Alertness unter experimentellen Bedingungen „Zeitdruck“ und „Wettbewerb“ : Eine geschlechts- und schmerzspezifische Analyse der Reaktionszeiten in der homogenen Subgruppe von Viertklässlern
Zahlreiche Studien beschäftigen sich mit dem Einfluss verschiedener Faktoren auf die psychische Verfassung und die kognitive Leistungsfähigkeit von Kindern verschiedener Altersstufen. Die frühzeitige Identifikation potentieller Risikofaktoren ist entscheidend für die Förderung einer optimalen kindlichen Entwicklung und erfordert präventive Interventionen.
In der vorliegenden Arbeit wurden Referenzdaten für die Aufmerksamkeitsleistung „Alertness“ in einer homogenen Altersgruppe von 183 Kindern erhoben. Die Viertklässler absolvierten den „Alertness“-Subtest des Testaufmerksamkeitsprüfungssystems (TAP) unter den experimentellen Bedingungen „Zeitdruck“ und „Wettbewerb“. In den Testreihen wurde der reaktionsauslösende visuelle Reiz teilweise durch einen Warnton angekündigt. Testspezifische Parameter der Leistungsgeschwindigkeit und Leistungsgüte der Subgruppen (Junge / Mädchen, mit / ohne rezidivierende Bauch-/Kopfschmerzen; niedrige / hohe Schmerzintensität) wurden anhand univariater und multivariater Analysen verglichen.
Laut den durchgeführten Tests unterschieden sich Viertklässler hinsichtlich ihrer Aufmerksamkeitsentwicklung geschlechtsspezifisch. Demnach ist es wichtig, dass für Jungen und Mädchen getrennte Normwerte im Entwicklungsverlauf erhoben werden. Weiter wurden die Ergebnisse im „Alertness“-Subtest durch verschiedene Situationen modifiziert: (1) Unter den Bedingungen Zeitdruck und Wettbewerb reagieren die Viertklässler in den Testreihen mit Warnton schneller und einheitlicher, jedoch erhöht sich die Antizipation mit vermehrten Fehlreaktionen. (2.) Die Variabilität der Reaktionszeiten unter der Bedingung Zeitdruck und Wettbewerb ohne Warnton war größer als mit Warnton. Mädchen zeigten jedoch eine bessere Leistungsgüte als Jungen. Es ist anzunehmen, dass die Viertklässler eine schnellere Reaktionszeit in der auditiven Wahrnehmung im Vergleich zur visuellen Wahrnehmung aufweisen, da ein akustischer Hinweisreiz die nachfolgende Reaktion auf den visuellen Stimulus erleichtert. (3.) Unter Wettbewerbsbedingungen mit Warnton wiesen insbesondere Jungen eine schnellere und validere Reaktionszeit auf als unter Wettbewerbsbedingungen ohne Warnton. (4.) Die Schmerzrezidivität hatte keinen signifikanten Einfluss auf die erhobene Maße (5.) Auch die Schmerzintensität zeigte keinen Einfluss auf die Reaktionszeiten unter den untersuchten Bedingungen.
In der Literatur gibt es unterschiedliche Befunde zu den Auswirkungen von Schmerz auf die Aufmerksamkeit. Die verfügbaren Daten erlauben keinen wissenschaftlichen Konsens. In diesem Forschungsfeld sind weitere umfassende Untersuchungen erforderlich, um den Effekt von chronischen bzw. akuten Schmerzen auf die Aufmerksamkeitsleistung zu analysieren.