Zum Zusammenhang zwischen subjektivem Alternserleben, der Nutzung von altersgerechter Assistenztechnik und lebensqualitätsbezogenen Entwicklungsoutcomes

Bisher wurden Zusammenhänge zwischen subjektivem Alternserleben – genauer dem subjektivem Alter (SA) sowie dem Erleben alternsbezogener Veränderungen (AARC) – und der Akzeptanz bzw. Nutzung von altersgerechter Assistenztechnik in der gerontologischen Forschung kaum untersucht. Die vorliegende Dissertation betrachtet diese zum ersten Mal im Rahmen einer längsschnittlichen Technikintervention einschließlich der Auswirkungen auf verschiedene Lebensqualitätsindikatoren. Die Intervention wurde im Rahmen einer randomisierten kontrollierten Studie in Österreich, Italien, Slowenien und den Niederlanden durchgeführt: Ältere Personen nutzten ein System aus hauptsächlich kompensatorischen altersgerechten Assistenztechnologien (Notfalluhr mit Sturzerkennung und Lokalisierungsfunktion, zusätzlicher Notrufknopf, Seniorentablet mit mehreren Funktionalitäten, Smarthomegeräte zur Beleuchtung sowie Inaktivitäts- und Raucherkennung) für 6 bis 13 Monate zu Hause. Es nahmen 281 Personen zwischen 51 und 97 Jahren zur Baseline teil.

Den theoretischen Hintergrund der Arbeit bilden zum einen verschiedene (prozessorientierte) Modelle zur Technikakzeptanz älterer Personen. Zum anderen wird Lebensqualität vor allem als theoretisch erwartbares Outcome der Projekttechniknutzung in den Bereichen Gesundheit, wahrgenommene Sicherheit, Sturzbedenken, Autonomie, Kompetenzerleben, Anpassungsfähigkeit, Selbstwert und Teilhabe beschrieben. Des Weiteren wird bisherige Evidenz zum Zusammenhang von SA und AARC mit der Nutzung von Alltags-IKT dargestellt sowie das Thema der Entwicklungsregulation im Alter beleuchtet. Im der Dissertation zugrundeliegenden Modell wird die Projekttechniknutzung als Strategie der Entwicklungsregulation mit subjektivem Alternserleben sowie lebensqualitätsbezogenen Outcomes in Verbindung gebracht und empirisch testbar gemacht.

Die Kernhypothesen gehen davon aus, dass allgemeine bzw. spezifische Technikakzeptanz positiv mit der Projekttechniknutzung zusammenhängen. Weiterhin wird angenommen, dass sich die Nutzung der Projekttechnologien auf verschiedene Variablen der Lebensqualität sowie die Erreichung von individuell formulierten Nutzungszielen positiv auswirkt. Zuletzt werden verschiedene Wirkpfade von SA, AARC-Gewinnen, AARC-Verlusten, der Projekttechniknutzung sowie lebensqualitätsbezogenen Outcomes und Zielerreichung hypothetisiert.

Die Überprüfung der Hypothesen ergab, dass Zusammenhänge zwischen spezifischer Technikakzeptanz und der Projekttechniknutzung entgegen den Erwartungen nicht verifiziert werden konnten. Zwischen allgemeiner Technikakzeptanz und Techniknutzung zeigten sich in beide Richtungen positive Einflüsse, die unter anderem darauf hindeuten, dass die Nutzung von altersgerechten Assistenztechnologien allgemeine Technikakzeptanz erhöhen kann.

Nach 6 Monaten ergaben sich einige negative, nach 13 Monaten jedoch positive Wirkungen der Projekttechnologien auf Indikatoren der Lebensqualität, so dass die Teilnehmenden der Interventionsgruppe (IG) nach ca. einem Jahr ein ähnliches Sicherheits- und Kontrollgefühl wie zur Baseline erlebten, während die Teilnehmenden der Kontrollgruppe (KG) geringere Sicherheit und Kontrolle als zuvor empfanden. Außerdem wiesen Teilnehmende, die die Notfalluhr häufig nutzten, zum Teil höhere Werte für Anpassungsfähigkeit, Kompetenz und Selbstwert auf und erlebten eine stärkere Zielerreichung als Teilnehmende, die sie selten verwendeten. Die wahrgenommene Zielerreichung beeinflusste Anpassungsfähigkeit, Kompetenz und Selbstwert der Teilnehmenden ebenfalls positiv.

