Einfluss der Reizwiederholung in der Akupunkturtherapie bei Patienten mit chronischen Schmerzen - Untersuchung adaptiver Effekte

Zielsetzung: Akupunktur entspricht im klinischen Kontext einer seriellen Applikation von Reizen. Sie ist damit vergleichbar mit Verfahren der Physikalischen Therapie, für die die Ausbildung adaptiver Prozesse einen wesentlichen Wirkfaktor darstellt. Bisher existieren nur wenige Untersuchungen darüber, ob sich bei der Akupunkturbehandlung adaptive Prozesse ausbilden und wie sich diese klinisch auswirken könnten. In der vorliegenden Arbeit soll geprüft werden, ob es im Rahmen einer Akupunkturserie zu einer Adaptation an die Nadelreize kommt und ob dies für die klinische Verbesserung von Bedeutung ist. Methoden: Es wurde eine offene Beobachtungsstudie durchgeführt, bei der 69 Patienten mit chronischem Schmerz an zwei Studienzentren mit je zehn Akupunktursitzungen behandelt wurden. Zur Erfassung möglicher adaptiver Effekte wurde im Verlauf jeder zweiten Sitzung der Hautleitwert als Parameter für die Aktivität des sympathischen Nervensystems aufgezeichnet. Adaptation müsste sich in einer Reduktion der sympathischen Reaktionsamplitude auf die Akupunktur äußern. Als klinische Zielgrößen wurden die Reduktion der Schmerzstärke sowie Veränderungen im allgemeinen Wohlbefinden und der Krankheitsbewältigung abgefragt. Ergebnisse: Für den Verlauf des SCL (skin conductance level) innerhalb aller Sitzungen im Mittel ergab sich ein signifikantes Verlaufsmuster, das eine sympathikoadrenerge Aktivierung bei der Insertion der Nadeln und eine nachfolgende Sympathikolyse als Korrelat einer Entspannungsreaktion zeigte. Eine signifikante Änderung des Gesamt-SCL-Musters über den Behandlungsverlauf im Sinne einer Adaptation ließ sich nicht nachweisen. Zur Erfassung interindividueller Unterschiede wurden Trend Indices gebildet, welche die Veränderungstendenz innerhalb der einzelnen Patienten abbildeten. Diese wurden dann mit der klinischen Besserung korreliert. Dabei zeigte sich eine signifikante positive Korrelation zwischen einer Besserung der Schmerzen, des Wohlbefindens sowie der Krankheitsbewältigung und einer zunehmenden Sympathikolyse im Zuge der Behandlungsserie. Schlussfolgerung: Die vorliegende Studie konnte keine Adaptation im Zuge einer Akupunkturbehandlung nachweisen. Eine Zunahme der Sympathikolyse bei den Therapierespondern legt nahe, dass im Verlauf serieller Akupunktursitzungen die Entspannungsfähigkeit der Patienten gefördert werden könnte, was wiederum mit der klinischen Besserung der Schmerzerkrankung verbunden zu sein scheint. Diese Beobachtung sollte in einer folgenden kontrolliert randomisierten Studie weiter untersucht werden.
Objectives: From a clinical point of view Acupuncture is a treatment, where patients are repetitively exposed to stimuli. Therefore it is comparable to treatments of Physical Therapy such as hydrotherapy, where the development of adaptive processes represents a main factor for effectiveness. There are only few studies available that examine possible adaptive reactions to acupuncture treatments and their clinical effect. This work focusses on the development of adaptive processes in the course of ten acupuncture sessions and the correlation between adaptation and clinical outcome of chronic pain patients. Methods: In an observational bicentric pilot study 69 chronic pain patients were treated with a course of ten acupuncture sessions. For the detection of adaptive processes a measurement of electrodermal activity as a parameter for sympathetic activity took place by use of a biofeedback equipment in at least every second treatment. As a correlate of adaptive processes a reduction of the amplitude of sympathetic reaction was expected. As clinical targets the reduction in pain severitiy, changes in general well-being and coping with disease were asked. Results: The data showed a significant course of SCL (skin conductance level) for all sessions on average which confirm a sympathicotonic activation in reaction to the needling and a sympathicolysis in the further course which correlates with a relaxation response. A significant change of SCL-pattern in the course of sessions in the meaning of adaptation could not be detected. To consider the relevance of interindividual differences trend indices were computed which should show a tendency of reaction for individual patients. These indices were correlated with the clinical benefit. A significant correlation could be found for pain reduction, improvement of well-being and coping with disease with an increasing sympathicolysis in the course of acupuncture treatment. Conclusions: A detection of adaptive processes in the course of an acupuncture treatment was not possible in this study. The increase of sympathicolysis within the responders however suggests that an increase in relaxation ability could be reached in the course of acupuncture sessions. This improved ability to relax seemed to be correlated with a clinical improvement of the pain disease. This observation should be further investigated in a controlled randomisied trial.

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