Tragfähige arithmetische Fähigkeiten beim Erwerb des Rechnen Lernens und Möglichkeiten der vorschulischen Förderung

Aus der Forschung ist bekannt, dass sich mathematische Entwicklungsprozesse schon früh vollziehen und dass das vor der Einschulung erworbene mathematikspezifische Vorwissen für spätere Schulleistungen von sehr hoher Relevanz ist. Dies impliziert, wie essenziell eine vorschulische Förderung ist. Davon ausgehend befasst sich die Dissertation, bestehend aus einer Rahmenschrift und vier Veröffentlichungen, mit zwei Forschungsschwerpunkten. Ein Anliegen ist die Darlegung, zu welchen zentralen arithmetischen Fähigkeiten Kinder bis zum Alter von 8 Jahren gelangen können und sollten. Die Arbeit gibt einen Überblick über den komplexen Entwicklungsverlauf. Da präzise Kenntnisse über die einzelnen Konzepte, die dem Rechenerwerb zugrunde liegen, von großer Evidenz sind, wurde hier das Teile-Ganze-Konzept herausgegriffen und empirisch genauer untersucht. Es stellt eine zentrale Leistung im arithmetischen Kompetenzerwerb dar und ist Grundlage vieler weiterer Konzepte, folglich sollten seine exakten Entwicklungsverläufe bekannt sein. In einer Studie mit 4- bis 8-Jährigen konnten anhand von kontextuellen Aufgaben in einem zweidimensionalen Raschmodell nicht-numerische und numerische Fähigkeitskomponenten des Teile-Ganze-Konzepts näher spezifiziert werden. Es ergab sich, dass sich das nicht-numerische Teile-Ganze-Verständnis zeitlich früher entwickelt, jedoch nicht die Voraussetzung für das Verständnis im numerischen Bereich ist und der Erwerb teilweise als parallel zu interpretieren ist. Eine weitere empirische Studie untersuchte die Verfügbarkeit des Teile-Ganze-Konzepts bei Zweit- und Fünftklässlern und zeigte vergleichsweise schwache Leistungen der älteren Schulkinder. Beruhend auf den Ergebnissen werden didaktische Konsequenzen für die vorschulische Arbeit und den Unterricht in der Schuleingangsphase diskutiert. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Darstellung, wie eine systematische Frühförderung der grundlegenden arithmetischen Fähigkeiten im Vorschulalter konzipiert und angemessen gestaltet werden kann, damit Kinder ein tragfähiges, für die Schule zielführendes Vorwissen erwerben können. In empirischen Studien wurde ein entwicklungsorientiertes Fördertraining unter verschiedenen Gesichtspunkten längsschnittlich evaluiert. Belegt werden konnten signifikante kurz- und langfristige Trainingseffekte auf die mathematischen Leistungen der Experimentalgruppe nach einer der Einschulung unmittelbar vorgelagerten 6-monatigen Förderung. Eine vertiefende Untersuchung unter sprachlichen Aspekten ergab, dass die sprachdominante Ausrichtung des Förderprogramms für sprachlich schwache Kinder kein Hindernis darstellte - die Ausprägung phonologischer Sprachverarbeitungsleistungen nahm keinen signifikanten Einfluss auf den mathematischen Fähigkeitszuwachs. Zudem verbesserte das Training nicht nur die mathematischen Kompetenzen, sondern auch die phonologische Sprachverarbeitung der sprachlich durchschnittlichen Kinder.

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