Prozesse bei der Opioidabhängigkeit haben könnte. Die deutliche substanzbezogene Aufmerksamkeitsverzerrung bei den aktuellen Heroinkonsumenten könnte Ansatz für mögliche weitere kognitive Therapiestrategien sein. Eine zusätzlich vorliegende Posttraumatische Belastungsstörung bei aktuell entgifteten Opioidabhängigen könnte einen Einfluss auf Messungen zum Annäherungs-/Vermeidungsverhalten haben und sollte in zukünftigen Studien beachtet werden.
Als mögliche Limitierung der Studie kommen das Fehlen der händischen Verstärkung bei dem Approach Avoidance Task und eines festgelegten Cut-off-Werts für die Dauer der stabilen Substitutionsbehandlung in Frage. Zudem wäre ein größeres Probandenkollektiv wünschenswert gewesen.