Behaltensleistungen von Siebtklässlern unter retroaktiver Interferenz - mit einem vergleichenden Exkurs zu Daten des Gesamtprojektes -

Schmerzen im Kindes- und Jugendalter werden mit hohen Prävalenzen für Deutschland berichtet. Sie führen zu physischen Problemen wie Schlafstörungen, zu psychischen, emotionalen und kognitiven Störungen und zu sozialen Problemen in der Familie oder durch vermehrte Fehlzeiten in der Schule. Außerdem ist im Lebenslauf der betroffenen Kinder eher mit einer Chronifizierung der Schmerzen zu rechnen. Diese Arbeit untersucht Behaltensleistungen unter retroaktiver Interferenz bei Siebtklässlern mit und ohne rezidivierende Kopf- und Bauchschmerzen, zudem erfolgt ein vergleichender Exkurs zu Behaltensdaten des Gesamtprojekts. Dabei werden Parameter der Lernleistungen von der 2. bis zur 4. Klasse analysiert und die Resultate mit den Ergebnissen der Siebtklässler verglichen. Außerdem werden 43 Kinder im Längs- schnitt untersucht, so dass eine Entwicklung von der 2. bis zur 7. Klasse beobachtet und analysiert werden kann. Für alle Klassen werden die in der experimentellen Gedächtnisforschung bekannten mittleren Merkspannen und die für die retroaktive Interferenz typischen altersentsprechenden Lernkurven präsentiert. Die Lernleistungen konsolidieren erwartungsemäß während der fünf Lerndurchgänge; es zeigt sich der vorhergesagte Deckelungseffekt. Auch nach zeitlicher Verzögerung werden hohe Wiedererkennungsleistungen berichtet. Die Schmerzfaktoren „Rezidivität“ und „Intensität“ führen für die Leistungsparameter des Behaltens unter der experimentellen Bedingung der retroaktiven Interferenz nicht zu nachweisbaren Unterschieden. Die Abrufleistung nach zeitlicher Verzögerung unterscheidet sich jedoch signifikant; entgegen der Erwartung erzielen jedoch Kinder mit häufigen und intensiven Schmerzen die höchsten Abrufleistungen. Die Lernleistungen der Jungen und Mädchen werden über die Lerndurchgänge hinweg altersabhängig immer besser; beide Gruppen erreichen in der siebten Klasse vergleichbare Lernergebnisse. Die Lernverläufe sind jedoch in Abhängigkeit vom Geschlecht signifikant unterschiedlich. Die Thematik der Wechselwirkung von Schmerzerfahrungen und kognitiven Dysfunktionen sollte vermehrt in der Öffentlichkeit publik gemacht werden, zudem sollten weitere Untersuchungen im klinischen Setting stattfinden, um auch Eltern für diese Interaktion zu sensibilisieren. Die in dieser Arbeit zur Verfügung gestellten Referenzdaten können beim Vergleich eine wichtige Basis darstellen.

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