Internationale Unternehmen und nationale Kultur : Ein Vergleich zwischen Großbritannien und Deutschland am Beispiel der Versicherungswirtschaft

In der gegenwärtigen öffentlichen Diskussion wird dem gesellschaftlichen Wandel eine besondere Bedeutung zugeschrieben. Veränderungen werden häufig mit Bedrohungen und Zwangsläufigkeiten durch die Globalisierung in Verbindung gesetzt. Die vorliegende Studie leistet hier einen Beitrag zur Aufklärung und zeigt den Einfluss der Akteure in internationalen Unternehmen auf. Es werden Veränderungen, aber auch Kontinuitäten auf nationaler Ebene als Handlungsfolgen aufgezeigt. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Internationalisierung werden Erklärungsansätze zur Verbindung von Handlungs- und gesellschaftlicher Ebene erarbeitet. Die Versicherungswirtschaft, die in den vergangenen Jahrzehnten einem erheblichen Wandel unterworfen war, steht hierzu im Mittelpunkt der Untersuchung. In einer komparativen Analyse werden der britische und der deutsche Versicherungsmarkt miteinander verglichen. Die theoretischen Bezugspunkte der Untersuchung sind die Theorie der Strukturierung und der Neo-Institutionalismus. Innerhalb des Neo-Institutionalismus findet der National Business Systems-Ansatz des Europäischen Neo-Institutionalismus besondere Berücksichtigung. Das methodische Kernstück der Arbeit ist eine qualitative Erhebung in der Form leitfadengestützter Experteninterviews. Die Forschung im Feld wird durch eine qualitative Inhaltsanalyse ausgewertet. Eine Dokumentsanalyse ergänzt die Erhebung und dient im Forschungsprozess der Untersuchung der Handlungsebene. Eine quantitative Sekundäranalyse liefert einen Beitrag zur Erarbeitung des National Business Systems und zur Überprüfung der Veränderungen auf der gesellschaftlichen Ebene. Es werden exemplarisch die inländischen Versicherungsmärkte, die Auslandsaktivitäten der Versicherungsunternehmen, der Versicherungsvertrieb in den nationalen Märkten und die nationalen Versicherungsaufsichten untersucht. Als Ergebnis lässt sich die Bedeutung der nationalen Kultur für Veränderung und Kontinuität auf nationaler Ebene feststellen. Ob Veränderungen stattfinden, wann sie stattfinden und in welcher Form, ist danach auch von den Akteuren, ihrem intentionalen Handeln und der sie umgebenden Umwelt abhängig. Veränderungen und Kontinuitäten haben demnach nicht nur ihre Ursache auf globaler Ebene, sondern werden auch durch Akteure auf nationaler Ebene – wie beispielsweise Unternehmen, Vermittlern, Verbänden oder auch Regierungen – bestimmt und durch die sie umgebende Umwelt beeinflusst. Für internationale Organisationen bedeutet das die Notwendigkeit kulturelle Faktoren in unternehmerischen Entscheidungen sichtbar zu machen, um nationale Besonderheiten berücksichtigen zu können. Hierdurch bieten sich Handlungsmöglichkeiten, die zusätzliche Chancen eröffnen. Nationale Kultur erweist sich in einer globalisierten Welt als eine Einflussgröße auf Handlungsentscheidungen und unternehmerischen Erfolg.

In the present public discussion, social change is attributed a particular impact. Changes are often associated with threats and the inevitabilities of globalization. The study in hand contributes to clarifying this matter by showing the influence of agents in international enterprises. National changes as well as constants are pointed out as results of action. This study elaborates on theoretical approaches which try to explain the relation between entrepreneurial and social change against the background of increasing internationalization. It focuses on the insurance industry, which in the past decades was subject of a substantial amount of change. By way of comparative analysis, it compares the British and the German insurance markets. The theoretical reference points this analysis applies are the Theory of Structuring and Neo-Institutionalism. The National Business Systems approach in particular as a branch of the European Neo-Institutionalism is taken into account. The work’s methodical centerpiece is qualitative research in the form of semi-structured expert interviews. The field study is evaluated by way of qualitative content analysis and complemented by a document analysis whose primary function is the scrutiny of the level of action. A quantitative secondary analysis contributes to the development of the National Business System and to the survey of social changes. By way of example national insurance markets, foreign activities of insurers, the distribution of insurance products and the national insurance supervisions are considered. As a result, this study establishes the relevance of culture for national change and continuity. If changes take place, when they take place and in which form hence also depends on agents, their actions of international relevance and the environment in which they live. Changes and continuities, thus, are not only of global origin, but are also determined by agents on a national level – such as enterprises, intermediaries, organizations or governments – and influenced by their surroundings. As a consequence international organizations need to visualize cultural factors within corporate decisions making in order to be able to take into account national particularities. Even in a globalized world national culture proves to remain an influencing variable for decisions making and entrepreneurial success.

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