@PhdThesis{duepublico_mods_00035320,
  author = 	{Schattmann Dr.rer.nat., Andreas},
  title = 	{{\"O}kologische Wirksamkeit von Renaturierungsma{\ss}nahmen an einem Tieflandfluss: Reaktion von Hydromorphologie, Makrozoobenthos und Uferfauna},
  year = 	{2014},
  month = 	{Jul},
  day = 	{15},
  keywords = 	{Renaturierung; Flie{\ss}gew{\"a}sser; Aquatische Fauna; Makrozoobenthos; Uferfauna; {\"o}kologische Wirksamkeit},
  abstract = 	{Hintergrund
Im Zuge der Ma{\ss}nahmenplanung an Flie{\ss}gew{\"a}ssern werden zunehmend Ma{\ss}nahmen zur Verbesserung der Hydromorphologie der Flie{\ss}gew{\"a}sser (Renaturierungsma{\ss}nahmen) not-wendig. Ausgangspunkt daf{\"u}r ist die {\"u}ber weite Strecken stark defizit{\"a}re hydromorphologi-sche Ausstattung der Flie{\ss}gew{\"a}sser in Folge von technischen. Diese Situation spiegelt sich in den Ergebnissen der Bestandsaufnahme und des Monitoring nach EU-WRRL wider. 
Um die finanziellen Mittel f{\"u}r die Renaturierungen effizient einsetzen und die {\"o}kologisch sinnvollsten Ma{\ss}nahmen umsetzen zu k{\"o}nnen, sind Erkenntnisse zu deren Wirkung auf die Habitatvielfalt und die Lebensgemeinschaften unerl{\"a}sslich. Die Auswirkungen einer durch Renaturierungsma{\ss}nahmen ver{\"a}nderten Laufform auf die Str{\"o}mungs- und Substratverh{\"a}lt-nisse in Flie{\ss}gew{\"a}ssern und damit auf die Besiedlung des Makrozoobenthos ist noch nicht in ausreichendem Ma{\ss}e erforscht. Das gilt auch f{\"u}r die Wirkungen derartiger Umgestaltungs-ma{\ss}nahmen auf die Auspr{\"a}gung und Dynamik der wechselfeuchten Bereiche an den Ufern und in den Gew{\"a}sserauen und damit auf die Besiedlung dieser Bereiche durch Laufk{\"a}fer und Spinnen. 

Zielsetzung
Zur Verbesserung der wissenschaftlichen Erkenntnisse zu dieser Fragestellung wurden im Rahmen der Dissertation an der Niers, einem organisch gepr{\"a}gten Fluss im linksniederrhei-nischen Tiefland, zwei renaturierte Gew{\"a}sserabschnitte mit einem degradierten Gew{\"a}sser-abschnitt verglichen. Im Fokus standen dabei die hydromorphologische Ausstattung von Gew{\"a}sser und Aue sowie die Zusammensetzung der Artengruppen Makrozoobenthos, Lauf-k{\"a}fer und Spinnen. Die in den Jahren 2000 und 2006 durchgef{\"u}hrten Ma{\ss}nahmen umfass{\textlnot}ten Laufverlegungen und Laufaufweitungen, die Anlage einer Ersatzaue mit feuchten Mulden und Stillgew{\"a}ssern sowie den Einbau von Totholz.
Ziel war es, Art und Umfang von hydromorphologischen und biologischen Ver{\"a}nderungen zwischen den ausgebauten und renaturierten Abschnitten auf der r{\"a}umlichen und zeitlichen Skala aufzuzeigen und zu bewerten. 
Durch Aufzeigen von Art und Ausma{\ss} der Unterschiede in den Habitatbedingungen und der Besiedlung und konnten Aussagen zur Effizienz der durchgef{\"u}hrten Ma{\ss}nahmen getroffen werden. Es wurden solche Metrics ermittelt, die die eingetretenen Ver{\"a}nderungen am besten beschreiben und sich als potenzielle Indikatoren f{\"u}r Renaturierungsma{\ss}nahmen eignen. Diese Informationen erm{\"o}glichten die Ableitung eines Mindestumfangs von Untersuchungen zur Erfolgskontrolle. Zudem konnten Hinweise zur Ma{\ss}nahmenoptimierung abgeleitet wer-den. Die Arbeit leistet damit einen Beitrag zum Verst{\"a}ndnis von Ma{\ss}nahmenwirkungen und zur Optimierung der Planung und Umsetzung weiterer Renaturierungsma{\ss}nahmen. 

