"Ursachen von Kopf- und Bauchschmerzen aus kindlicher Perspektive" : Kausalattributionen von Schülern der zweiten Grundschulklasse analysiert in Abhängigkeit von den Faktoren Geschlecht, Schmerzrezidivität und Schmerzintensität

Thewes, Björn „Ursachen von Kopf- und Bauchschmerzen aus kindlicher Perspektive“ Kausalattributionen von Schülern der zweiten Grundschulklasse analysiert in Abhängigkeit von den Faktoren Geschlecht, Schmerzrezidivität und Schmerzintensität Kindliche Kopf- und Bauchschmerzen haben hohe Prävalenzen und stellen ein wichtiges gesundheits- und gesellschaftspolitisches Problem dar. Die vorliegende Arbeit liefert empirische Grundlagen für die Beantwortung der Frage, auf welche Ursachen Kinder der zweiten Grundschulklasse ihre Kopf- und Bauchschmerzen attribuieren. Ziel ist es, das ärztliche Verständnis kindlicher Krankheitskonzepte zu fördern. Durch die fundiertere Kenntnis der kindlichen Schmerzkonzepte und Ursachenvorstellungen kann das ärztliche Handeln besser auf die Bedürfnisse der Kinder abgestimmt und das Kind einfühlsamer für notwendige Diagnose- und Behandlungsmassnahmen motiviert werden. 160 Zweitklässler (♂83; ♀77, mittleres Alter 7,7 Jahre) nahmen am Essener Kinder- Schmerz-Interview teil und äußerten frei Ihre Vorstellungen dazu, wie Kopf- und Bauchschmerzen entstehen. Die kindlichen Aussagen wurden digital aufgezeichnet, transkribiert und mit Hilfe eines gut validierten Kategorien- und Regelsystems von jeweils zwei unabhängigen Ratern ausgewertet. Die differenziert ermittelten Intercoderreliablitäten sind sehr zufriedenstellend (Bauchschmerzen Krippendorfs’α=.9032, Kopfschmerzen Krippendorfs’α=.8179 auf der Ebene aller Einheiten). Für die Auswertung der geschlechts- und schmerzspezifischen Hypothesen wurden der nonparametrische Mann-Whitney-U- Test bzw. der Wilcoxon-Rang-Test für abhängige Paare eingesetzt. Insgesamt generierten die Zweitklässler 673 Kausalattributionen, die sich auf beide Schmerzarten gleich verteilten (49,9% Bauchschmerzursachen; 51,1% Kopfschmerz- ursachen). 70% der Grundschüler der zweiten Klasse sehen in einer falschen Ernährung den Grund für ihre Bauchschmerzen. Die Kopfschmerzen werden von ihnen hauptsächlich als durch äußere Einflussfaktoren verursacht angesehen (Unfall 30,6%; Umgebungs- bedingungen 20,0%; Gewalteinwirkung von außen 11,9%). Weitere 18,8% der genannten Kopfschmerzursachen sind unter verhaltensbedingte Auslöser (wie z.B. Fernsehen und Computerspiele) einzuordnen. Jungen und Mädchen unterscheiden sich nicht statistisch relevant hinsichtlich der Anzahl der Ursachenattributionen (mittlere Anzahl ♀=2,22; ♂=1,99; U=3037,00; p=0,566). Auch die Rezidivität der auftretenden Kopf- und Bauch- schmerzen führt zu keinem statistisch nachweisbaren Unterschied in der Generierung von Kausalattributionen (U=2737,00; p=0,245). Die Höhe der Schmerz- intensität beeinflusst jedoch signifikant die Anzahl der Ursachenattributionen (im Mittel 4,83 Ursachen bei hoher Schmerzintensität und 3,61 Ursachen bei niedriger Schmerzintensität; U=2408,50; p=0,004). Auf inferenzstatistischer Ebene konnte gezeigt werden, dass für Kopfschmerzen deutlich mehr psychische Ursachen verantwortlich gemacht werden als für Bauchschmerzen (Z=-4,431; p=0,000). Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit sind als weiterer Ansporn für Erziehungs- berechtigte, Schulen und die für die Kindergesundheit verantwortlichen Institutionen zu sehen, die Bemühungen auf dem Gebiet der Gesundheitsprävention für Kinder zu stärken und die Partizipationsrechte von Kindern ernstzunehmen,

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