Histologische Befunde in Nierentransplantaten bei Kindern – eine Auswertung der Nierenbiopsien der Kinderklinik des Universitätsklinikums Essen

In der vorliegenden Arbeit sollen Einflussfaktoren untersucht werden, die den Verlauf nach Nierentransplantationen beeinflussen können. Dazu wurden retrospektiv die Befunde aus 125 Nierenbiopsien bei 68 Patienten ausgewertet, die von 2005 bis 2009 in der Universitätskinderklinik Essen transplantiert wurden. 23,5 % der Patienten erlitten innerhalb der ersten 12 Monate eine akute zellvermittelte Abstoßungen (zum Vergleich: 1998-2003: 30,3 %). Die Rate an subklinischen Abstoßungen, die nur durch die Protokollbiopsien aufgedeckt wurden, war jedoch erfreulich gering (2,2 % Borderlinebefunde). 78,3 % der Patienten wiesen eine tubuläre Atrophie und 41,3 % eine interstitielle Fibrose auf. Ein Zusammenhang der akuten oder chronischen Befunde mit den Grunderkrankungen der Patienten konnte nicht festgestellt werden. Anschließend wurde der Einfluss eines Größenunterschiedes zwischen Spender und Empfänger untersucht. Dieser wurde dabei über den Quotienten der jeweiligen Körperoberflächen gemessen. Mit einem Trennwert von 1,5 wurden zwei Gruppen gebildet. Hier zeigte sich, dass interstitielle Fibrose und tubuläre Atrophie (IF/TA) in der Gruppe der Patienten mit größeren Transplantaten stärker ausgeprägt waren. Die Mittelwerte der Parameter der IF/TA lagen hier bei 1,04 zu 0,84 (p = 0,17), das patientenbezogene Risiko, nach 6 Monaten eine IF/TA vorzuweisen, betrug 1,45 (Odds Ratio, p = 0,9). Die relative glomeruläre Filtrationsrate lag unmittelbar nach der Transplantation bei den Patienten mit größeren Transplantaten höher (78,8 zu 72,3 ml/min/m²KOF, p = 0,14), glich sich innerhalb eines Jahres jedoch an. Es wird vermutet, dass eine verminderte Organdurchblutung bei größeren Transplantaten hierfür verantwortlich ist. Akute zellvermittelte Abstoßungen waren in der Gruppe der Patienten mit größeren Nierentransplantaten stärker ausgeprägt. Die Mittelwerte der Parameter für "Tubulitis" und "interstitielle Entzündung" betrugen 0,65 und 0,76 zu 0,26 und 0,32 (p = 0,009 und 0,01), das Odds Ratio für eine Abstoßung innerhalb der ersten 12 Monate lag bei 1,85 (p = 0,283). Diese Ergebnisse stehen im Widerspruch zu anderen publizierten Studien, die bei zunehmender Organgröße weniger Abstoßungen registrierten. Die klinische Relevanz des dort vermuteten protektiven Mechanismus der Überflutung des Organismus mit Antigenen ist also fraglich. Akute Tubulusschäden traten nach 6 Monaten in der Gruppe der Patienten mit größeren Transplantaten dagegen seltener auf (Odds Ratio 0,24, p = 0,015). Daraus wurde geschlossen, dass die Tubulusschäden nicht durch eine vermehrte Ischämie der größeren Transplantate ausgelöst werden, sondern durch einen unbekannten Pathomechanismus, der bei größeren Organen protektiv wirkt. Akute und chronische antikörpervermittelte Abstoßungen traten insgesamt selten auf, hier ließ sich kein Zusammenhang mit dem Quotienten der KOF herstellen, ebenso wenig bei weiteren untersuchten histologischen Merkmalen, wie dem Auftreten von Mikrokalk, der Glomerulosklerose, der arterioläre Hyalinose und der Nephrosklerose.

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