Untersuchte Hypothesen
1.	Hydromorphologische Parameter sind in den renaturierten Abschnitten auf allen Skalen diverser als im degradierten Abschnitt
2.	Die Besiedlung des Makrozoobenthos weist Unterschiede zwischen den renaturierten und dem degradierten Abschnitt auf - die renaturierten Abschnitte zeigen Anzeichen f{\"u}r eine verbesserte, typspezifischere Besiedlung 
3.	Die Besiedlung des Makrozoobenthos in vergleichbaren Habitaten ist diverser in den re-naturierten Abschnitten 
4.	Die Besiedlung durch die Uferfauna ist in den renaturierten Abschnitten diverser als im degradierten Abschnitt
5.	Das Wiederbesiedlungspotenzial des Makrozoobenthos im Nierseinzugsgebiet ist gering. Die Besiedlung der renaturierten Abschnitte mit weiteren wertgebenden Taxa ist einge-schr{\"a}nkt.

Methoden
Entlang von Transekten fand die Erfassung der hydromorphologischen Metrics in den Ab-schnitten statt (ca. 1.200 Messpunkte im aquatischen Bereich). Das Makrozoobenthos wurde substratspezifisch erfasst (ca. 250 Einzelproben). Die Aufnahme von Laufk{\"a}fern und Spin{\textlnot}nen erfolgte {\"u}ber ca. 80 Barber-Fallen, die f{\"u}r einen Zeitraum von zwei Wochen ausgebracht wurden.
Anhand der erhobenen Daten wurden mittels verschiedener statistischer Verfahren (einfakto-rielle Varianzanalysen, Mann-Whitney-U-Test) Unterschiede in den hydromorphologischen Parametern sowie davon abh{\"a}ngig in der Besiedlung herausgearbeitet und hinsichtlich ihrer Signifikanz {\"u}berpr{\"u}ft. Dazu wurden beim Makrozoobenthos Taxa und ihre H{\"a}ufigkeiten sowie zahlreiche Metrics betrachtet, bei Laufk{\"a}fern und Spinnen wurden ausschlie{\ss}lich aus-gew{\"a}hlte Metrics analysiert. Zur Identifikation von Ver{\"a}nderungen durch die Ma{\ss}nahmen wurden die Daten in Bezug auf die Einflussfaktoren Renaturierung „jung``, Renaturierung „alt`` und Sukzession differenziert.
Die Auswertungen dienten der Analyse der {\"o}kologischen Wirksamkeit der Renaturierungen, der Identifizierung von Kandidatenmetrics als potenzielle Indikatoren, die diese Wirkungen anzeigen und der Ableitung von Hinweisen f{\"u}r die Optimierung der Ma{\ss}nahmenumsetzung.
Durch die Ber{\"u}cksichtigung der Besiedlung des Makrozoobenthos zwischen zwei Jahren konnte die nat{\"u}rliche Variabilit{\"a}t der Besiedlung erfasst und von den Wirkungen der Renatu-rierungen differenziert werden. 
Ein Blick auf die Bestandssituation des Makrozoobenthos im gesamten Nierseinzugsgebiet auf Grundlage vorhandener Daten diente der Analyse des vorhandenen Wiederbesiedlungs- und Artenpotenzials. Unter Ber{\"u}cksichtigung von Ausbreitungshemmnissen sollten Hinweise auf die weitere Wiederbesiedlung der umgestalteten Abschnitte im Hinblick auf die Zielerrei-chung nach EU-WRRL sowie auf m{\"o}gliche Artendefizite im Einzugsgebiet abgeleitet werden.

