Der Einfluss von Demokratiequalität auf die europäische Klimapolitik : eine Prozessanalyse der Erneuerbaren Energien Richtlinie

Eine wachsende Zahl von Studien legt nahe, dass Demokratien per se bzw. insbesondere Staaten mit einer hohen Demokratiequalität angemessenere Strategien zur Bekämpfung des anthropogenen Klimawandels entwickeln als Autokratien. Gleichzeitig fehlt es an qualitativen Analysen politischer Entscheidungsprozesse, welche die praktische Ausprägung dieses Demokratie-Klimaperformanz-Nexus analysieren. Vor diesem Hintergrund widmet sich die Dissertation der folgenden Forschungsfrage: Inwiefern beeinflusst die demokratische Qualität des Politikformulierungsprozesses zur Erneuerbaren Energien Richtlinie der Europäischen Union dessen Klimaperformanz im Zeitverlauf? Als Gründe für den EU-Fokus sind sowohl deren Bedeutung für klimapolitische Maßnahmen innerhalb Europas und global als auch die fehlenden empirischen Ergebnisse hinsichtlich des Verhältnisses zwischen Input-Legitimation und Output-Performanz auf dieser Ebene ins Feld zu führen. Um die komponentenspezifische Ausprägung der demokratischen Qualität des Entscheidungsprozesses auf deliberativ-partizipativer Basis im Zeitverlauf zu bestimmen, wurde ein disaggregiertes Analyseschema entwickelt. Auf Klimaperformanzseite wurde ferner ein bestehendes Modell zu dessen Bestimmung ausgewählt und teilweise präzisiert. Die qualitativen Daten setzen sich aus 33 Experteninterviews sowie zahlreichen Prozessdokumenten zusammen, die im Zuge eines kombinierten Ansatzes aus Process Tracing und qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet wurden. Die Prozessanalyse gelangt zu dem übergreifenden Fazit, dass eine gering ausgeprägte Demokratiequalität im Regelfall klimaperformativ negative Prozessentwicklungen nach sich zieht und eine hohe Demokratiequalität meist entsprechend positive Impulse setzen kann. Gleichzeitig wird deutlich, dass es zum einen Ausnahmen von dieser Regel gibt und zum anderen das Zusammenspiel verschiedener Demokratiekomponenten sowie der Zeitpunkt ihres Erscheinens im Politikprozess von entscheidender Bedeutung für eine Wirkentfaltung auf die Klimaperformanz sind. Auf Basis dieser Ergebnisse wurden unterschiedliche Ansätze zur Reformierung des EU-Mitentscheidungsverfahrens entwickelt, die sowohl die demokratische Legitimation als auch die künftige Klimaperformanz der Union positiv beeinflussen können.
A growing body of findings suggests that democracies per se as well as democracies with a preferably high democratic performance develop more effective measures to fight climate change than autocracies or poor performing democracies. However, qualitative studies on the specific characteristics of this democracy-climate-nexus on policy process level are missing. Against this background, the dissertation evaluates the development of this connection in the course of the decision-making process to the Renewable Energy Directive (RE Directive) of the European Union (EU). The overarching research question is: In how far does the democratic quality of the decision-making process to the RE Directive affect its climate performance over time? The two central reasons for the EU focus are its crucial impact on climate policies in Europe and internationally as well as the still ambiguous evidence base regarding the relationship between input legitimacy and output/outcome performance on supranational level. In order to determine the process’ component-specific democratic quality on a deliberative-participatory basis over time, a disaggregated evaluation scheme was developed. Besides, a science-based tool to assess the output performance was selected and partly refined. The qualitative data of the study stems from 33 expert interviews as well as document analysis and was evaluated by combining process tracing and qualitative content analysis. The results show a clear positive relationship between a high democratic legitimacy and a strong climate performance and vice-versa. At the same time the analysis shows just very slight exceptions to this relation with regard to transparency and time pressure. Further, there are only few signs of tension between democratic components. On the basis of the case study’s results, the dissertation develops different approaches to reform the EU’s codecision-procedure that could boost both the Union’s democratic legitimacy as well as its future climate performance.

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