Beeinflusst die Spiritualität/Religiosität von Patienten die Effektivität einer den Placebo-Effekt von Antidepressiva verstärkenden psychotherapeutischen/psychoedukativen Intervention? Eine 4-wöchtige prospektive klinische Studie während der stationären Behandlung von moderat und schwer unipolar-depressiv erkrankten Erwachsenen : Eine Sub-Studie von folgendem Promotionsprojekt: „Effektivität einer den Placebo-Effekt verstärkenden Intervention als zusätzliche Maß-nahme für stationär behandelte Patienten mit unipolarer depressiver Störung: Eine randomisierte Kontrollstudie“ von Dr. rer. medic. Benedikt Bernd Claus (2019) https://duepublico2.uni-due.de/receive/duepublico_mods_00070333;lang=en
In der randomisiert kontrollierten 4-wöchtigen Hauptstudie wurde erstmals herausgefunden, dass bei stationär behandelten mittelschwer bis schwer uni-polar depressiv erkrankten Erwachsenen (N = 43) diejenigen (N = 23) signifikant gebessert in der depressiven Symptomatik entlassen wurden, die im Vergleich zur Kontrollgruppe (KG, multimodales Treatment-As-Usual = TAU, N = 20), zusätzlich an vier wöchentlichen je 30-minütigen psychotherapeutischen/psychoedukativen Gruppen-Sitzungen teilnahmen. Diese beabsichtigten den Placebo-Effekt von Antidepressiva zu verstärken (PE+) und den Nocebo-Effekt abzuschwächen (NE-) (Experimentalgruppe, EG = TAU plus PE+/NE-, N=23). Es könnte sein, dass Patienten, die suggestibel für PE+/NE- von Antidepressiva (AD) sind, auch eine höhere spirituelle/religiöse Haltung haben. Die vorliegende prospektive Sub-Studie sollte herausfinden, ob die(/der) spirituelle/religiöse(r) Haltung der Studienteilnehmer einen Einfluss auf das potentielle klinische Korrelat von PE+/NE- hat, der Besserung des primären Zielkriteriums der Hauptstudie zum Studienende (Beck-Depressions-Inventar: Delta BDI-II-4 = Therapieerfolg). Dazu wurde hier eine Completer-Population von 26 Patienten analysiert, bei denen zusätzlich zu den in der Hauptstudie verwendeten Messinstrumenten 4 verschiedene Spiritualitäts/Religiositäts-Skalen sowie eine Resilienz- und Stress-Coping-Skala und als psychophysiologischer Vagotonus- und Depressionsschwere-Marker, die Herzfrequenzvariabilität (HRV) gemessen wurde. Ein Einfluss der Spiritualitätsausprägung auf den Therapierfolg (als indirektes Maß für PE+/NE- von AD) konnte nicht gefunden werden. Ebenso gab es keinen relevanten Zusammenhang zwischen den Spiritualitäsmarkern und bekannten Mediatoren/Modulatoren des PE/NE (Wirkerwartung einer Intervention – hier AD, Resilienz, Stresscoping). Dass die vorliegende kleine Stichprobe (N = 13, je in KG und EG) valide Ergebnisse liefern kann, demonstrierte (i) eine Bestätigung der bekannten Zunahme der HRV parallel zur klinischen Besserung der Depression und (ii) eine Bestätigung des Haupt-Resultates der Hauptstudie, d.h. der signifikanten Überlegenheit der EG vs. KG zum Studienende. Klinische oder sogar (wie die vorliegende Arbeit) kontrollierte klinische Vorstudien zur Frage ob Spiritualität den Placebo-Effekt modulieren kann, sind nicht bekannt.