Ergebnisse
Hydromorphologie im Vergleich renaturiert-degradiert
Die hydromorphologischen Merkmale der Makro-, Meso- und Mikro-Ebene wurden zwischen den Gew{\"a}sserabschnitten verglichen. Die renaturierten Ab{\textlnot}schnitte zeigten dabei eine deut{\textlnot}lich erh{\"o}hte makro- und mesoskalige Struktur- und Habitat{\textlnot}vielfalt. Die Uferl{\"a}nge steigt um das 1,3 bis 1,5fache an, die Breite der amphibischen Zonen um den Faktor 3,3 bis 3,8. Die Anzahlen der Sohl-, Ufer- und Auenstrukturen sind um ein Vielfaches angestiegen und die Breite der Gew{\"a}sserrandstreifen um das 1,9 bis 3,6 fache. Auf der Mikroebene waren die Unterschiede deutlich geringer. Diversit{\"a}t-Indices (Shannon-Wiener-Index und Spatial-Diversity-Index) f{\"u}r die Substratverteilung reagierten (noch) nicht. Allerdings wies die junge Renaturierung eine verringerte Wassertiefe, die {\"a}ltere Renaturie{\textlnot}rung eine verringerte Flie{\ss}-geschwindigkeit auf. Positiv zu bewerten sind die Anstiege der Anteile organischer (Makro-phyten, Detritus, Totholz) und hochwertiger Substrate (Kies, Grobkies) sowie eine h{\"o}here aquatische Habitatvielfalt. 
Mehrere der signifikant reagierenden Metrics eignen sich als potenzielle Indikatoren, die auch fr{\"u}hzeitige Wirkungen der Renaturierungen auf die Hydromorphologie anzeigen. Diese Metrics sind auf der Makroebene: 
Windungsgrad, Uferl{\"a}nge, Einschnittstiefe, Bordvolle Breite; 
auf der Mesoebene: Breite der amphibischen Zone, Anzahl der Sohl-, Ufer-, Auenstrukturen, Breite von Ersatzaue und Gew{\"a}sserrandstreifen, Wasserspiegel Breite (bei MNW) und auf der Mikroebene: Anteile organischer Substrate ({\%}-Anteil CPOM, {\%}-Anteil Totholz, {\%}-Anteil Makrophyten), Anteile hochwertiger Substrate ({\%}-Anteil Akal, {\%}-Anteil Mikrolithal), mittlere Flie{\ss}geschwindigkeit und aquatische Habitatvielfalt.
Die Hypothese „Hydromorphologische Parameter sind in den renaturierten Abschnitten auf allen Skalen diverser als im degradierten Abschnitt`` wird durch die Ergebnisse gest{\"u}tzt.

Makrozoobenthosbioz{\"o}nosen im Vergleich renaturiert-degradiert
Die Untersuchungen haben gezeigt, dass die Renaturierungsma{\ss}nahmen zu ersten positi{\textlnot}ven Ver{\"a}nderungen der Makrozoobenthosbioz{\"o}nosen gef{\"u}hrt haben. Diese Ver{\"a}nderungen dr{\"u}cken sich in erster Linie in der Reaktion verschiedener Metrics aus, weniger dagegen in der Reaktion einzelner Taxa oder der {\"o}kologischen Zustandsbewertung. Hohe {\"A}hnlichkeiten in der Zusammensetzung deuten auf eine Angleichung an die degradierten Verh{\"a}ltnisse oberhalb hin und damit auf Einfl{\"u}sse von oberhalb liegenden Belastungen.
Es konnten mehrere Metrics ermittelt werden, die sich als potenzielle Indikatoren eignen, die sich in Folge von Renaturierun{\textlnot}gen ver{\"a}ndern und deren Wirkungen widerspiegeln. Sie wur-den aus den Ergebnissen der Untersuchungen aller Substrate sowie nur der gemeinsamen Substrate abgeleitet. 
Metrics, die sich infolge der Renaturierung ver{\"a}ndern:
Trichoptera Taxazahl     	Dt. Faunaindex 15/17 (HK)
Trichoptera {\%}	{\%} Phytal
Trichoptera (Abund.)	Rheoindex (HK)
EPTCBO	Dt. Saprobienindex neu
Dt. Faunaindex 15/17 	Abundanz
Metrics, die sich infolge der Renaturierung und z.T. auch zeitlichen Entwicklung ver{\"a}n{\textlnot}dern:
EPT {\%} (HK)      	Anzahl Familien
EPT Taxazahl	Anzahl Gattungen
EPT/Diptera	BMWP
{\%} Metapotamal	{\%} Akal
Auch die Metrics Taxazahl und Anzahl typischer (positiver) Flie{\ss}gew{\"a}ssertaxa zeigen durch Zunahme positive Reaktionen in den Renaturierungen. Von den untersuchten Taxa zeigen Psychomyia pusilla, Heptagenia sulphurea, Baetis vernus, Hydroptila sp. und Ischnura elegans positive Reaktionen auf die Renaturierungen. Die f{\"u}r die Einflussfaktoren ermittelten potenziellen Indikatormetrics k{\"o}nnen zur Beurteilung der {\"o}kologischen Wirksamkeit und zur Dokumentation des Ma{\ss}nahmenerfolgs herangezo{\textlnot}gen werden. Eine Wiederholung der durchgef{\"u}hrten Untersuchungen k{\"o}nnte weitere Er{\textlnot}kenntnisse zur Metriceignung und Lang-zeitreaktionen liefern. 