Wie hypothetisiert sagten sowohl hohe wahrgenommene AARC-Gewinne als auch hohe AARC-Verluste die vermehrte Projekttechniknutzung vorher, außerdem führten teilweise jüngeres und teilweise älteres SA zu häufigerer Nutzung. Umgekehrt führte die Nutzung der Projekttechnologien über 6 und 13 Monate nicht wie erwartet zu älterem, sondern zu jüngerem bzw. gleichbleibendem SA der Teilnehmenden. AARC-Gewinne und -Verluste wurden durch die Projekttechniknutzung sowohl in förderlicher als auch nicht-förderlicher Weise beeinflusst. Die Variablen des subjektiven Alternserlebens wirkten zum Großteil wie erwartet auf die Lebensqualitätsindikatoren, die erlebte Zielerreichung wurde vor allem von den AARC-Gewinnen vorhergesagt. Außerdem verstärkte die Projekttechniknutzung wie hypothetisiert die förderlichen Wirkungen von hohen AARC-Gewinnen und geringen AARC-Verlusten auf verschiedene Faktoren der Lebensqualität. Was das SA angeht, ergaben sich Hinweise darauf, dass teilweise Personen, die sich jünger fühlten, und teilweise Personen, die sich älter fühlten, von der Projekttechniknutzung profitierten.

Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse, dass verschiedene Indikatoren des subjektiven Alternserlebens, die Nutzung von altersgerechten Assistenztechnologien und lebensqualitätsbezogene Outcomes zusammenhängen. Neben hypothesenkonformen ergaben sich jedoch auch einige hypothesenkonträre Ergebnisse, so dass zukünftige empirische Studien diese Fragestellungen weiter verfolgen sollten. Einschränkend ist darauf hinzuweisen, dass die Daten wahrscheinlich durch methodische Schwächen sowie durch die Covid-19-Pandemie beeinflusst wurden, Interpretationen also immer in diesem Licht gesehen werden müssen.

Until now, relationships between self-perceptions of ageing – more precisely, Subjective Age (SA) and the Awareness of Age-Related Change (AARC) – and acceptance or use of ageing-in-place technologies have hardly been investigated in gerontological research. This dissertation examines them for the first time in the context of a longitudinal technology intervention study that included measuring effects on various quality-of-life indicators. The intervention was conducted as part of a randomised controlled trial in Austria, Italy, Slovenia and the Netherlands: Older people used for 6 to 13 months at home, a system of mainly compensatory ageing-in-place technologies (that included an emergency watch with fall detection and localisation function, an additional emergency call button, a tablet with several functionalities designed for older people, and smart home devices for lighting, measuring inactivity and detecting smoke). 281 people aged between 51 and 97 took part at baseline.

The theoretical background of this research consists on the one hand of various (process-orientated) models of older people’s acceptance of technology. On the other hand, quality-of-life is seen primarily as a theoretically expected outcome of the use of this project technology in the areas of health, perceived safety, concerns about falling, autonomy, experience of competence, adaptability, self-esteem, and participation. Furthermore, previous evidence on the relationship between SA / AARC and the use of everyday information and communication technology is presented, and the topic of developmental regulation in old age is examined. The dissertation is based on a model which links the project technology use as a strategy for development regulation, self-perceptions of ageing and quality-of-life-related outcomes, and makes them empirically testable.

The core hypotheses assume that general and specific technology acceptance would be positively related to the use of the project technologies. Furthermore, it is expected that the project technology use has a positive effect on various quality-of-life variables as well as the achievement of individual utilisation goals. Finally, various pathways of SA, AARC gains, AARC losses, project technology use and quality-of-life-related outcomes and goal attainment are hypothesised.

The analysis revealed that, contrary to expectations, it was not possible to verify correlations between specific technology acceptance and the use of the technologies in the project. There were some positive influences of general technology acceptance on project technology use and vice versa which indicate, among other things, that the use of ageing-in-place technologies may increase general technology acceptance of older people.

Despite some initial negative effects (measured at 6 months), after 13 months, positive effects of using the project technologies on some indicators of quality-of-life were observed – specifically, after approximately a year with the technologies, participants in the intervention group (IG) maintained similar feelings of safety and control as at baseline, while in participants in the control group (CG), these deteriorated somewhat, and they felt less safe and in control than at the start of the trial. Furthermore, participants who used the emergency watch frequently had higher scores for adaptability, competence and self-esteem, and experienced greater goal achievement than participants who rarely used it. The perceived goal achievement also had a positive influence on the participants' adaptability, competence, and self-esteem.

As hypothesised, perceptions of both high AARC gains and high AARC losses predicted increased use of the project technologies, but both younger and older SA sometimes influenced more frequent project technology use. Conversely, the project technology use over 6 and 13 months did not lead to older SA of the participants as expected, but to younger or constant SA. AARC gains and losses were influenced by project technology use in both beneficial and nonbeneficial ways. The self-perceptions of ageing variables largely influenced the quality-of-life indicators as expected, while the perceived goal achievement was primarily predicted by AARC gains. Furthermore, project technology use enhanced the beneficial effects of high AARC gains and low AARC losses on various quality-of-life factors as hypothesised. Regarding SA, there was evidence that some people who felt younger and some people who felt older benefited from project technology use.

In summary, the results show that self-perceptions of ageing, the use of ageing-in-place technologies and quality-of-life outcomes are related. However, in addition to hypothesis-compliant results, there were also some hypothesis-contradictory results – hence, additional empirical studies are needed to pursue these questions further. It should be noted that the data probably have been influenced by methodological weaknesses as well as the Covid-19 pandemic, so interpretations must always be regarded in this light.

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