Klinische und klassische Epidemiologie des Bauchspeicheldrüsenkrebs anhand populationsbasierter Erhebungen im Saarland und in Nordrhein-Westfalen

Bauchspeicheldrüsenkrebs ist die vierthäufigste Krebstodesursache von Männern und Frauen in Deutschland mit einem relativen 5-Jahres-Überleben von nur 9 %. Die äußerst ungünstige Prognose wird hauptsächlich auf die späte Diagnosestellung zurückgeführt, denn die Mehrheit der Patienten wird aufgrund von unspezifischen Symptomen erst in einem fortgeschrittenen Tumorstadium diagnostiziert. Aus diesem Grund wurde die multizentrische Kohortenstudie Pankreaskarzinom im Saarland konzipiert, die mithilfe eines spezifischen Patientenfragebogens die Symptomhistorie sowie die Ereignisse im Versorgungspfad dezidiert erheben sollte. In der vorliegenden Arbeit wurden 101 Studienpatienten mit der Erstdiagnose Pankreasadenokarzinom untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass Bauchschmerzen oft die ersten beunruhigenden Anzeichen waren. Gewichtsverlust war das am häufigsten berichtete Symptom und gleichzeitig das häufigste Erstsymptom, gefolgt von Oberbauchschmerzen. In vielen Fällen wurde zudem über einen Appetitverlust berichtet, der die Patienten jedoch nicht zum Arzt geführt hatte. Die Analyse der Patienten-Intervalle ergab Unterschiede zwischen Männern und Frauen sowie zwischen verschiedenen Erstsymptomen. Die Versorgungssituation im Saarland wurde anhand eines internationalen Standards zur Dauer vom ersten Arztkontakt bis zur Diagnosestellung als gut bewertet. Anhand eines Regressionsmodells konnte gezeigt werden, dass soziodemographische Merkmale, Risikofaktoren, gastrointestinale Komorbiditäten sowie die Facharztrichtung einen Einfluss auf die Dauer des Diagnosepfads hatten. Als stärkste Einflussfaktoren konnten hierbei der Bildungsgrad sowie die Lebensstilmerkmale Alkohol und Rauchen identifiziert werden.

Weitere Analysen erfolgten anhand des epidemiologischen Landeskrebsregisters Nordrhein-Westfalen, wodurch die klinische Forschung ergänzt und ein umfassendes Bild der Erkrankung erhalten werden sollte. Das untersuchte Registerkollektiv umfasste knapp 36.000 Fälle, die im Zeitraum zwischen 2006 und 2015 registriert worden waren. Der DCO-Anteil wurde als zu hoch bewertet. Es konnte kein Trend in der Inzidenzentwicklung von Bauchspeicheldrüsenkrebs festgestellt werden. Die Überlebenszeitanalysen ergaben, dass es zwischen Männern und Frauen keinen Unterschied zu geben scheint. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass das Überleben vom Alter, der Topographie sowie Morphologie des Tumors abhängig ist. Aus den Ergebnissen der vorliegenden Arbeit kann die Schlussfolgerung gezogen werden, dass die Erfassung patientenberichteter Symptome und Verhaltensweisen eine vielversprechende Möglichkeit für die zukünftige Bauchspeicheldrüsenkrebs-Forschung darstellt.

Pancreatic cancer is the 4th leading cause of cancer death for men and women in Germany with a relative 5-year survival of only 9 %.  The very poor outcome is mainly due to late diagnosis as the majority of patients present with advanced disease indicating the unspecific character of symptoms. For this reason, we designed the multicentric cohort study Pancreatic cancer in Saarland in order to collect patient-reported data of the symptom history as well as the milestones in the healthcare path using a specific questionnaire. In the present work 101 study patients with primary diagnosis of pancreatic adenocarcinoma were analyzed. The results showed that abdominal pain was often the first worrying sign. Weight loss was the symptom reported most frequently and the most common first symptom at the same time, followed by upper abdominal pain. Decreased appetite was also frequently reported but not a reason for patients to seek for help. The patient intervals showed differences between men and women as well as between different first symptoms. The health care situation in Saarland was assessed as good as compared to an international standard regarding the time between first healthcare consultation and diagnosis. By using a regression model it could be shown that sociodemographic characteristics, risk factors, gastrointestinal comorbidities and specialist field had an impact on the duration of the diagnostic path. Educational level as well as the lifestyle factors alcohol and smoking were identified to have the strongest effect.

Further research was done based on the epidemiological National Cancer Registry North Rhine Westphalia, which should provide additional information to the clinical research in order to get a comprehensive idea of the disease. The analyzed population included almost 36.000 cases that were registered between 2006 and 2015. The proportion of DCO cases was considered as too high. No trend was observed in pancreatic cancer incidence. The survival analyses showed that there seems to be no difference between men and women. Moreover, survival was found to be determined by age, tumor topography and morphology.

It can be concluded from the present work that collecting data of symptoms and behaviors reported by patients represents a promising opportunity for future research on pancreatic cancer.

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