Die Hypothese „Die Besiedlung des Makrozoobenthos weist Unterschiede zwischen den re-naturierten und dem degradierten Abschnitt auf - die renaturierten Abschnitte zeigen An-zeichen f{\"u}r eine verbesserte, typspezifischere Besiedlung`` wird durch die Ergebnisse unter-st{\"u}tzt. 

Substratspezifische Makrozoobenthosbioz{\"o}nosen
Ziel der Untersuchungen war die Ermittlung m{\"o}glicher substratspezifischer Ver{\"a}nderungen der Besiedlung des Makro{\textlnot}zoobenthos zwischen degradierten und renaturierten Abschnitten. Es wurde festgestellt, dass die Substrate Grobkies und Kies, Totholz und Makrophyten die h{\"o}chsten Taxazahlen aufweisen und Totholz eine recht eigenst{\"a}ndige Besiedlung besitzt. Diese Substrate sind besonders bedeutsam f{\"u}r die Besiedlung und sollten im Zuge von Ma{\ss}nahmen zur Renaturierung gezielt wiederhergestellt werden. 
Auf Basis einzelner Substrate zeigen sich positive Ver{\"a}nderungen des Makrozoobenthos in erster Linie in den Substraten Kies und Sand. Damit deutet sich an, dass die ermittelten Ver-besserungen von Metricauspr{\"a}gungen in den Substraten der renaturierten Abschnitte auf die Besiedlung der zus{\"a}tzlichen angrenzenden, hochwertigen Substrate zur{\"u}ckgehen k{\"o}nnten. Die deutlichsten Wirkungen zeigen sich im Substrat Kies, in dem alle Einflussfaktoren meh-rere positive Metricreaktionen zeigen. Nachfolgend werden die wesentlichen Kandidaten-metrics vorgeschlagen, die bei weiteren Untersuchungen von Renaturierungen im Hinblick auf ihre Eignung als m{\"o}gliche Indiaktoren zu testen w{\"a}ren.
Metrics, die sich infolge der Renaturierung ver{\"a}ndern:
Trichoptera Taxazahl          	EPT Taxazahl   
Trichoptera {\%}	EPTCBO
{\%} Phytal	Ephemeroptera Taxazahl
{\%} Psammal	Dt. Saprobienindex neu
{\%} Rheo-limnophil	Dt. Saprobienindex neu Ind.Taxa
BMWP	Taxazahl
Dt. Faunaindex Typ 
11/12 (HK, und Ind.Taxa)	Dt. Faunaindex Typ 15/17 (HK)
Abundanz	

Zur Erfassung von Verbesserungen der aquatischen Besiedlung eignet sich der Vergleich von jeweils gleichen Substrattypen zwischen renaturierten und degradierten Abschnitten. Da vor allem im Tiefland in den degradierten Gew{\"a}sserstrecken organische und weitere hoch{\textlnot}werti{\textlnot}ge Substrate (v.a. Totholz, Kies, Grobdetritus, Grobkies) weitgehend fehlen, jedoch in der Regel besonders gut besiedelt sind, ist eine Erfassung der Besiedlung dieser Substrate be{\textlnot}deutsam, um die zus{\"a}tzlichen Taxa sowie ggf. weitere positive Metricauspr{\"a}gungen erfas{\textlnot}sen zu k{\"o}nnen. 
Die Hypothese „Die Besiedlung des Makrozoobenthos in vergleichbaren Habitaten ist diver-ser in den renaturierten Abschnitten`` wird durch die Ergebnisse teilweise unterst{\"u}tzt. 

