Qualität der Versorgung von Kopfschmerzpatienten in den Hausarztpraxen in Deutschland

Um eine qualitativ hochwertige Versorgung für Kopfschmerzpatienten zu gewährleisten, müssen Qualitätsindikatoren auf allen Ebenen der Gesundheitsversorgung etabliert werden. Diese Studie untersuchte erstmals die Anwendbarkeit zuvor definierter und bereits in der Spezialversorgung getesteter Qualitätsindikatoren für die Kopfschmerzversorgung auf der Ebene der Primärversorgung in Deutschland.  Außerdem wurde die aktuelle Behandlungsqualität analysiert, mit dem Ziel, Verbesserungspotenziale zu identifizieren. Die Daten wurden überwiegend mit Hilfe standardisierter Fragebögen erhoben; es fand eine Befragung von insgesamt 122 Patienten und 42 Gesundheitsdienstleistern in 4 verschiedenen Hausarztpraxen sowie eine Analyse von über 200 Patientenakten statt. Als wichtigstes Ergebnis erwies sich die Anwendung der Qualitätsindikatoren in der Primärversorgung als praktikabel. Die meisten Behandlungsdefizite ließen sich auf mangelnde Kenntnisse der Hausärzte zurückzuführen. Beispielweise erhielt ein erheblicher Anteil der Patienten (25%) die unspezifische Diagnose R51 „Kopfschmerzen“, anstatt einer spezifischen Kopfschmerzdiagnose, welche für eine adäquate Therapie essenziell ist. Wichtige Kopfschmerzcharakteristika, wie die Dauer und Häufigkeit der Beschwerden, wurden nur unzureichend erfasst, die Nutzung von Kopfschmerztagebüchern und Verlaufskalendern war nicht Teil der hausärztlichen Behandlungsroutine. Die medikamentöse Therapie erfolgte häufig nicht gemäß den aktuellen Leitlinien oder Expertenempfehlungen und wies große Dokumentationslücken auf. Außerdem war die durchschnittliche Wartezeit der Patienten mit zirka 60 Minuten auch im internationalen Vergleich sehr lang. Dennoch gaben 93% der befragten Patienten an, mit der hausärztlichen Kopfschmerzbehandlung zufrieden zu sein. Die Primärversorgung bot den Patienten außerdem einen leichten und gleichberechtigten Zugang zur ärztlichen Behandlung und Verlaufskontrolle. Die Ergebnisse machen deutlich, dass die Ausbildung der Hausärzte und die Weitergabe von Informationen Schlüsselelemente zur Verbesserung der Versorgungsqualität auf der Ebene der Primärversorgung darstellen, auf der die meisten Kopfschmerzpatienten behandelt werden können und sollen. Ganz allgemein unterstreichen sie die Bedeutung der Qualitätsbewertung in der Primärversorgung, nicht nur um Qualitätsmängel festzustellen, sondern auch, um Optimierungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

 

To provide and ensure an equal, standardized and high-quality care for headache patients, quality indicators have to be established as a basis for assessment and improvement of care at all levels of health care system. In this study, the implementation of defined quality indicators, successfully tested in specialist headache centers, was evaluated in primary care in Germany for the first time. In addition, the current quality of treatment was analyzed with the aim of identifying potential for improvement. The data were mainly collected by using standardized questionnaires; a total of 122 patients and 42 health care providers were interviewed in 4 different general practitioner`s offices and more than 200 patient files were analyzed. The principal finding was that implementation of the quality indicators proved feasible and practical in primary care. It also uncovered severe deficits leading to suboptimal treatment, often due to a lack of knowledge among the general practitioners. For example, a significant proportion of patients (25%) received the non-specific diagnosis R51 "headache" instead of a specific headache diagnosis, which is essential for adequate care. Histories of headache, especially temporal profiles, were captured and/or assessed inaccurately. Headache diaries and follow-up calendars were not in use routinely. The use of medication often did not follow current guidelines or expert recommendations and had large documentation gaps. Waiting times of about 60 minutes were very long, even in international comparison. Nevertheless, 93% of the patients expressed satisfaction with their care. Primary care provided an easy and equitable access to medical treatment and follow-up. These findings signal the need for education in headache diagnosis and management in primary care, where most headache patients are necessarily treated. More generally, they underline the importance of headache service quality evaluation in primary care, not only to identify quality failings but also to guide improvements.

 

Cite

Citation style:
Could not load citation form.

Rights

Use and reproduction:
All rights reserved