Analyse der Versorgungslage des überwachten Gehtrainings bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit
Ziel dieser Dissertation ist die Erhebung zum Stand und Umsetzung des evidenzbasierten überwachten Gehtrainings bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit in der primärärztlichen Versorgung in Deutschland, um Defizite in der Versorgungsstruktur zu identifizieren. Hierfür wurde eine mixed-method-Methode angewandt, die eine teilstandardisierte Expert:innen-Befragung sowie eine Umfrage bei Ärzt:innen der Primärversorgung (Allgemeinmedizin, Angiologie, Gefäßmedizin) umfasste. Die Umfrage erfolgte über die Web-Applikation SoSci Survey. Insgesamt wurden zwei Expert:innen befragt sowie 72 Fragebögen ausgewertet. Die deskriptiven Analysen erfolgten nach der Plausibilitätskontrolle mittels IBM® SPSS® Statistics (Version 27). Die Befragung der zwei Expert:innen adressiert die Probleme bei der Finanzierung, der Anerkennung dieser Therapieform durch Ärzt:innen und Patient:innen und strukturelle Defizite. Trotz hoher wissenschaftlicher Evidenz des Gehtrainings, ist das Thema in Lehre und auf Kongressen unterrepräsentiert. Oft würden nur interventionelle oder chirurgische Verfahren genutzt, da diese leichter abrechenbar und finanziell lohnender sind. Zudem fehlen einheitliche Regelungen zum Erhalt von Trainerlizenzen und der Gründung von Trainingsgruppen. Die in der Expert:innen-Befragung herausgearbeiteten Probleme spiegeln sich gut im Antwortverhalten der befragten Ärzt:innen wider. So haben weniger als 50 % der Befragten Kentnis über die aktuelle Leitlinie, was auf eine große Informationslücke hindeutet. Es zeigt sich zudem eine nur geringe Anzahl an Verordnungen an Gehtraining: den insgesamt 12.092 betreuten Patient:innen mit einer pAVK (periphere arterielle Verschlusskrankheit) pro Quartal stehen lediglich 389 Verordnungen gegenüber, was für eine deutliche Unterversorgung spricht. Die Ergebnisse weisen weiterhin daraufhin, dass ein Zugang zu Trainingsgruppe regional nicht für alle pAVK-Patient:innen ausreichend ist. Insgesamt zeigen die hier vorgelegten Ergebnisse die Notwendigkeit einer verbesserten Umsetzung des evidenzbasierten überwachten Gehtrainings in Deutschland. Es fehlt an einheitlichen Regelungen, einer flächendeckenden Versorgung und finanzieller Attraktivität. Eine regelmäßige Aufklärung zum Nutzen der Therapieform, eine verbesserte Vernetzung der beteiligten Akteur:innen sowie ein größerer finanzieller Anreiz sind erforderlich. Zudem muss die Infrakstruktur verbessert werden, inklusive der Entwicklung von GesundheitsApps, als Voraussetzung für eine gute Adhärenz der Patient:innen. Ansonsten droht weiterhin der zu frühe Einsatz von interventionellen bzw. chirurgische Therapien, die jedoch in den meisten Fällen nicht leitliniengerecht und optimal für das Gesundheitswesen sind.