Uferfaunabioz{\"o}nosen im Vergleich renaturiert - degradiert
Anhand von zahlreichen Metrics konnten {\"u}berwiegend positive Ver{\"a}nderungen in der Zu-sammensetzung der Bioz{\"o}nosen der Laufk{\"a}fer und Spinnen festgestellt werden. Die Metrics hygrobionte/hygrophile Arten (Anzahl und Anteil) und Arten feucht-nasser Bioto{\textlnot}pe (Anzahl und Anteil) spiegeln die deutlich verbesserte {\"U}berflutungsh{\"a}ufigkeit und -dauer sowie die Entwicklung feuchtegepr{\"a}gter Lebensr{\"a}ume wider. Das Auftreten bzw. die Zunahme ripicoler Arten indiziert die naturnahe Auspr{\"a}gung der Uferlebensr{\"a}ume. Signifi{\textlnot}kante Verbesserungen wurden auch bei den Artenzahlen, dem Shannon-Wiener Index (nur Laufk{\"a}fer) und den stenotopen Arten festgestellt, die eine gr{\"o}{\ss}ere Habitatvielfalt der ufer- und auentypischen Lebensr{\"a}ume anzeigen.  
Laufk{\"a}fer weisen insgesamt st{\"a}rkere Reaktionen durch die Renaturierungen auf, so dass auch mehrere Indi{\textlnot}katoren ermittelt werden konnten, die nachfolgend aufgef{\"u}hrt werden. 
Indikatormetrics, die sich durch die Renaturierung und z.T. auch zeitliche Entwicklung ver{\"a}n-dern:
Laufk{\"a}fer	Spinnen
Artenzahl	Anzahl / Anteil Arten feucht-nasser Biotope
Shannon-Wiener Index	Anteil Arten der {\"A}cker und Ruderalfluren
Individuenzahl	Anteil eurytope Arten
Anzahl / Anteil Arten feucht-nasser Biotope	Anzahl hygrobionter, -philer Arten
Anzahl / Anteil Arten der veg.armen Ufer (ripicole Arten)	Anteil xerobionter, -philer Arten
Anzahl / Anteil Arten der {\"A}cker und Ruderalfluren	
Anzahl / Anteil hygrobionter, -philer Arten	
Anzahl / Anteil stenotope Arten	
Anteil eurytoper Arten	
Anzahl makroptere Arten	
Anzahl / Anteil Fr{\"u}hjahrsbr{\"u}ter	
Anzahl / Anteil Rote Liste Arten	

Die Metrics k{\"o}nnen zur Dokumentation des Ma{\ss}nahmenerfolgs und f{\"u}r die Beurteilung der {\"o}kologischen Ma{\ss}nahmenwirksamkeit in den Land-Wasser-{\"U}bergangsbereichen sowie Ge-w{\"a}sserauen herangezogen werden. Es hat sich gezeigt, dass neben den ripicolen Arten im Tiefland auch die paludicolen Arten analysiert werden sollten, um Verbesserungen der Habi-tatvielfalt sowie der {\"U}berflutungs- und Auendynamik nachweisen zu k{\"o}nnen. 
Eine erneute Erfassung der Uferfauna in den hier betrachteten Abschnitten (ab 2013) k{\"o}nnte weitere Erkenntnisse zur Metriceignung und zeitlichen Weiterentwicklung der Bioz{\"o}nosen von Laufk{\"a}fern und Spinnen liefern. Die Integration von Uferarthropoden in Monitoringpro{\textlnot}gramme und Erfolgskontrollen ist sinnvoll zur Detektion kurzfristiger Effekte im Bereich der amphibischen und terrestrischen Lebensr{\"a}ume der Ufer und Auen und zur Feststellung von hydrologischen Effekten.
Die Hypothese „Die Besiedlung durch die Uferfauna ist in den renaturierten Abschnitten di-verser als im degradierten Abschnitt`` wird durch die Ergebnisse unterst{\"u}tzt. 

