Motivierstile von Tutoren physikalischer Experimente : Intervenierbarkeit, Prädiktoren und Konsequenzen

Da die generell niedrig ausgeprägte intrinsische Motivation für verschiedene physikalische Tätigkeiten im Altersbereich von zehn bis dreizehn Jahren besonders stark abnimmt, kommt der Förderung intrinsischer Motivation eine herausgehobene Bedeutung zu (Flunger et al., 2019; Gaspard et al., 2017; Ryan & Deci, 2017; Wigfield et al., 2015). Die Betreuung von jüngeren Schülerinnen und Schülern (Tutees) durch ältere (Tutoren) kann sowohl bei den Tutoren als auch bei den Tutees Lernzuwächse, die intrinsische Motivation bezüglich der Tätigkeiten während des Tutorings und damit insgesamt schulische Leistungen steigern (P. Cohen et al., 1982; Hänze et al., 2018; Robinson et al., 2005; Topping et al., 2004). Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde eine Intervention für angehende Peer-Tutoren außerunterrichtlicher Angebote entwickelt, bei der die Tutoren lernen, ihre Tutees motivationsförderlich bei der Durchführung physikalischer Experimente zu betreuen. Die Intervention wurde in Anlehnung an die etablierte Selbstbestimmungstheorie von Ryan und Deci (2017) entwickelt, entsprechend der die intrinsische Motivation von Tutoren und Tutees am besten durch die Förderung einer autonomieunterstützenden Betreuung und die Reduktion einer kontrollierenden Betreuung der Tutees durch die Tutoren gefördert werden kann. Insbesondere wurden allgemeine Empfehlungen für ein motivationsförderliches Verhalten von Lehrkräften auf physikalische Tutoring-Angebote übertragen. Es wurde untersucht, ob die Tutees eine höhere intrinsische Motivation bezüglich der Durchführung des untersuchten physikalischen Experiments angeben, wenn sie sich in ihrem Autonomieerleben unterstützt fühlen. Im Zuge dessen wurde auch untersucht, inwiefern die Teilnehmenden unterschiedlich von der Intervention profitieren, inwiefern sie das Gelernte in die Praxis umsetzen und welche weiteren Faktoren bei der Umsetzung eine Rolle spielen. Zur Untersuchung dieser Forschungsfragen haben 176 Tutoren (MAlter=13.73+-0.75 Jahren) an der entwickelten Intervention teilgenommen. 135 davon haben 135 Tutees (MAlter=10.81+-0.48 Jahren) bei der Durchführung eines Experimentes betreut. Ziel des Experiments war es, die Leitfähigkeit von Kabeln verschiedener Längen, Dicken und Materialien anhand der Leuchtstärke von Glühlampen zu untersuchen. Die Ergebnisse zeigen erwartungskonform, dass die Tutees sich als umso kompetenter erleben und umso stärker intrinsisch motiviert sind, je mehr sie sich in ihrem Autonomieerleben unterstützt fühlen. Die Intervention kann mit einem großen Effekt (dCohen > 1.2, p < .001) die selbstberichtete Tendenz zu Autonomieunterstützung fördern und die Tendenz zu Kontrolle reduzieren. Teilnehmende mit einer hohen präinterventionellen Tendenz zu Autonomieunterstützung profitieren weniger von der Intervention, da sie vermutlich ein geringeres Entwicklungspotential haben. Ein weiterer Prädiktor des Interventionserfolgs ist die Zustimmung zu den Interventionsinhalten (ß in [.26, .42], p < .05). Alter, Geschlecht sowie weitere Kontrollvariablen scheinen für den Interventionserfolg irrelevant zu sein. Die selbstberichtete Tendenz zu Kontrolle korreliert mit dem beobachteten Tutorverhalten während einer Tutoring-Sitzung (r = .48, p < .001). Des Weiteren betreuen Tutoren ihre Tutees in Situationen, in denen keine Hilfe nötig ist, signifikant kontrollierender (ß = -.445, p < .001), wenn sie ihre Tutees als wenig selbstständig wahrnehmen. Sowohl die Tendenz zu Kontrolle als auch die Wahrnehmung der Tutees sagen das Tutorverhalten vorher. Zusammengenommen zeigen die Ergebnisse die Relevanz von Autonomieunterstützung für physikalische Tutoring-Angebote sowie die Nützlichkeit der entwickelten Intervention. Weiterhin konnten durch die detaillierten Analysen zahlreiche Implikationen für die Überarbeitung der Intervention und für die zukünftige Forschung formuliert werden. Somit stellt die überarbeitete Intervention ein gewinnbringendes Angebot für Schulen dar.
Due to the especially strong decline of the generally low intrinsic motivation for various physical activities between the ages of ten and thirteen, it is of particular importance to promote intrinsic motivation in this age group (Flunger et al., 2019; Gaspard et al., 2017; Ryan & Deci, 2017; Wigfield et al., 2015). When older students (tutors) support younger students (tutees), they may both gain knowledge as well as intrinsic motivation regarding the activities done during the tutoring (P. Cohen et al., 1982; Hänze et al.,2018; Robinson et al., 2005; Topping et al., 2004). This can improve their overall academic performance (P. Cohen et al., 1982; Hänze et al., 2018; Robinson et al., 2005; Topping et al., 2004). An intervention for prospective peer tutors of extracurricular programs was designed for the study. The intervention teaches tutors to foster tutees' intrinsic motivation while conducting physics experiments. The intervention was developed following the well-established Self-Determination Theory (Ryan & Deci, 2017), which suggests that the intrinsic motivation of tutors and tutees can best be fostered by encouraging the tutors to behave in an autonomy-supportive manner and discouraging them from behaving in a controlling manner. In particular, general recommendations for teachers were applied to extra-curricular physics tutoring programs. The study assessed whether tutees would report higher intrinsic motivation regarding the conduct of the physics experiment when they felt that their autonomy was supported. The study also assessed the extent to which participants benefit differently from the intervention, the extent to which they put what they have learned into practice, and what other factors play are relevant to implementation. 176 tutors (Mage=13.73+-0.75 years) participated in the designed intervention. 135 of them supported 135 tutees (Mage=10.81+-0.48 Jahren years) in conducting an experiment. The aim of the experiment was to investigate the conductivity of cables of different lengths, thicknesses and materials based on the luminosity of incandescent lamps. 
As expected, the results show that tutees feel more competent and are more intrinsically motivated when their autonomy is supported. The intervention promotes tutors’ self-reported tendency toward autonomy support and reduces their tendency toward control with a large effect (dCohen > 1.2, p < .001). Participants with a high preinterventional tendency toward autonomy support benefit less from the intervention, as they are likely to have lower potential for development. Another predictor for the success of the intervention is the participants’ overall agreement with the contents of the intervention (ß in [.26, .42], p < .05). Age, gender, and other control variables appear to be irrelevant to the success of the intervention. The self-reported tendency toward control correlates with the observed tutor behavior during tutoring sessions (r = .48, p < .001). In situations in which the tutees do not require or want help, tutors generally behave in a significantly more controlling manner (ß = -.445, p < .001) when they perceive their tutees as unable to work in an autonomous way. Both the tendency to control and the tutors' perception of their tutees predict the tutors' behavior. Altogether, the results demonstrate the relevance of autonomy support for physics tutoring programs as well as the value of the developed intervention. Furthermore, the detailed analyses provided numerous implications for the revision of the intervention as well as for future research. Thus, the revised intervention represents a valuable program for schools.

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