Arten- und Besiedlungspotenziale im Einzugsgebiet am Beispiel des Makrozoobenthos
Im Gegensatz zur Feststellung von Wiederbesiedlungspotenzialen, die Messstellen mit einer „guten`` Besiedlung in Bezug auf die allgemeine Degradation bzw. einer gro{\ss}en Anzahl von G{\"u}tezeigern des Deutschen Faunaindex umfassen, werden unter Artenpotenzia{\textlnot}len Einzel-vorkommen von wertgebenden Taxa verstanden. Artenpotenziale umfassen die bewertungs-relevanten G{\"u}tezeiger nach dem Deutschen Faunaindex sowie EPT-Taxa.  Wiederbesied-lungspotenziale kommen im Nierseinzugsgebiet nur verein{\textlnot}zelt vor. Artenpotenziale dagegen bestehen im Einzugsgebiet in Form von weiteren 17 G{\"u}tezeigern und 40 EPT-Taxa, von denen mehrere grunds{\"a}tzlich auch in den untersuchten Abschnitten zu erwarten sind. Von einer Ausbreitung dieser Taxa bzw. Artenpotenziale ist erst dann auszugehen, wenn weitere Verbesserungen der Gew{\"a}sser im Einzugsgebiet hin{\textlnot}sichtlich der Habitatausstattung, aber auch der stofflichen Qualit{\"a}t erreicht werden.
Die Analyse der Belastungsfaktoren hat gezeigt, dass eine Besiedlung der untersuchten Ab-schnitte mit weiteren wertgebenden Arten aus dem Oberlauf derzeit unwahrscheinlich ist und eher aus dem Unter- und Mittellauf mit seinen Zu{\textlnot}fl{\"u}ssen Issumer Fleuth, Kervenheimer M{\"u}hlenfleuth, Kroonbeek/Kendel und Steinberger Ley erfolgen kann. Daher sind diese Be-reiche auch f{\"u}r die Umsetzung hydromorphologischer Ma{\ss}nahmen als priorit{\"a}r zu betrach-ten. Als wichtige Arbeitsschritte f{\"u}r die Absch{\"a}tzung des Besiedlungspotenzials renaturierter Abschnitte sowie der Zielerreichung werden angesehen:
1. Einzugsgebiets-Analyse der Vorkommen wertgebender Arten -- sowohl G{\"u}tezeiger des Deutschen Faunaindex als auch EPT-Taxa als bewertungsrelevante Arten
2. Defizitanalyse in Bezug auf Ausbreitungshindernisse, die einer m{\"o}glichen Wiederbesied-lung der zu betrachtenden renaturierten Abschnitte durch diese Arten entgegenstehen
3. Absch{\"a}tzung der m{\"o}glichen langfristigen Besiedlung der untersuchten Abschnit{\textlnot}te 
4. Ermittlung der erreichbaren {\"o}kologischen Zustandsklasse
Dar{\"u}ber hinaus geben die so gewonnenen Erkenntnisse wertvolle Hinweise f{\"u}r die Lokalisa-tion weiterer hydromorphologischer Ma{\ss}nahmen.
Die Hypothese „Das Wiederbesiedlungspotenzial des Makrozoobenthos im Nierseinzugsge-biet ist gering. Die Besiedlung der renaturierten Abschnitte mit weiteren wertgebenden Taxa ist eingeschr{\"a}nkt`` wird durch die Ergebnisse unterst{\"u}tzt. 



Schlussfolgerungen
Die Renaturierungsma{\ss}nahmen an der Niers waren hydromorphologisch und biologisch wirksam. Neben einer erh{\"o}hten Struktur- und Habitatvielfalt in Gew{\"a}sser und Aue und der hydrologischen und {\"o}kologischen Anbindung der Aue konnten zahlreiche positive Ver{\"a}nde-rungen beim Makrozoobenthos, bei den Laufk{\"a}fern und Spinnen festgestellt werden, die den vorab definierten, erwarteten Reaktionen entsprechen. Damit zeigten sich biologische Wir-kungen sowohl im aquatischen als auch im terrestrischen Bereich. Die bauliche Herstellung einer ge{\textlnot}schwungenen Linienf{\"u}hrung im Zuge von Neutrassierungen sowie die Anlage von Ersatz{\textlnot}auen ist damit eine {\"o}kologisch wirksame Ma{\ss}nahme und v.a. in entwicklungstr{\"a}gen Gew{\"a}s{\textlnot}sern eine Alternative zur zeitintensiven eigendynamischen Entwicklung. 
Die Ergebnisse beim Makrozoobenthos sind bemerkenswert vor dem Hintergrund bisheriger Erkenntnisse. Notwendig waren dazu jedoch detailliertere Aufnahmen und Auswertungen als bei der g{\"a}ngigen Bewertung des {\"o}kologischen Zustands nach PERLODES. Positive Reakti-onen waren beim Makrozoobenthos sowohl auf Ebene der Abschnitte als auch auf Ebene der Substrate festzustellen.
Die Kandidatenmetrics als potenzielle Indika{\textlnot}toren f{\"u}r die Einflussfaktoren Renaturierung „alt``, Renaturierung „jung`` und Sukzession sind hinsichtlich ihrer Eignung an weiteren umge{\textlnot}setzten Renaturierungen zu testen und k{\"o}nnten f{\"u}r die Entwicklung ei{\textlnot}nes Verfahrens zur Durchf{\"u}hrung von Erfolgskontrollen herangezogen werden. Dabei sollten terrestrische Gruppen (z.B. Laufk{\"a}fer, Spinnen) Ber{\"u}cksichtigung finden, da sie die Ma{\ss}nahmenwirksam-keit in Bezug auf die Auenanbindung und damit die Funktionsf{\"a}higkeit des Gew{\"a}sser-Aue-Systems anzeigen. Dieser Aspekt wird bei den derzeitigen Bewertungs{\textlnot}verfahren nach EU-WRRL nicht ausreichend ber{\"u}cksichtigt. 
Wesentlich f{\"u}r weitere Optimierungen der umgesetzten und geplanten Ma{\ss}nahmen ist die Ermittlung von verbleibenden Defiziten anhand der hydromorphologischen und biologischen Indikatoren, die noch nicht typspezifisch oder gar nicht reagieren. Die Herstellung des Zu-sammenhangs zwischen der Art der Renaturierungsma{\ss}nahmen und der erzielten positiven wie negativen Wirkungen ist dabei bedeutsam. Nur so k{\"o}nnen k{\"u}nftige Ma{\ss}nahmen effekti-ver gestaltet werden. Die hier gew{\"a}hlte Vorgehensweise erm{\"o}glicht die Ableitung von Hin-weisen zur Optimierung k{\"u}nftiger Renaturierungen. Vor allem auf der Ebene der aquati{\textlnot}schen Habitate sind noch weitreichendere Ver{\"a}nderungen n{\"o}tig und m{\"o}glich. Sie zeigen aber auch, dass es richtig ist, lokale Ma{\ss}nahmen umzusetzen, die die Habitatverh{\"a}ltnisse f{\"u}r die biolo-gischen Qualit{\"a}tskomponenten so verbessern, dass sie die Erreichung des Bewirt-schaftungsziels unterst{\"u}tzen und somit einen „Schritt in die richtige Richtung`` darstellen (UBA 2008).
Anhand der hier ermittelten Indikatoren sind kurz- bis mittelfristige Wirkungen ablesbar. F{\"u}r weitergehende Aussagen zu langfristigen Wirkungen w{\"a}ren Wiederholungsuntersuchungen der Niersabschnitte n{\"o}tig, die dann einen Zeitraum bis zu 13 Jahre (ab 2013) nach Um-setzung der Ma{\ss}nahmen umfassen w{\"u}rden. Damit w{\"a}re die Reifephase des {\"a}lteren renatu-rierten Abschnitts erreicht und es k{\"o}nnte gekl{\"a}rt werden, ob weitere G{\"u}tezeiger in den Ab-schnitt eingewandert sind, ob sich die Besiedlung weiter verbessert hat, oder ob eine Anglei-chung an die degradierten Verh{\"a}ltnisse der oberhalb liegenden Abschnitte stattgefunden hat. 
Einzugsgebietsanalysen der Besiedlung sind sinnvoll, um die Zielerreichung absch{\"a}tzen und Schwerpunkte f{\"u}r die Ma{\ss}nahmenumset{\textlnot}zung ermitteln zu k{\"o}nnen. Dabei sind die vorhande-nen Belastungen in ihrer Qualit{\"a}t und Ausdehnung und die m{\"o}glichen Ausbreitungswege wertgebender Arten zu ber{\"u}cksichtigen. Im Nierssystem zeigt der Unterlauf mit seinen Zu-fl{\"u}ssen g{\"u}nstigere Bedingungen f{\"u}r die (Wieder-)Besiedlung an als der Mittel- und Oberlauf.},
  url = 	{https://duepublico2.uni-due.de/receive/duepublico_mods_00035320},
  file = 	{:https://duepublico2.uni-due.de/servlets/MCRFileNodeServlet/duepublico_derivate_00036565/Dissertation_Schattmann_digital.pdf:PDF},
  language = 	{de}
}